Gerade erst haben die Intendantinnen und Intendanten der ARD den Vertrag von Programmdirektor Volker Herres verlängert - anders als üblich nicht um fünf, sondern nur um drei Jahre (DWDL.de berichtete). Im Interview mit der "Süddeutschen Zeitung" macht Herres jetzt deutlich, dass ihm keine Situation begegnet ist, in der seine Wiederwahl infrage gestellt wurde. "Wir reden sehr offen über Dinge, die uns gefallen oder nicht gefallen. Ich bin ja auch nicht immer mit allem glücklich, was die Landesrundfunkanstalten so produzieren", sagte Herres. "Es gibt außerdem unterschiedliche Orientierungen, manchen ist der Marktanteil wichtiger als anderen. Aber klar: Wenn man von allen nur beklatscht werden will, wäre man auf dem Posten verkehrt."

Dass Das Erste regelmäßig hinter dem ZDF liegt, stört ihn offensichtlich nicht. "Das ZDF hat sein Programm sehr konsequent auf Marktanteilsoptimierung ausgerichtet. Wir sind sehr viel kompromissbereiter, Dinge zu machen, von denen wir wissen, dass sie nicht die ganz hohen Quoten erzielen werden. Nehmen sie die NSU-Trilogie. Ich finde die Filme großartig. Es war aber auch klar, dass das kein großer Quotenerfolg wird. Dann hätten wir die NSU-Geschichte als Thriller erzählen müssen. Wäre mit mir nicht zu machen gewesen." Quote und Qualität würden sich letztlich aber nicht ausschließen, betont der Programmdirektor und zieht eine Formel der BBC heran: "Make the good popular and the popular good! Das ist unsere Aufgabe."

Dass die ARD nun zusätzlich zum "Tatort" donnerstags gleich 14 Kommissare im Einsatz hat, mag mancher aber wohl doch eher als Schritt Richtung Quote erachten. "Krimi ist im Fernsehen eine sichere Bank", räumt Volker Herres in der "SZ" ein. "Aber, und das ist mir wichtig, wir machen keine Monokultur. Wir haben einen Anspruch im Fiktionalen, dramaturgisch und formal ein großes Spektrum anzubieten." Mit Blick auf Unterhaltungsshows würde sich Herres jedoch mehr Abwechslung wünschen, zumal derzeit sogar ein prominenter Termin frei ist: "Wir haben im Moment einen Platz am Dienstag um 22:45 Uhr, der nach der Reduzierung der politischen Talks fast nur mit Wiederholungen bespielt wird. Das wäre ein guter Platz, um Neues auszuprobieren. Kreative Ideen sind herzlich willkommen." Vorstellen kann sich der ARD-Programmdirektor hier etwa "ein unterhaltsames Gesprächsformat" im Stile von "NDR Talkshow" oder "3 nach 9". Herres: "Talks müssen ja nicht immer nur politisch sein."

Mit Blick auf das seit Jahren schwache Abschneiden Deutschlands beim Eurovision Song Contest gibt sich Herres realistisch. Das sei "bedauerlich, aber es ist offenbar schwer geworden, Künstler zu finden, die europäisch überzeugen", sagte er. Und mit einem Augenzwinkern: "Ganz ehrlich gesagt will ich in meiner Amtszeit gar nicht so unbedingt noch mal gewinnen, denn dann ist man im nächsten Jahr Gastgeber, und das ist teuer."

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