Es ist ein Dauerthema in der österreichischen Medienlandschaft: Alle Sender der Mediengruppe RTL sind auch bei unseren Nachbarn zu sehen, allerdings ohne eigenes Programm. Weil es aber eigene Österreich-Werbefenster gibt, zieht die Sendergruppe viele Millionen Euro Werbebudget aus dem Markt ab, ohne aber damit für neue, österreichische Inhalte zu sorgen. ProSiebenSat.1 etwa fährt eine andere Strategie und betreibt mit Puls 4 einen eigenen Sender. Nun hat Anke Schäferkordt, Chefin der Mediengruppe RTL, erstmals in Aussicht gestellt, dass sich das möglicherweise bald ändern könnte.

Schäferkordt weilt derzeit in Wien und hielt am Mittwoch eine Keynote auf den Österreichischen Medientagen. Im Rahmen dessen hat sie der Tageszeitung "Der Standard" ein Interview gegeben und gesagt, man schließe eigene Österreich-Inhalte nicht aus. Schäferkordt verweist auf die Werbefenster von RTLplus und n-tv, die spätestens Anfang 2018 kommen werden. "Bei n-tv bietet sich an, auch österreichische Inhalte zu zeigen. Wir schließen daher nicht aus, dass wir dort journalistische Inhalte für den österreichischen Markt anbieten, sprich Nachrichten oder Magazinbeiträge."

Der ganz große Aufschlag ist wohl trotzdem eher nicht zu erwarten. "Je größer die Produktionen sind, desto mehr Skalierbarkeit brauche ich in einem Markt. Der österreichische Markt ist geprägt von der Größe und der Dominanz des öffentlichen Rundfunks. Daher gibt der Markt ein breites Spektrum an Eigenproduktionen auf unseren Sendern nicht her", sagt Schäferkordt. Mit eigenen Inhalten bei n-tv könnte man einen ähnlichen Weg gehen wie N24, das mit N24 Austria seit etwas mehr als einem Jahr einen Österreich-Sender betreibt. Bei N24 Austria gibt es ein eigenes Nachrichten-Laufband, in der kommenden Woche startet zudem ein erstes eigenes Format (DWDL.de berichtete).