An der Verpflichtung, Programmflächen für Unabhängige Dritte freizuräumen, kommt RTL auch in Zukunft nicht herum: Zwar fiel der Marktanteil im maßgeblichen Referenzzeitraum knapp unter die dafür relevante Marke von zehn Prozent. Doch weil die gesamte Sendergruppe zusammen mehr als zwanzig Prozent erreicht, ist RTL als stärkster Sender der Gruppe weiterhin dazu verpflichtet, Drittanbieterformate ins Programm zu nehmen. Die wurden für die im kommenden Jahr beginnende Lizenzperiode neu ausgeschrieben. Nachdem diese nun neu zugeschnitten wurden, gab es bis Freitag deutlich mehr Interessenten.

42 Bewerber zählt die zuständige Niedersächsische Landesmedienanstalt und stellt damit eine deutliche Steigerung der Bewerberzahl fest. Beim vergangenen Verfahren vor fünf Jahren gab es schließlich lediglich zehn Bewerber. Alleine für die neue Zeitschiene am Samstagabend, wo RTL ab dem kommenden Juli im Anschluss an "RTL aktuell" zwischen 19:05 und 20:15 Uhr ein Drittanbieter-Format senden muss, gab es mehr Bewerber. Für die wohl attraktivste Zeitschiene der neuen Lizenzperiode gibt es elf Bewerber, darunter bekannte Größen wie etwa ITV Studios Germany, Focus TV und auch die I&U. Auch Good Times hat sich für diesen Sendeplatz beworben. Die Firma stiftete bei Sat.1 kürzlich bereits "Dinner Party" bei, bis Sat.1 die Drittanbieterformate nach einem erfolgreichen Eilantrag Anfang August wieder aus dem Programm kippte.

Auffallend ist, dass sich die dctp nicht für die neue Zeitschiene am Samstagabend beworben hat – und sich auch Spiegel TV selbst nicht um diesen Sendeplatz bemüht. Zur Erinnerung: Die bisherige Sendeschiene am späten Sonntagabend, auf dem bislang das "Spiegel TV Magazin" beheimatet ist, entfällt in der kommenden Periode. Spiegel TV selbst hat sich den Angaben der NLM zufolge für keine der vier Zeitschienen beworben, die dctp ausschließlich für den bislang noch von AZ Media mit "30 Minuten Deutschland" gefüllten Sendeplatz am späten Montagabend. Hier wird RTL auch in Zukunft im Anschluss an "Extra" Drittanbieterformate senden. Zu den weiteren Interessenten gehören hier beispielsweise DOCMA TV und Joker Productions. AZ Media hat sich nicht erneut für diese Sendeschiene beworben, zu Änderungen kommt es also auf jeden Fall.

Auch für die nächtlichen Sendeplätze am Dienstag gibt es etliche Interessenten. Für den Sendeplatz ab 00:30 Uhr gibt es elf Interessenten, darunter etwa 99pro aus Leipzig, Süddeutsche TV und auch Tresor. Selbst für die vierte Sendeschiene, in der dienstags ab 01:15 Uhr ein 30-minütiges Format platziert werden kann, gibt es elf Bewerber. Es ist der einzige Sendeplatz, für den sich AZ Media, bislang am Montagabend präsent, beworben hat. Außerdem gehört hier die tellvision Film & Fernsehproduktion zu den Interessenten. Ähnlich wie Good Times kam diese auch bei Sat.1 bereits zum Zug, ähnlich wie bei der "Dinner Party" ist das Reisemagazin "Grenzenlos" am Samstagvorabend aber derzeit nach dem Eilantrag nicht im Programm.

Nicht mehr neu ausgeschrieben werden die Sendeplätze am Samstagmorgen, wo unter dem Titel "YOLO" seit Beginn der aktuellen Lizenzperiode Formate ausgestrahlt werden, die sich an ein jüngeres Publikum richten sollen. Auch am Mittwochabend gibt es künftig keine Drittanbieterzeiten mehr – "stern TV", das in der ersten halben Stunde bislang über eine dctp-Lizenz lief, bleibt aber dennoch im Programm, dann aber eben komplett im Auftrag von RTL. Alle Bewerber haben wir Ihnen übersichtlich auf der kommenden Seite zusammengestellt.

Mit den nicht unumstrittenen Drittsendezeiten möchte der Gesetzgeber die Meinungsvielfalt im Fernsehen sicherstellen. Ein solches Fensterprogramm muss unter Wahrung der Programmautonomie des Hauptveranstalters einen zusätzlichen Beitrag zur Vielfalt in dessen Programm, insbesondere in den Bereichen Kultur, Bildung und Information, leisten. Die NLM prüft nun zunächst die Zulassungsfähigkeit der eingegangenen Anträge und wird diese anschließend mit RTL mit dem Ziel erörtern, eine einvernehmliche Auswahl zu treffen. Kommt dies nicht zustande, darf RTL drei und die NLM bis zu zwei weitere Vorschläge unterbreiten. Die NLM entscheidet dann aus dieser Auswahl mit dem Ziel, einen größtmöglichen Beitrag zur Vielfalt im Programm des Hauptprogrammveranstalters, also RTL, zu erreichen.

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