Kaum ein Verlag zeigt sich im Digitalen so experimentierfreudig wie Springer und sein Flaggschiff "Bild". Nun bemüht sich Donata Hopfen, die lange Zeit für die digitalen Geschäfte verantwortlich war, seit 2014 aber als Verlagsgeschäftsführerin auch für den Print-Bereich mitverantwortlich zeichnet, in einem Interview mit "Horizont" die Bedeutung des Gedruckten zu betonen - trotz der deutlich rückläufigen Auflagenzahlen.

"Die gedruckte 'Bild' bleibt DIE Anlaufstelle in diesem Land. Sie ist das Medium, dessen Schlagzeile Stadtgespräch ist", so Hopfen, die auf eine Auflage von noch immer fast zwei Millionen Exemplaren und eine Reichweite von fast zehn Millionen Menschen täglich - wobei man dafür den von der agma erhobenen Daten glauben muss, die trotz massiv rückläufiger Verkäufe immer wieder aufs neue eine recht konstante Leserzahl ermittelt. Hopfen ist sich aber sicher: "In unserer fragmentierten Medienwelt gibt es kaum ein anderes Angebot, das die Menschen in dieser Größenordnung bewegen kann."

Bei "Bild" will man das Gedruckte nun jedenfalls wieder mehr in den Fokus rücken: "Wir haben in der letzten Zeit viel über Digitales geredet und das werden wir auch weiterhin tun, denn dort liegt die Zukunft. Aber jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, an dem das Digitale erwachsen geworden ist und wir uns auch anderen Plattformen widmen". In der Zeitiungsmarke "Bild" sieht sie noch "erhebliches Potenzial", im Print-Geschäft sehe man bei Springer "große Chancen".

Es sei wichtig, "dass wir mittlerweile auch in Print Dinge ausprobieren und sie, wenn sie nicht funktionieren, zurückziehen". Ein Beispiel für ein solches Experiment ist die "Fußball Bild". Mit den ersten Wochen sei man dort "sehr zufrieden", Hopfen räumt aber ein, dass "eine neue Zeitung natürlich etwas Zeit braucht, bis sie in Schwung kommt". Ob die "Fußball Bild" zur Dauereinrichtung wird, will man daher erst nach Abschluss der Testphase, die bis Weihnachten dauert, entscheiden. Andere Plattformen wolle man aber nicht vernachlässigen. Derzeit beschäftige man sich angesichts neuer Angebote wie "Amazon Echo" mit der Frage, wie ein Audio-Angebot von "Bild" aussehen könne.