Logo: PremiereMonatelang nicht verfügbare Decoder, ein mehrfach verschobener Start und die Verbreitung nur via Satellit: Die Einführung von HDTV geriet nicht ansatzweise so, wie es sich Premiere-Chef Dr. Georg Kofler erhofft haben dürfte. Dabei hörte man gewohnt großspurige Töne vom PayTV-Sanierer, der anfangs keinen Zweifel daran hatte, dass HDTV ein Erfolg wird: "Ich glaube ganz fest dran, wie ich auch an Teleshopping und sogar 9Live geglaubt habe, als alle gesagt haben, das wird nix. Die einzige Unsicherheit ist, dass viele Experten jetzt auch schon sagen, es wird ein Erfolg."

Im vergangenen Sommer kündigte sich die Ernüchterung aber schon leise an: Im DWDL-Interview hegte der Premiere-Vorstandsvorsitzende erste Zweifel, ob wirklich alles nach Plan laufen werde: "Wenn die Industrie schnell genug die neuen MPEG4-Chips liefert, dann steht dem nichts im Wege. Das einzige zeitliche Risiko liegt in der Produktion dieser neuen Chips", so Georg Kofler. Dennoch war er sich sicher: Der Umstieg auf HDTV sei so bedeutend wie damals der Umstieg von Schwarz-weiß-Geräten auf Farbfernseher.

Zum Weihnachtsgeschäft wollte Kofler HDTV zusammen mit dem Verkaufsschlager Flachbildfernseher auf den Wunschzetteln ganz oben sehen. "Interessante Kooperationen" mit Herstellern von Decodern und LCD-Fernsehern, sollten den Einstieg in die neue Fernsehwelt erschwinglich machen, so Kofler gegenüber DWDL. Doch die Decoder fehlten und Premiere entschied sich im Oktober zum ersten Mal den Start des HDTV-Angebots zu verschieben. Statt den neuen Fernsehstandard am 19. November mit der Live-Übertragung der Bundesligapartie 1.FC Köln gegen Schalke 04 zu beginnen, ging es erst am 3. Dezember los. Doch auch dann fehlten noch immer Decoder in ausreichender Stückzahl. Lediglich ein Hersteller konnte Geräte liefern. Humax und Philips wollten zu diesem Zeitpunkt nicht einmal verbindliche Liefertermine nennen.