Auch wenn es von den Veranstaltern gerne heißt, dass der Eurovision Song Contest (ESC) unpolitisch ist - so politisch wie in diesem Jahr war er wohl noch nie. Im Vorfeld verweigerte der ukrainische Geheimdienst der russische ESC-Kandidatin Julia Samoilowa die Einreise ins Land. Zwar versuchte die EBU noch irgendwie zu schlichten, doch Russland zog seine Teilnahme schließlich zurück und war im Mai in Kiew nicht mit dabei. Das könnte nun Konsequenzen für die Ukraine nach sich ziehen.

Das Exekutivkomitee des ESC hat nun nämlich eine Strafe wegen des Einreiseverbots gefordert. Die sogenannte Reference Group empfahl Sanktionen, die "im Einklang mit dem Regelwerk des Wettbewerbs" sind, sagte der Sprecher der Europäischen Rundfunkunion, David Goodman, der Agentur Tass am Donnerstag. Wie genau die Strafe aussehen könnte, sagte er dabei aber nicht.

"Wir konnten diesen Präzedenzfall nicht straffrei lassen. An der heiligen Regel des freien Geleits konnten wir nicht rütteln lassen", bestätigte der Vorsitzende Frank-Dieter Freiling gegenüber eurovision.de. Grund für das Einreiseverbot gegen die russische Musikerin war, dass Samoilowa zuvor einen Auftritt auf der von Russland annektierten Halbinsel Krim hatte. Der ukrainische Geheimdienst sah darin einen Verstoß gegen die Souveränität des Landes.

Beim Chef des ukrainischen öffentlich-rechtlichen Fernsehens klingeln aufgrund der angekündigten Strafe bereits alle Alarmglocken. Via Facebook warnte Surab Alassanija vor den finanziellen Folgen einer Strafe. "Ich habe große Zweifel, ob der Staat in Person des Geheimdienstes SBU diesen Konflikt mit dem öffentlich-rechtlichen Fernsehen der Ukraine teilen wird", schrieb er. Finanzielle Forderungen könnten den Sender ruinieren.