Die letzte Hauptversammlung der Constantin Medien AG endete im Chaos und wurde schlussendlich verschoben, weil man nicht alle Tagesordnungspunkte vor Mitternacht über die Bühne bringen konnte (DWDL.de berichtete). Nun steht die Neuauflage an, doch noch deutet nichts daraufhin, dass es am 9. November entspannter zugehen könnte. Aufgrund der Erfahrungen aus dem Sommer hat das Unternehmen die Halle, in der die Hauptversammlung stattfinden wird, aber auch gleich für den nächsten Tag gemietet. Nach wie vor geht es um einen Streit zwischen dem Aufsichtsratschef Dieter Hahn und Anteilseigner und Ex-Vorstandsvorsitzenden Bernhard Burgener.

Hahn, der gleichzeitig auch größter Einzelaktionär des Unternehmens ist, möchte Constantin Medien neu ausrichten und die Film-Sparte verkaufen. Fokussieren will er sich stattdessen lieber auf das Sport-Segment. Letzteres machte im ersten Halbjahr rund 76 Millionen Euro Umsatz, mit der Film-Sparte erwirtschaftete Constantin dagegen 161 Millionen Euro (DWDL.de berichtete).

Der ehemalige Vorstandsvorsitzende Bernhard Burgener, der ebenfalls Anteile am Unternehmen hält, will das verhindern und sicherstellen, dass Constantin Medien in beiden Bereichen aktiv bleibt. Das soll die Risiken minimieren, sagt Burgener. Und weil die letzte Hauptversammlung im Chaos endete, will Burgener nun einen neuen, "neutralen" Versammlungsleiter, wie er in einem Bericht der "Welt" fordert. Gleichzeitig versuchen beide, die jeweiligen Vertrauten des anderen im Aufsichtsrat zu entfernen.

Hahn und Burgener besitzen jeweils rund 30 Prozent der Anteilsscheine am Unternehmen. Da es bislang noch nicht zu einer Einigung gekommen ist, könnte es bei der Hauptversammlung also zum Showdown kommen. Beobachter glauben, dass sich Burgener nicht nur um die Diversifikation des Unternehmens sorgt, es gehe ihm dabei auch um seine eigene Macht. So ist er derzeit noch Präsident des Verwaltungsrates der Constantin-Beteiligung Highlight Communications. Er würde dann die ertragreiche Fußball-Vermarktungsagentur Team verlieren und nur den Film-Bereich verantworten.

Eine spannende Frage bleibt unterdessen, ob eine Fokussierung auf das Sport-Segment Sinn machen würde. Die "Bild am Sonntag" berichtete in ihrer jüngsten Ausgabe, dass dem Konzern bei seiner Tochter Plazamedia ein herber Umsatzverlust droht, weil Sky die Bundesliga-Spiele ab der kommenden Saison selbst produziert. Dadurch könnte laut dem Bericht die Hälfte des Umsatzes wegbrechen. Offiziell zeigt man sich bei Constantin ob dieser Thematik nach wie vor gelassen. Bereits im Juni hieß es auf DWDL.de-Nachfrage: "Die Entscheidung von Sky, die Produktionsaktivitäten zukünftig in Eigenregie umzusetzen, kommt für uns nicht unvorbereitet." Man sei schon seit Ende 2014 dabei, Geschäftsfelder weiterzuentwickeln, die Kundenbasis zu verbreitern und neue Geschäftsmodelle zu erschließen: "'Plazamedia' steht somit heute von seinem Leistungsangebot her deutlich breiter da als noch zu Beginn der Zusammenarbeit mit Sky."

Zur Erinnerung: Sky wollte Plazamedia 2013 übernehmen und war bis dahin auch der mit Abstand größte Kunde des Unternehmens. Auch bei Sport1 wollte man einsteigen. Constantin Medien ließ den Deal wenige Monate später aber platzen - unter anderem weil über die Ausgestaltung eines neuen mehrjährigen Produktionsrahmenvertrags zwischen Sport1 und Constantin keine Einigung erzielt werden konnte.

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