Vor zwei Jahren hat mit "Ponyhof" die erste Studioproduktion von TNT Comedy, damals noch TNT Glitz, seine Premiere gefeiert. Schnell waren das Format und die beiden Moderatorinnen Jeannine Michaelsen und Annie Hoffmann bekannt, Michaelsen tingelte davor ja schon durch einige Sendungen. Zur Popularität des "Ponyhof" beigetragen haben sicherlich auch die Nominierungen für den Grimme Preis sowie die für den Deutschen Fernsehpreis. Und auch wenn es nur bei der Nominierung blieb: Das macht niemanden beim Sender oder der Produktionsfirma Endemol Shine traurig. Man ist schon froh, in den ersten zwei Jahren so ein großes Echo ausgelöst zu haben. Wenn möglich, soll das auch mit der neuen Staffel gelingen, die ab diesem Montag zu sehen ist.

Wie schon zur zweiten Staffel, müssen die Fans des "Ponyhof" auch jetzt wieder mit einigen Änderungen leben. Das Publikum ist abgeschafft, dafür soll es mehr Sketche geben. Zudem steht jede der sechs neuen Folgen unter einem bestimmten Motto. Als DWDL.de im April dieses Jahres bei der Aufzeichnung einer Folge in Köln vorbeischaut, zeigt sich, weshalb man inzwischen wieder auf ein Publikum verzichtet, obwohl man es zur zweiten Staffel erst eingeführt hatte. Die Aufzeichnung beginnt mit rund 30-minütiger Verspätung, weil Michaelsen und Hoffmann nebenan noch mehrmals die Eingangs-Szene drehen.

Als es dann endlich losgeht, muss erneut mehrmals angesetzt werden, um das perfekte Ergebnis zu haben. Keine Frage: Für die Macher vor und hinter der Kamera ist der Wegfall des Publikums ein Segen. Können sie doch so ohne Zeitdruck arbeiten und sich an entscheidenden Stellen auch einmal ein wenig mehr Zeit nehmen. "Ich bin es eigentlich eher mit Publikum gewohnt und deswegen hat sich das in der zweiten Staffel für mich ganz homogen angefühlt. Für das Endergebnis war das Publikum aber letztlich obsolet, da waren wir uns alle einig", sagt Michaelsen im Gespräch mit DWDL.de. Der Stimmung habe das fehlende Publikum keinen Abbruch getan, zeigt sich die Moderatorin überzeugt.

Fehlendes Publikum drückt die Stimmung

Schon vor Ort und auch bei der Ansicht einiger neuen Folgen lässt sich diese These nicht ganz halten. Es wirkt für eine Late-Night-Show einfach nicht sehr homogen, wenn die beiden Moderatorinnen zu Beginn ins Studio gestolpert kommen, die Zuschauer locker flockig begrüßen - und dann niemand klatscht. Stimmung kommt so im Studio leider nur selten auf. Die Taktik, künftig mehr Sketche zu zeigen, geht allerdings voll auf. Auch, weil hier einige bekannte Gesichter zu sehen sind, die an den kurzen Einspielern mitgewirkt haben. Auch das Studio kommt mit einigen liebevollen Details daher. Das Konzept mit der Band, die jeweils die Lieder von bekannten Musikern nachsingen soll, dabei aber stets scheitert, ist als Idee zwar gut. Hier hapert es an der Umsetzung: Die Nachahmung ist nicht einmal ansatzweise lippensynchron und so auch keinen Funken witzig.

Selbstironie tut dem Format gut

An einigen Stellen beweisen "Ponyhof" bzw. die Moderatorinnen auch eine gehörige Portion Selbstironie. Etwa als Michaelsen den Zuschauern erklärt, wer sie nun eigentlich ist: "Die Tante mit dem Laptop auf dem Schoß bei der Knaller-EM 2012 in Polen und der Ukraine. Am Strand von Usedom. Da hat die das Internet bis ins Nirwana gelesen", erklärt sie womöglich unwissenden Zuschauern, die es beim "Ponyhof" aber wohl kaum gibt. Tatsächlich hängt Michaelsen das "Ich lese Sachen aus dem Internet im Fernsehen vor"-Image bis heute nach. Dass sie damit offen umgeht und das zu einem Teil der Sendung macht, gehört respektiert und tut dem Format nebenbei auch sehr gut.

Auch die Quoten der eigenen Sendung sprechen Hoffmann und Michaelsen immer mal wieder an und machen sich ein wenig lustig darüber, dass man die Sendung ja ohnehin nur für sich selbst mache. Ganz unironisch freut sich Michaelsen aber auch darüber, keinen Quotendruck zu verspüren. "Der große Vorteil in der Nische ist, dass man ein Format auch verändern und entwickeln kann. Das kannst du auf einer prominenten und großen Plattform zumindest in dieser Form nicht." Man befinde sich einem "stetigen Optimierungszustand".

Manchmal scheinen aber auch die Macher "Ponyhof" nur mit Alkohol ertragen zu können, der fließt in der Show nämlich in rauen Mengen. Sei es während eines Talks mit Daniel Wirtz im Studio oder bei einem Außendreh in Köln, wo man kurzerhand eine Diskussionssendung ("Annie Will") mit betrunkenen Disco-Gängern macht. "Wir laufen ja um 22:35 Uhr, das ist so eine Couch-Zeit und da trinkt man auch ganz gerne mal ein Bierchen, damit die Zuschauer sich abgeholt fühlen. Dann ist man gleich auf einem Level - alle haben einen sitzen", sagt Michaelsen und lacht.

Nicht der Druck steigert sich, sondern die Erwartungen. Die Erwartungen an einen selbst und an das Format.

Annie Hoffmann

Steigenden Druck spüren weder Michaelsen noch Hoffmann. "Nicht der Druck steigert sich, sondern die Erwartungen. Die Erwartungen an einen selbst und an das Format", sagt Hoffmann, die mit den Veränderungen der aktuellen Staffel zufrieden ist. "Es hat vielleicht etwas Schönes, wenn eine Sendung immer gleich ist. Auf der anderen Seite können wir mit jeder Staffel neu ansetzen und können immer wieder was Neues ausprobieren", sagt sie.

Schon in den Staffeln eins und zwei haben Michaelsen und Hoffmann auch hinter der Kamera viel mitgearbeitet, bei der neuen Staffel hat sich das intensiviert. "Ich würde behaupten, dass wir jetzt noch einmal einen großes Schritt gemacht haben. Wir haben an fast allem, was da an Einspielern produziert wurde und auch an den Sendungsbüchern selbst intensiv mitgearbeitet", sagt Michaelsen, die darauf verweist, auch künftig Prank-Einspieler machen zu wollen. "Aber wir wollen mehr spielen und thematisch relevanter werden."

Und wie lange wollen die beiden nun den "Ponyhof" noch machen, wenn es in diesem Jahr wieder nicht zu einem großen TV-Preis reicht? "So lange man uns haben will", erklärt Hoffmann und lächelt dabei verschmitzt. Darauf erst einmal einen Waldmeister-Schnaps!

TNT Comedy zeigt sechs neue Folgen von "Ponyhof" ab dem 4. September immer montags ab 22:35 Uhr.