Am Mittwoch hat Servus TV via Facebook relativ kurzfristig mitgeteilt, dass man das Thema in der kommenden "Talk im Hangar-7"-Ausgabe ändern werde. Die Talkshow ist in Österreich am späten Donnerstagabend zu sehen, in Deutschland zeigt der Sender die Ausgabe immer in der Nacht von Donnerstag auf Freitag. Sprechen will Moderator Michael Fleischhacker über das Thema "Radikale Jugend: Wie gefährlich sind unsere Muslime?". Anlass für die Diskussion ist eine Studie der Stadt Wien, die unter anderem ergeben hat, dass jeder Dritte Muslim Gewalt nicht prinzipiell ablehnt.

Angekündigt hatte der Sender fünf Gäste: So sollten der Autor der Studie, Kenar Güngör, der Imam Ramazan Demir, Jugendforscher Winfried Moser, der ehemalige Bundesrat der Grünen, Efgani Dönmez und der Chef der Wiener Identitäre, Martin Sellner, in der Sendung auftreten. Nun haben drei Gäste ihre Teilnahme abgesagt, Grund dafür ist die Teilnahme Sellners. Die Identitäre sind eine rechtsextreme Gruppierung.

Güngör, Demir und Moser wollen sich aber nicht mit einem offen Rechtsextremen in eine TV-Talkshow setzen. Studienautor Güngör sagte, er halte es für wichtig, sich auch mit dem "Meinungsspektrum auseinander zu setzen, das völlig konträr zu dem meinigen steht". Dennoch: "Neben dem, dass einem rechtsextremen Ideologen mit einer Neo-Nazi Vergangenheit die mediale Bühne gegeben wird, möchte ich nicht, dass unsere Studie, als Steilvorlage für rechtspopulistische Propaganda missbraucht wird." Daher verzichte er auf seine Teilnahme. Jugendforscher Winfried Moser schloss sich der Meinung Güngörs an und sagte seine Teilnahme ebenfalls ab. Und auch der Imam Demir wird nicht in die Sendung kommen: "In dieser Konstellation ist kein konstruktiver Dialog möglich und dies stellt für mich eine rote Linie dar."

Der ehemalige Bundesrat der Grünen, Efgani Dönmez, dagegen bekräftigte seinen Willen, in der Talkshow über das Thema reden zu wollen. Auf Twitter schrieb er: "Sellner ist 27 Jahre alt. Gestandene Leute aus Politik/Medien trauen sich nicht diesem jungen Mann die Stirn durch Argumente zu bieten? Weicheier". Ob Moderator Michael Fleischhacker nun nur mit den zwei verbliebenen Gästen diskutieren wird, war am Donnerstagnachmittag vorerst noch offen. Gegenüber DWDL.de bestätigte ein Servus TV-Sprecher lediglich die Teilnahme Sellners und Dönmez'.

Fleischhacker selbst sagte in einem vom Sender veröffentlichten Statement, dass er die Position, man dürfe Rechtsextremen keine Bühne bieten, legitim finde. "Aber ich finde sie auch aus mehreren Gründen falsch. Es ist falsch, sich mit dem, was sich derzeit an beiden Enden des ideologischen Spektrums tut, nicht auseinanderzusetzen. Teile davon sind bereits in der Mitte der Gesellschaft angekommen, und es ist notwendig, sich offen damit auseinanderzusetzen", so der Moderator. Er glaube an das Publikum und deren Fähigkeit, sich eine eigene Meinung zu bilden.