Junge Menschen sind die Zukunft - auch in den Medien. Und doch werden diese jungen Menschen, gerade in den Medien, nicht immer angemessen behandelt. Von der "Generation Praktikum" war lange die Rede: Die jungen Leute arbeiten dann für wenig Geld meist so viel wie die klassisch angestellten Mitarbeiter. Ein fester Vertrag wird in Aussicht gestellt, aber immer weiter nach hinten geschoben - der Praktikant lässt es ja mit sich machen. Und wenn nicht er, dann steht hinter ihm mit Sicherheit ein neuer, williger junger Mensch. 

 

Auch heute ist das noch Alltag - auch wenn einige Medienunternehmen inzwischen erkannt haben, dass auch sie den jungen Leuten eine Perspektive geben und attraktiv bleiben müssen. Fast alle von DWDL.de befragten Medienstudenten antworten auf die Frage, weshalb sie sich für die Medienbranche entschieden haben, mit der Tatsache, sich dort entfalten und etwas auf die Beine stellen zu können, dass immer mehr an Bedeutung für die Gesellschaft gewinnt. Die Branche ist vielfältig und bietet jungen Menschen viele Möglichkeiten. Medienstudenten haben die Möglichkeit in etliche Bereiche reinzuschnuppern und sich dann zu spezialisieren - oder über die Mediengattungen hinweg zu arbeiten. Wirkliche Grenzen gibt es nicht.

Dass der Branche aber nicht nur eine rosige Zukunft bevorsteht, wissen die Medienstudenten ganz genau. "Allgemein habe ich die Befürchtung, dass es immer mehr zeitlich befristete Stellen geben wird oder auch, dass man aufgrund von Kontingenten nur so wenige Stunden in einem Job arbeiten darf, dass man sich einen Zweitjob suchen muss, um finanziell über die Runden zu kommen", sagt Anna-Teresa Kiefer, die in Mainz den Master in Journalismus studiert. 

Ein Medienwirtschaftsstudent aus Köln, der lieber anonym bleiben möchte, ergänzt: "Das Knifflige in dieser Branche ist, dass es nicht nur auf das Können ankommt, sondern dass man sich vor allem selbst gut verkaufen muss um Kontakte herzustellen." Kiefer plädiert dafür, früh eigene Netzwerke zu knüpfen, um hier keine Probleme zu bekommen. Einen Job finden - da sehen die meisten befragten Studenten jedoch keinen Anlass zur Aufregung. Das wird schon irgendwie - so der Tenor. "Nur ob der dann gut bezahlt wird oder auch langfristig ist, sehe ich nicht als gesetzt", sagt Lea Pfeiffer, die an der Hochschule der Medien in Stuttgart Unternehmenskommunikation studiert. "Es wird wahrscheinlich auch erst mal in Richtung Traineeship gehen, weil es nicht so viele Junior Stellen oder Berufsanfänger-Stellen gibt." Da wären wir wieder bei der Generation Praktikum.

Doch die Studenten bewegt auch ein ganz aktuelles Thema: Fake News. "Menschen, die einen solchen Filter im Kopf haben, können nur noch schwer mit einer wahrhaftigen Berichterstattung und sauber recherchierten Fakten erreicht werden. Genau das ist die schwierige Herausforderung, die die Medien jetzt und in Zukunft meistern müssen", sagt Anna-Teresa Kiefer. Viele Medien wollen da inzwischen ja auch gegensteuern und ihre Arbeit verstärkt erklären und transparenter machen. Andere starten spezielle Formate, in denen sie sich mit den Fragen von "ganz normalen Bürgern" auseinandersetzen wollen. Medien müssen sich deutlich von sogenannten Bürgerreportern abgrenzen und deutlich machen, dass sie gut recherchierte und harte Fakten liefern, ist sich Lea Pfeiffer sicher. 

Julia Moor, Florian Geuthner und Hannah Schürr studieren an der Hochschule Darmstadt den Master Medienentwicklung. Auch sie sehen den stetigen Wandel der Medien und spüren den Druck, der oft auf den Mitarbeitern lastet. Junge Studierende seien heute weniger loyal gegenüber ihren Arbeitgebern, sagt Moor. Das liege vor allem an den vielen befristeten Verträgen, die man bekommt. "Man hüpft über ein paar Jahre von Vertragsverlängerung zu Vertragsverlängerung und hofft, dass sich etwas Festes daraus ergibt. Wenn sich dann eine bessere Jobchance ergibt, ist es natürlich klar, dass gerade diese Arbeitnehmer schnell wechseln." Auch das Unternehmen habe sich hier nicht als sehr loyal erwiesen, sagt sie. Florian Geuthner fordert mehr Akzeptanz des Studiums und weniger Praktika nach einem erfolgreichen Abschluss: "Die Lebenshaltungskosten steigen immer mehr, aber mit einem Trainee- oder Volo-Gehalt lässt sich in manchen Städten kaum noch leben."

Doch neben den vielen Problemen der Branche selbst bleibt festzuhalten, dass sich die Studenten in den vergangenen Jahren weiterentwickelt haben. Von der Generation Y ist dann oft zu lesen. Das sind solche Menschen, die sich ihr Leben nicht mehr vom Beruf diktieren lassen wollen und auf eine bessere Work-Life-Balance schauen. "Es geht uns nicht mehr nur um das bare Geld, sondern um Lebensqualität", sagt Hannah Schürr. Junge Menschen wollen heute nicht leben um zu arbeiten, sondern arbeiten um zu leben, pflichtet Anna-Teresa Kiefer ihr bei. "Freizeit und flexible Arbeitszeiten werden geschätzt." Am wichtigsten sei es aber, dass die Arbeit auch wirklich Spaß mache. "Dafür nehme ich auch Spätschichten und Wochenenddienste in Kauf." Auch das Arbeitsumfeld und das Arbeitsklima seien heute wichtige Faktoren bei der Berufswahl. 

Marvin Eckelhausen, der an der Uni Hamburg Medien- und Kommunikationswissenschaften studiert, denkt noch ein Stückchen weiter: "Ich möchte mich nach dem Studium so schnell wie möglich selbstständig machen, um komplett selber entscheiden zu können, welche Jobs ich annehme. Aus vollkommen eigenem Willen heraus zu arbeiten und sich seinen Alltag so zu legen, wie ich es möchte, bedeutet für mich Freiheit, die ich über alles anstrebe." Eines haben jedenfalls alle Studenten gemein, die sich mit DWDL.de unterhalten haben: Sie sind fasziniert von einer Branche, die sich immer schneller und vielfältiger entwickelt und damit eine Arbeitsfläche bietet, die nur selten Langeweile aufkommen lässt.