Mal ehrlich, Herr Weber, können Sie eigentlich Kontroverse? Nach acht Jahren "ARD-Buffet" sind Sie doch bestimmt voll auf Harmonie programmiert.

Unterschiedliche Meinungen kann ich gut aushalten. Kontroverse ist allerdings für mich kein Wert an sich. Eine Show mit Schlagabtausch kann unterhaltsam sein, ist in unserem Fall aber nicht unbedingt zielführend. Es geht vielmehr darum, ganz konkrete Probleme, die uns alle betreffen können, anhand von Lebenswirklichkeiten aufzuzeigen. Wer eine Lösung im Blick hat, darf mit anderen über Vorschläge streiten, aber keine Phrasen dreschen, um Applaus abzuholen. Und jeder, der Familie hat, muss sowieso Kontroverse können!

Dürfen Sie in dem Format Ihre eigene Meinung zu erkennen geben oder sind Sie ganz Moderator im Sinne von "mäßigen"?

Es geht hier am allerwenigsten um meine Meinung. Aber: Alle Themen von "mal ehrlich" sind auch meine Themen. Daher habe ich logischerweise eine Haltung zu den Dingen und die darf spürbar sein. So habe ich das bisher immer gehalten.

Ärger gab es schon vor dem Start der Sendung, weil die Produktionsfirma Encanto nach Talkgästen gesucht hatte, die gegen Honorar eine bestellte Meinung vertreten sollten. Waren Sie genauso entsetzt wie der SWR, als Sie davon erfahren haben?

Grund für den Ärger war eine unglückliche Formulierung in einer Annonce zur Gästeakquise. "Entsetzen" ist eine Vokabel, die ich mir für wirklich schlimme Ereignisse aufhebe. Die unmissverständliche Klarstellung des SWR, dass jeder, der zu mir in die Sendung kommt, seine eigene Meinung vertritt, sollte ausreichen.

Wenn Sie als Moderator merken, dass Ihr Gesprächspartner gerade nicht ehrlich ist – wie gehen Sie vor, um ihn doch noch auf die richtige Bahn zu bringen?

Wenn ich als Moderator das merke, merken es auch die Zuschauer. Dann spreche ich das offen an und gebe dem Gesprächspartner noch eine Chance, ehrlich zu sein. Denn wer für alle spürbar nicht mit der Wahrheit rausrückt, schießt sich selbst ins Knie.

Wenn Sie das SWR-Quiz "Meister des Alltags" moderieren, geht es meist lehrreich zu. Welche Erkenntnis aus der Show hat Ihnen im eigenen Alltag am meisten weitergeholfen?

Die Erkenntnis, dass Halbwissen – das vermeintlich höchste Gut aller Fernsehmoderatoren – gefährlich ist. Das kann zu Explosionen von Mikrowellen, Strafzetteln, verwelkten Schnittblumen, Rotweinflecken im Teppich und erheblichen Gesundheitsschäden führen. Ich fordere daher den großen "Meister des Alltags"-Almanach zum Nachschlagen in Papierform. Zwischen zwei Buchdeckeln aus schwerer Pappe. Dann kann nix mehr schief gehen.

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