Shootingstar mit 52? Das schaffen nicht viele, schon gar nicht in der heutigen Privatfernsehwelt, in der so manchen Programmverantwortlichen das Publikum gar nicht jung genug sein kann. Frank Buschmann ist da eine echte Ausnahme. Jahrelang für seine emotionalen und mitunter lautstarken Sportkommentare wahlweise gefeiert oder gehasst, schickt sich "Buschi", wie sie ihn nennen, neuerdings an, die TV-Unterhaltung zu erobern. Als Moderator der deutschen Adaption von "The Wall" wird der gebürtige Bottroper an diesem Wochenende erstmals als Moderator einer großen Primetime-Show bei RTL fungieren und der Kölner Sender hat schon im Vorfeld zu verstehen gegeben, dass die Hoffnungen groß sind.

Mehrere Tage stand Buschmann kürzlich in Paris vor der Kamera, wo die Produktionsfirma Endemol Shine im Set der französischen Kollegen mehrere Folgen jener Show aufzeichnete, die auch schon in den USA gut funktionierte. "Es ist definitiv kein normales Quiz", sagt Buschmann über die Sendung. Wer das Original kennt, weiß, dass er recht hat, denn der Star der Show ist tatsächlich diese ominöse Wand, die ganze zwölf Meter misst und im unteren Bereich in 15 Boxen mit unterschiedlichen Geldwerten aufgeteilt ist. Dazwischen befindet sich ein Gitternetz aus Stäben, das dafür sorgt, dass sich nicht im Ansatz vorhersagen lässt, in welchem Feld die oben eingeworfenen Bälle am Ende landen werden.

"Die Wand stürzt Menschen im emotionale Täler, zieht sie auf emotionale Berge und du weißt nie, was als nächstes kommt", schwärmt Buschmann wenige Tage nach dem Ende der Aufzeichnungen, als wir in Köln zum Gespräch mit ihm verabredet sind. Man spürt zu jeder Sekunde, dieser Mann brennt für sein Format. Aber das tut er streng genommen fast immer, wenn das Mikrofon angeschlossen ist. Buschi brannte schon vor zehn Jahren, als er erstmals über Stunden hinweg kommentierte, wie sich Stefan Raab gegen einen Kandidaten in teils absurden Wettkämpfen behauptete. Dass das den Grundstein für eine Karriere abseits des Sports liegen würde, konnte damals freilich niemand ahnen, nicht mal Frank Buschmann selbst.

Das hätte er gut und gerne noch ein paar Jahre machen können – erst recht, da ProSieben jetzt mit Steffen Henssler einen "neuen Raab" gefunden hat. Buschmann entschied sich dennoch für den Abschied, nachdem sein in Unterföhring kritisch beäugter Sommer-Flirt mit RTL überraschend zum Hit avancierte. Bei "Ninja Warrior Germany" brüllte sich Buschmann derart in Rage, dass die Chefetage des Marktführers hellhörig wurde und ihn dauerhaft an sich binden wollte – jetzt eben auch als Moderator. "Ich besitze kein Show-Gen, aber ich trage eine kindliche Begeisterung in mir, die mich vielleicht zum Show-Man macht", sagt Frank Buschmann über sich, wohl wissend, dass "The Wall" noch einmal etwas völlig Neues für ihn ist.

Zweifel kennt dieser Mann allerdings nicht. "Natürlich bin ich oft gefragt worden, ob ich mir im Klaren bin, dass ich jetzt alleiniger Host einer Samstagabendsendung bin", sagt Buschi und gibt sich die Antwort gleich selbst. "Was soll ich machen? Soll ich mir jetzt zweimal ins Höschen machen und mit einer feuchten Hose durchs Studio laufen? Nein! Ich bin mir darüber vollkommen im Klaren." Dass er die Show-Karriere in einem Alter beginnt, in dem sie für andere schon längst wieder vorbei ist, erachtet Buschmann als Vorteil. Er sei ganz froh, keine 35 mehr zu sein, erklärt er. "Vielleicht bekomme ich diese geilen Angebote momentan auch gerade weil ich dieses Alter habe und diese Erfahrung mitbringe."

The Wall© MG RTL D / Stefan Gregorowius

Er mache sich eben nicht mehr in die Hose, wenn er nach den Quotenerwartungen gefragt wird, sagt er und betont, dass es für ihn nicht entscheidend sei, wie viele Menschen seine Sendungen schauen. Als Naivität möchte Buschmann das aber nicht verstanden wissen. "Ich bin nicht dumm", gibt er zu verstehen. "Ich weiß auch, wenn das Ding keine Zuschauer erreicht, wird mich keiner mehr als neuen Hoffnungsträger sehen." Doch er ist gewillt, sich, vor allem aber seinen Kritikern zu beweisen, dass er es drauf hat. Während des Gesprächs spricht Buschmann immer wieder direkt ins Smartphone, das seine Worte aufzeichnet – ganz so, als säßen darin all die Nörgler, die ihm in den sozialen Netzwerken bisweilen gehörig auf den Zeiger gehen.

"Viele hatten sich ja im Vorfeld darüber laut beschwert, weil sie meinen Wechsel nicht nachvollziehen konnten. Wie ruhig die inzwischen alle geworden sind!", sagt Buschmann und erhebt die Stimme. Alle seien sie in ihre Löcher zurückgekrochen, "weil sie gesehen haben, dass 'Ninja Warrior' eine geile Sendung ist". Und das sei "The Wall" eben auch, schiebt der einstige Basketballspieler eilig hinterher – und verspricht schon mal vorbeugend, in seiner neuen Sendung keineswegs als "Brülläffchen" Dauerbeschallung betreiben zu wollen, wie manche der besagten Nörgler im Vorfeld unkten. Mit dem Ergebnis ist Buschmann zufrieden. Er sei mit einem Dauergrinsen aus Paris zurückgekehrt. Dabei hatte er im Vorfeld großen Respekt, weil er wusste, dass ihn weder der Regisseur noch der Aufnahmeleiter verstehen würden.

"Ich habe mich gefragt, ob wir diese kleinen Momente, die ich so schätze, überhaupt einfangen können", sagt Buschmann, doch diese Bedenken seien schnell zerstreut worden. "Wir hatten einen italienischen Regisseur, der die Show für die Franzosen gemacht hat, perfekt Englisch sprach und im Laufe der Aufzeichnungen Deutsch gelernt hat." Er selbst habe sein Schul-Französisch aufgefrischt und sich mit dem Publikum und den Jungs von der französischen Produktionsfirma mit der Zeit radebrechend unterhalten können. "Das war gelebte deutsch-französische Freundschaft", erzählt Buschi staatstragend, sodass sich unweigerlich das Gefühl einstellt, dass selbst der kürzlich verstorbene Altkanzler Helmut Kohl vermutlich seine helle Freude an "The Wall" gehabt hätte.

"Ich habe wie jeder andere Mensch das Recht auf freie Berufsplatzwahl."
Frank Buschmann

Angesprochen auf mögliche Idole, schüttelt Frank Buschmann bloß mit dem Kopf. "Wenn ich versuchen würde, jemandem nachzueifern, dann könnte ich immer nur eine schlechtere Kopie sein." Das habe er nie gemacht. "Ich halte mich nicht für besser als die, die gerade rumlaufen. Aber ich habe eine sehr genaue Vorstellung von dem, wie ich es auf keinen Fall machen möchte", sagt er und poltert schließlich in bewährter Buschi-Manier los. "Schauen Sie sich doch mal die ganzen Moderations-Roboter an, die nicht stören dürfen. Ich störe schon! Zumindest manchmal." Und das soll er künftig noch häufiger machen. So hat RTL jüngst neben "Ninja Warrior" und "The Wall" mit "Buschi vs. Köppen" gleich noch ein weiteres Format mit dem Ü50-Shootingstar in Aussicht gestellt.

Und dann ist da auch noch der Bezahlsender Sky, für den Frank Buschmann neben seiner Sport-Comedy "Eine Liga für sich" demnächst auch Bundesliga und Champions League kommentieren wird – ein Wechsel, dem ihm viele seiner Anhänger übel nahmen, weil er dafür die NFL-Übertragungen bei ProSieben Maxx sausen ließ. Buschmann blickt wieder in Richtung des Smartphones – als wolle er seine Kritiker erneut direkt darüber ansprechen: "Ich habe wie jeder andere Mensch das Recht auf freie Berufsplatzwahl", sagt er. "Der Wechsel zu Sky war ja keine Entscheidung gegen etwas, sondern für etwas." An seiner Show werde man weiter schrauben, um sie zu verbessern, verspricht er und kündigt an, Fußball so zu kommentieren, wie er schon immer Sport kommentiert habe. Doch das sollte niemanden ernsthaft überraschen. Buschi ist eben Buschi.

"The Wall" startet am Samstag um 20:15 Uhr bei RTL