Warner Bros. goes YouTube - und baut die Zusammenarbeit mit Künstlern der Webvideo-Branche aus. Ende 2015 hatte Martin Brindöpke, Head of Comedy Warner Bros. ITVP Deutschland, die Strategie erstmals angedeutet. Nun wurde mit den Youtubern Fabian Siegismund, David Hain, Marti Fischer, Robin Blase als Darsteller und Joseph Bolz als Regisseur ein Projekt umgesetzt. „Nach der Zusammenarbeit im Rahmen des ZDF Neo Labs 2015 haben wir gemeinsam mit Fabian Siegismund und Joseph Bolz immer weiter an Formaten gearbeitet“, erzählt Brindöpke. „Dabei sind wir gemeinsam auf das niederländische ‚Snipers‘ gestoßen.“

Das Comedy-Format aus der Kreativschmiede Blazhoffski setzt laut eigener Beschreibung auf „überraschende Wendungen, anarchischem Humor und Geschmacklosigkeiten der besten Art.“ Bislang existieren zwei Staffeln des Originals - 16 Folgen a 30 Minuten. Die Themen schwanken zwischen gagaeskem Humor und bitterer Satire. Es gibt Gags über die Doppelmoral der Kirche und den Hipster-Trend ebenso wie Geschmacklosigkeiten unter der Gürtellinie.

Fabian Siegismund fasziniert, dass es als Format ungewöhnlich viele Freiheiten lässt. „Comedy brauchte im deutschen Fernsehen bisher immer einen roten Faden: Entweder muss es um das immer gleiche Thema gehen, oder die Protagonisten brauchen ein Verhältnis zueinander oder es wird eine durchgängige Geschichte erzählt. Snipers hat nichts davon.“

Siegismund sammelte mit diversen Projekten Erfahrungen auf YouTube bevor er 2013 als Programmleiter und Creative Director zu Studio71, dem Youtube-Netzwerk von ProSiebenSat1 wechselte. Der mehrfache Webvideopreis-Gewinner ist seit 2016 als selbständiger Consultant in den Bereichen Webvideo, Gaming und Social Media für Unternehmen und Redaktionen tätig - und weiterhin immer wieder vor der Kamera. Bei der deutschen Adaption von „Snipers“ ist er erneut in Doppelrolle aktiv.

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„Seit meiner Zeit als Programmleiter, Creative Director und ‚Inhouse Influencer‘ bei Studio71 bin ich es gewohnt, mehrere Rollen gleichzeitig zu übernehmen. Vom Redakteur über den Producer bis hin zum Darsteller alles selbst zu machen ist letztlich auch genau das, was einen Youtuber ausmacht“, sagt Fabian Siegismund. „Ob David, Marti, Robin oder ich: Jeder von uns kann vom Autor bis zum Kameramann jede Funktion in dieser Produktion übernehmen. Wobei jeder natürlich seine eigenen Stärken hat.“

Ungewöhnlich ist die Art und Weise der Zusammenarbeit. Warner Bros. ITVP Deutschland stellt das Format und die Logistik, das kreative Sagen haben aber die Künstler selber, vor wie hinter der Kamera. Martin Brindöpke: „Wir haben Fabian ein Team zusammenstellen lassen, das seinen inhaltlichen Vorstellungen entspricht.“ Gemeinsam hat man - ohne Auftraggeber oder Abnehmer - zunächst eine kurze Pilotsendung produziert. Martin Brindöpke: „Wir denken schon, dass es dem Fernsehen gut zu Gesichte stehen würde, die talentiertesten deutschsprachigen Comedians aus dem Netz zu zeigen. Wir haben aber auch nichts gegen alternative Verbreitungswege.“

Was will Warner Bros. ITVP Deutschland mit diesem Experiment strategisch erreichen? Das Kölner Produktionshaus, ehemals Eyeworks, will auch mit dem noch recht neuen Hollywood-Namen weiterhin neben großen Blockbuster-Produktionen (u.a. „You are wanted“, „Friesland“, „The Bachelor“) offen bleiben für kreativen Input jeglicher Größe von unabhängigen Kreativen. Warner-Mann Martin Brindöpke ergänzt, man wolle „den kreativen Impact des Netzes für das Fernsehen tauglich machen.“ Dies sei in der Form bisher einzigartig im deutschen Produktionswesen.

„Wir glauben, dass der Versuch Youtuber ins Fernsehen zu holen nur dann funktioniert, wenn diese die gleiche kreative Selbstbestimmtheit haben, wie im Netz. Wir müssen anfangen die Youtuber und ihre Follower ernst zu nehmen und ihnen auf Augenhöhe begegnen“, so Brindöpke. „Der User, der ja auch unser potentieller Zuschauer ist, erwartet, dass er die gleiche Qualität an Kreativität und Irrsinn im Fernsehen von seinen Stars bekommt, wie im Netz.“