Mit einem Monatsmarktanteil von 10,6 Prozent lief's fürs Erste zu Jahresbeginn so schlecht wie noch nie, doch davon hat sich der Sender in den vergangenen Monaten wieder ein gutes Stück erholen können. Die Saison-Bilanz fällt mit Blick auf die Quoten dennoch durchwachsen aus: In vier Monaten lag man über dem Vorjahreswert, in fünf Monaten lag man darunter. Der inzwischen durchaus beachtliche Abstand zum ZDF hängt mit vereinzelten Problemen im Tagesprogramm zusammen, aber auch mit Schwächen zu später Stunde, wo man sich - anders als die Mainzer - schwer tut, Kontinuität zu etablieren. Dass man die seit Jahren größte Baustelle im Programm in der zurückliegenden Saison endgültig schließen konnte, ist aber ganz sicher die beste Nachricht für die Verantwortlichen.

Der Vorabend hat sich mit seiner Quiz-Schiene um 18:00 Uhr zum verlässlichen Quotenbringer entwickelt. Dabei stechen vor allem zwei Formate heraus: Sowohl "Gefragt – gejagt" als auch "Wer weiß denn sowas?" konnten im Laufe der Monate kontinuierlich Fans hinzugewinnen und sprachen auch das junge Publikum an. Ganz nebenbei erwiesen sich die Shows auch als Primetime-tauglich. Das "Quizduell" blieb zwar hinter diesen Werten zurück, konnte sich aber ebenfalls steigern – einzig das "Paarduell" trat zuletzt aus Quotensicht auf der Stelle. Wer jetzt allerdings auf die Idee kommt, eine weitere Show-Stunde könnte weitere Probleme lösen, dürfte verwundert sein, denn abgesehen vom "Quizduell-Olymp" gelang es dem Ersten bislang freitags nicht so recht, den Erfolg zu verlängern.

Sowohl "Rate mal, wie alt ich bin" als auch "Sag die Wahrheit" konnten das Publikum nicht überzeugen – und auch der Versuch, die zuletzt schwächelnden Zoo-Dokus am Nachmittag durch Quiz zu ersetzen, hat zumindest in den ersten Tagen noch nicht geklappt. Immerhin: Im Vorfeld laufen die Telenovelas trotz der Konkurrenz durch "Bares für Rares" weiter erfolgreich und am Vorabend haben sich die Serien im Anschluss an die Quiz-Schiene deutlich stabilisiert. Hier werden mittlerweile immer häufiger zweistellige Marktanteile erzielt, auch wenn die Quoten-Träume längst nicht in den Himmel wachsen – aber man wird eben bescheiden.

Vergleichsweise enttäuschend lief's für den Versuch, die bislang in der Primetime erfolgreiche Serie "Familie Dr. Kleist" in den Vorabend zu holen – selbst der Neustart "WaPo Bodensee" schlug sich dort besser. Im Gegenzug erlitt Das Erste um 20:15 Uhr mit dem Serien-Neustart "Frau Temme sucht das Glück" Schiffbruch. Die letzte Folge lief bloß am späten Abend und verzeichnete dort gerade mal noch 1,1 Millionen Zuschauer. Umso größer dagegen der Erfolg der historischen Klinikserie "Charité": Mit zeitweise mehr als acht Millionen Zuschauern gelang dem Ersten der erfolgreichste Serien-Start seit über zehn Jahren.

Und dann ist da freilich auch noch der "Tatort", der zwar unterm Strich nicht mehr zulegen konnte, aber die Hollywood-Konkurrenz am Sonntagabend weiterhin nach Belieben dominiert. Ganz nebenbei war der Münster-"Tatort" in diesem Jahr mit weit mehr als 14 Millionen Zuschauern so stark wie noch nie. Verlassen kann sich die ARD darüber hinaus auf die Bundesliga-"Sportschau" sowie den DFB-Pokal. Hinsichtlich der Primetime-Shows zeigte sich der Sender unterdessen wenig innovationsfreudig – aber warum auch? Die Silbereisen-Shows sind mit ihrem Schlager-Fokus weiterhin eine Bank und "Verstehen Sie Spaß?" ist ebenso wie "Klein gegen Groß" bei Jung und Alt beliebt.

Nennenswerte Show-Neustarts brachte man angesichts dessen nicht auf den Schirm. Dafür gelang dem Sender mit der Geburtstagsshow für Frank Elstner ein schöner Erfolg. Hinzu kommt, dass es Jörg Pilawa schaffte, dem "Silvesterstadl" wieder in die Spur zu verhelfen. Probleme bereitet dem Ersten dagegen nicht zuletzt der späte Abend, wo die Satireshow "extra 3" zuletzt dank etwas erhöhter Schlagzahl aber zumindest steigende Quoten verbuchte. Andere Comedy-Versuche wie "Moni's Grill", "Kroymann" und "Olaf macht Mut" taten sich da schon schwerer. Und ob die Film-Schiene am späten Dienstagabend dauerhaftes Quoten-Glück verspricht, sei auch mal dahingestellt. Hier gilt es, in der nächsten Saison anzusetzen.