Die Türkei und Donald Trump sind die Themen gewesen, die bei "Anne Will" in diesem Jahr mit Abstand am häufigsten besprochen wurden. Am Sonntag hätte es die Chance auf ein anderes Thema gegeben: In Frankreich ging der erste Präsidentschafts-Wahlgang über die Bühne und in Köln sorgte die AfD für viel Gesprächsstoff auf ihrem Parteitag. Doch Anne Will hat die Themen nicht beleuchtet, ihre Talkshow befindet sich gerade in einer Pause. Anne Will befindet sich im Urlaub, heißt es vom Sender. Weil auch Frank Plasbergs "Hart aber fair" derzeit pausiert, werden die Themen auch am Montag in keiner ARD-Talkshow besprochen werden können.

Das sorgt teilweise für heftige Kritik. Joachim Huber vom "Tagesspiegel" etwa schreibt, ARD und ZDF hätten "versagt". Kein "Brennpunkt" oder die üblichen Talks - "Informationsvermittlung in der Schmalspur" nennt Huber das. Zwar berichteten die regulären Nachrichtensendungen von ARD und ZDF über die beiden Ereignisse und Tagesschau24 startete zur besten Sendezeit eine 15-minütige Sondersendung mit Ellen Ehni zur Wahl, die später auf Facebook fortgesetzt wurde. Aber es verwundert dann doch, dass beide ARD-Talks gerade jetzt in einer Pause sind. Weder die Wahl in Frankreich noch der Parteitag der AfD kamen überraschend.

Schon die Weihnachtspause fiel bei "Anne Will" recht üppig aus: Nach der Sendung am 4. Dezember ging es erst am 15. Januar weiter. Maybrit Illner talkte damals im ZDF zwei Wochen länger und auch an diesem Donnerstag wird sie zu sehen sein. "Anne Will" und "Hart aber fair" kehren dagegen erst am 7. und 8. Mai aus ihrem Osterurlaub zurück. Zumindest bei "Anne Will" soll es dann aber um die Frankreich-Wahl gehen, das bestätigt eine Sendersprecherin gegenüber DWDL.de. Am Sonntag in zwei Wochen steht nämlich die Stichwahl an.

Ein "Brennpunkt" am vergangenen Sonntag, wie von einigen Journalisten eingefordert, wäre wohl utopisch. Die Wahl in Frankreich ist so ausgegangen wie von den Meinungsforschern vorhergesagt und auch der AfD-Parteitag gibt das nicht her. Dennoch bringt Joachim Huber vom "Tagesspiegel" einen interessanten Gedanken ins Spiel: Wieso nicht mal eine XXL-Sendung von "Tagesthemen" oder "heute-journal"?

Stattdessen schob Das Erste zwischen seinen Krimis ein fünfminütiges "Tagesthemen Extra" ein, in dem es um die Wahl in Frankreich ging. Erst ab 23:20 Uhr folgte die reguläre Ausgabe der "Tagesthemen". Das "heute-journal" erreichte mit einer umfassenden Frankreich-Berichterstattung 6,20 Millionen Menschen und damit den besten Sonntags-Wert dieses Jahres. Das Interesse der Zuschauer war also durchaus vorhanden.