Die Laune bei den Verantwortlichen von Servus TV könnte eigentlich gut sein: Der Sender holt in Österreich derzeit so gute Quoten wie noch nie zuvor.  Im Juni kam Servus TV auf 2,2 Prozent Marktanteil beim Gesamtpublikum und liegt damit nun schon fast in Schlagdistanz zu ATV und Puls 4. Dennoch steht der Sender aus dem Red-Bull-Reich offenbar vor großen Umwälzungen. Wie die in Sachen Servus TV stets gut informierten Kollegen der "Salzburger Nachrichten" nämlich berichten, stehen gleich eine Reihe von Änderungen ins Haus.

So soll das Morgenmagazin "Servus am Morgen" beendet werden. Seit einigen Jahren versucht sich Servus TV in der Früh an einer eigenproduzierten Magazinsendung, kann damit aber meist nicht punkten. In Deutschland wurde das Projekt daher bereits 2015 beendet, in Österreich lief die Sendung weiter. Nun soll "Servus am Morgen" allerdings nicht aus der Sommerpause zurückkehren, berichten die "Salzburger Nachrichten". Auf Nachfrage von DWDL.de erklärt eine Sendersprecherin: "'Servus am Morgen' ist aktuell in der Sommerpause. Ob das Frühstücksformat zurückkehrt, steht noch nicht fest und wird evaluiert."


"Servus am Morgen" hat es stets schwer: Marktführer beim jungen Publikum ist seit jeher Puls 4 mit "Café Puls". Im vergangenen Jahr startete zudem der ORF mit einer großen Offensive am  Morgen und brachte "Guten Morgen Österreich" auf Sendung, das seitdem deutlich besser läuft als das zuvor gesendete Alpenpanorama. Vom ewigen dritten Platz, weit abgeschlagen hinter Puls 4 und ORF, hat man bei Servus TV nun offenbar genug. Statt eines Morgenmagazins gibt es beim Sender laut "Salzburger Nachrichten" derzeit offenbar Überlegungen, ein Mittagsmagazin zu starten.

Doch es droht auch ein Verlust des erfolgreichen Talkformats "Talk im Hangar-7", das Servus TV wöchentlich am Donnerstagabend ausstrahlt. Das Format soll laut den "Salzburger Nachrichten" aber nicht eingestellt werden, sondern künftig über die neue Recherche-Plattform Quo Vadis Veritas (QVV) zu sehen sein. Diese ist zwar noch nicht gestartet, bereitet derzeit aber alles für einen Launch vor - und hat auch schon einige namhafte Journalisten angeworben. Zu den bekanntesten Gesichtern zählt unter anderem der ehemalige ATV-Chefredakteur Alexander Millecker. Auch andere Ex-ATV-Mitarbeiter sowie frühere Redakteure von der inzwischen eingestellten Online-Plattform NZZ.at haben bei QVV angeheuert. Servus TV wollte den möglichen Wechsel des Formats gegenüber DWDL.de nicht kommentieren.

QVV ist eine Rechercheplattform, die ein "vollständigeres Bild der Wirklichkeit schaffen" will und von Red-Bull-Gründer Dietrich Mateschitz finanziert wird. "Dieser rekonstruktive Journalismus nimmt nicht für sich in Anspruch, die Wahrheit gefunden zu haben, er bemüht sich aber, ihr mit den Mitteln von Recherche und Datenanalyse so nahe wie möglich zu kommen", heißt es in der Selbstbeschreibung des Portals. Genaue Details zum Aufbau der Plattform sind noch nicht bekannt, sehr wahrscheinlich ist aber, dass das Team trimedial arbeiten wird: Die Redakteure schreiben also Texte für die Webseite, Bewegtbild-Stücke sollen TV-Sendern angeboten werden. Hinzu kommt laut "Salzburger Nachrichten" auch ein Print-Produkt, das viermal im Jahr erscheinen soll.

Für den Aufbau der journalistischen Organisation ist seit dem 1. April der ehemalige "Presse"-Chefredakteur und Servus-TV-Moderator Michael Fleischhacker verantwortlich, Fleischhacker moderiert auch "Talk im Hangar-7". Inwieweit QVV wirklich unabhängig berichten wird, muss sich erst noch zeigen. Mateschitz brachte 990.000 in die gemeinnützige Stiftung ein, weitere 10.000 kamen von der Servus Medien GmbH.

Ein möglicher Weg für Servus TV könnte lauten: Weg von Talk und Magazin, hin zu mehr Dokus und Fiktionalem. Erst vor wenigen Tagen bestätigte der Sender, dass man bereits ab Herbst eine erste eigenproduzierte Drama-Serie zeigen wird (DWDL.de berichtete). Laut "Salzburger Nachrichten" arbeitet man derzeit schon an einer zweiten Serie. Auch eine neue Politsendung zur im Oktober anstehenden Nationalratswahl soll es geben.

Bei Servus TV ist derzeit also viel los - vor einem Jahr hätten damit wohl nur die wenigsten gerechnet. Damals wurde bekannt, dass Servus TV seinen Sendebetrieb einstellen will. Hintergrund war das Vorhaben von einigen Beschäftigten, einen Betriebsrat zu gründen. Nachdem die Mitarbeiter von dieser Idee abließen, nahm Dietrich Mateschitz seine Entscheidung zurück. Ein später angekündigtes Aus des Senders in Deutschland und der Schweiz wurde ebenfalls nicht umgesetzt.