Das neue Jahr ist angebrochen und wie das normalerweise so mit Jahreswechseln ist, nimmt man sich Dinge vor, die man anders und besser machen möchte. Der innere Schweinehund soll dazu überwunden werden, die unbenutzte Gitarre, die schon seit Monaten in der Ecke steht, endlich mal in die Hand zu nehmen. Genauso wie das Französisch-Lehrbuch, das im Regal unter einer Staubschicht begraben ist. Im Job könnte es auch besser laufen. Was würden Sie also tun, wenn Ihnen ein Mann über den Weg laufen würde, der eine Pille im Gepäck hätte, die all ihre Probleme in Luft auflösen könnte? Würden Sie sie ohne groß nachzudenken annehmen oder doch lieber weiterhin versuchen, ihr Leben durch eigenen Antrieb zu bestreiten? Genau das passiert nämlich mit Brian Finch in CBS "Limitless". Als ein alter Freund ihm NZT - eine Droge, die die Gehirnleistung extrem steigert - gibt, verändert sich sein Leben schlagartig. Aus dem antriebslosen Nichtskönner wird ein Überflieger, der jede Aufgabe mit einem Schmunzler hinnimmt.

Finchs (Jake McDorman, "Greek") Schicksalsschlag klingt wie ein Traum, oder? Und abgesehen davon, dass er aufgrund dieser Geschehnisse mit dem FBI zusammenarbeiten muss, ist es das auch. Von 0 auf 100 wird er dank NZT innerhalb kürzester Zeit zu einem intelligenten, charmanten und witzigen Kerl, der Ideen aus den Ärmeln schüttelt, bei denen selbst Stephen Hawking die Kinnlade runterfallen würde. Intelligent, charmant und witzig wird dadurch auch "Limitless" per se. Inmitten all der veröffentlichten Serien, die einen düsteren Weg eingeschlagen haben, wirkt "Limitless" wie ein Regenbogen guter Laune. Etwas, das man sich nach einem anstrengenden Tag gemütlich anschauen kann, ohne seine eigenen Synapsen überfordern zu müssen – eine Mischung aus "Sherlock" und "Psych". 

Hauptverantwortlich für solch spaßige Fernsehunterhaltung darf sich vor allem Regisseur Marc Webb zeigen. Was ihn und sein einzigartig frischer Stil mit "(500) Days of Summer" und "The Amazing Spider-Man" so berühmt gemacht hat, führt er hier geschmeidig fort. Das jedoch nur in den ersten zwei Folgen, denn dann wechselt der Regisseur von Folge zu Folge. Eine Menge Regisseur müssen nicht unbedingt den Brei verderben, was man beispielsweise bei "Game of Thrones" erkennen kann, doch hier hat es die Serie leider daran gehindert, an einem sehr passenden Zug festzuhalten. "Limitless" verfällt mit zunehmender Laufzeit nämlich immer mehr einer schnöden und teilweise arg lieblosen Cop-Serie, von denen es weiß Gott schon zu viele gibt. 

Die Verbindung zur Inspirationsquelle "Ohne Limit" - der Film, der 2011 mit Bradley Cooper in die Kinos kam - wird jedoch überraschend lang gehalten. Die Geschehnisse der Serien setzen nämlich vier Jahre nach Ende des Films an. Es ist erfreulich, Bradley Cooper in einer Gastrolle vorzufinden - kommt dadurch doch ein angenehmes Gänsehautgefühl auf, wenn er auf seinen 'Nachfolger' McDorman trifft und sehr offen lässt, welche Position er nach all der Zeit überhaupt in "Limitless" eingenommen hat.

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Ein weiteres bekanntes Gesicht stellt Jennifer Carpenter dar, die die meisten Serienfans noch aus "Dexter" kennen dürften. Lustig ist, dass sie ihre Rolle von dort beinahe exakt übernommen hat. Erneut spielt sie eine Gesetzeshüterin, erneut darf sich der Zuschauer den gleichen, verwirrten Gesichtsausdruck anschauen – und erneut hat sie ein Verhältnis zu der verkörperten Figur von Desmond Harrington. Spoiler: Auch hier stellt sie nicht das Highlight dar. Die Glanzpunkte liegen bei "Limitless" aber auch ansonsten kaum im Cast, sondern vielmehr in der Detailarbeit. 

So ist "Limitless" Spiel mit den Farben ein purer Augenschmaus. Bevor Finch sich eine NZT einschmeißt, wirkt das Bild noch sehr bläulich gehalten, kühl. Doch sobald er 'high' ist, erstrahlt seine Umwelt in warmen Farben und einer Energie, die man dank des flotten Schnitts noch intensiver spürt. Da Drogen aber natürlich nicht nur verherrlicht werden sollen, werden auch die Schattenseiten von NZT gezeigt – u.a. mit realen Bildern von Meth-Süchtigen.

"Limitless" geht in erster Linie aber natürlich dem Ziel nach, zu unterhalten. Doch trotz all der Möglichkeiten, die eine Droge, die 100% des Gehirns aktiviert, mit sich bringt, wandeln die Macher zwischen frechen Ideen, die eine Serie herausstechend machen können und mutloser 'Case of the Week'-Philosophie. Auch Serien wie "Minority Report" oder "Chuck" wurden so angelegt, wollten intelligent sein, sich aber nicht allzu viel trauen – und versagten ebenfalls. "Limitless" wurde in den Vereinigten Staaten deshalb bereites abgesetzt. Vielleicht erkennen die Produzenten in den großen Studios ja darin mal ein Muster und ändern ihr Vorgehen. Bis dahin muss man sich jedoch allzu oft mit durchschnittlichen, wenig innovativen Serien wie "Limitless" begnügen.

ProSieben zeigt "Limitless" mittwochs um 20:15 Uhr.