Deniz Yücel ist noch immer nicht frei. Der "Welt"-Journalist befindet sich nun schon seit fast zwei Wochen in türkischem Polizeigewahrsam. Am Montag wurde er endlich vom zuständigen Staatsanwalt zu den gegen ihn erhobenen Vorwürfen vernommen. Danach stellte die Staatsanwaltschaft Haftantrag und ein Haftrichter ordnete Untersuchungshaft gegen Yücel an. Diese kann laut "Welt" bist zu fünf Jahre dauern. Yücel ist der erste Korrespondent eines deutschen Mediums, der seit der Machtübernahme der islamisch-konservativen AKP von Präsident Erdogan in Untersuchungshaft kommt.

Yücels Anwälte wollen innerhalb von sieben Tagen Einspruch gegen die Entscheidung des Richters einlegen. Dem "Welt"-Journalisten wird Propaganda für eine terroristische Vereinigung sowie die Aufwiegelung der Bevölkerung vorgeworfen. Wie die "Welt" berichtet, beträgt die mögliche Strafe für Terrorpropaganda bis zu fünf Jahre Haft. Die "Welt" berichtet zudem, dass Yücel bei der Vernehmung durch den Staatsanwalt allgemein zu seinen Artikeln befragt wurde. Dabei ging es um seine Recherchen in Kurdengebieten und E-Mails des türkischen Energieministers, die im vergangenen Jahr von einer Hackergruppe im Internet veröffentlicht wurden und heute bei Wikileaks zu finden sind.

Die diplomatischen Bemühungen der deutschen Bundesregierung, Yücel aus der Haft zu bekommen, blieben bislang erfolglos. Erst Ende der vergangenen Woche ließ ein Sprecher des Auswärtigen Amtes verlauten, man wisse nichts von einem Fehlverhalten des Journalisten. Es gebe "nicht die geringsten Anhaltspunkte dafür", dass Yücel seine Tätigkeit als Journalist missbraucht habe. Vielmehr sei er engagiert seiner Arbeit nachgegangen (DWDL.de berichtete). Gleichzeitig machten sich mehr als 150 Bundestagsabgeordnete für die Freilassung Yücels stark.

Update (21:20 Uhr): Zunächst ging es in diesem Artikel nur um die Vernehmung Yücels durch die Staatsanwaltschaft. Inzwischen hat ein Richter entschieden, dass der "Welt"-Journalist in Untersuchungshaft kommt, wir haben den Artikel daher entsprechend aktualisiert.