Ein später Nachmittag in Köln. Rund zwei Dutzend vorwiegend junger Leute haben sich in einer Event-Location am Rhein zusammengefunden und warten gespannt, während sie an der Cola- oder Wasserflasche nuckeln. Viele von ihnen tragen Baseball-Caps, manche sind im Trikot gekommen. Mit einiger Verspätung betreten schließlich mehrere Männer die Bühne, darunter Frank Buschmann, der an diesem Tag eine Spitze nach der anderen an seine Kollegen verteilt – mehr noch, als man das von seinen Einsätzen bei "Schlag den Star" kennt. Doch es geht eben nicht um diese oder eine andere Show, sondern um eine Sportart, für die man offenkundig studiert haben muss, um sie in all ihrer Komplexität erfassen zu können.

Der Sport, für den sich hier alle begeistern, heißt Football. Und sie sind nicht alleine. "Es ist die vielleicht größte Erfolgsgeschichte einer Sportart im deutschen Fernsehen in den letzten 15 Jahren", sagt Buschmann nicht ganz ohne Stolz und rechnet vor, dass in der zurückliegenden Saison bis zu 500.000 Zuschauer einschalteten, wenn der kleine Spartensender ProSieben Maxx sonntags bis tief in die Nacht hinein die Übertragungen der National Football League – kurz NFL – in seinem Programm ausstrahlte. Der durchschnittliche Marktanteil lag bei rund drei Prozent und zu später Stunde kratzten die Übertragungen mitunter gar an der Zweistelligkeit, was fast dem Zehnfachen des Senderschnitts entspricht.

Kurz darauf hat auch Alexander Rösner ein paar Zahlen im Gepäck. Das große Saison-Finale, der alljährlich ausgetragene SuperBowl, hielt in diesem Jahr sogar fast 1,8 Millionen Zuschauer bei der Stange. In der Spitze hätten bis zu 2,3 Millionen in Sat.1 eingeschaltet. "Erstaunliche Zahlen für eine Randsportart" seien das, erklärt der "ran"-Sportchef und hat damit natürlich nicht Unrecht. Ein Spiel zwischen den Seattle Seahawks und den Miami Dolphins kann zu nachtschlafender Stunde gut und gerne mehr Zuschauer erreichen als ein Spitzen-Duell in der Handball- oder Basketball-Bundesliga. Nun gibt es für diese Ursachen vermutlich viele Faktoren. Einer davon liegt sicher in der Art und Weise, wie Buschmann und seine Kollegen die Übertragungen meistern.

Sie feuern in der Nische regelmäßig ein kleines Feuerwerk ab und machen diese ebenso facettenreiche wie komplexe Sportart zu einem echten Spektakel, das einerseits den echten Fans gerecht werden soll, andererseits aber Zuschauer im Auge hat, die bislang noch nicht viel mit Football am Hut hatten. "Der Spagat ist schwer", gibt Experte Roman Motzkus zu und verspricht den anwesenden Hardcore-Fans, in der nun beginnenden neuen Saison stärker in die Tiefe zu gehen als das im vorigen Jahr der Fall gewesen ist. Immer wieder hatten sich einige von ihnen in der Vergangenheit daran gestört, dass ProSieben Maxx die Spiele etwas zu oberflächlich betrachtet.

Die Nähe zu den Fans ist der Schlüssel

Es ist Kritik, die Frank Buschmann nicht nachvollziehen kann. Gerade mal 30.000 echte NFL-Fans gebe es in Deutschland. Dennoch eine breite Masse zu erreichen, sei letztlich nur durch Kompromisse möglich, erklärt er und stößt damit an diesem Nachmittag in Köln durchaus auf Verständnis. Tatsächlich zeigt sich hier, welch enge Bindung zwischen den Fans und den Männern aus dem Fernsehen in der ersten Saison entstanden ist. Fast eineinhalb Stunden dauert das Gespräch auf der Bühne, bei dem die jungen Gäste mit ihren Fragen doch sehr ins Detail gehen. Und selbst nach Ende der Veranstaltung fachsimpeln sie in der Dämmerung noch lange bei Burgern und kalten Getränken mit Buschi oder dem kultigen Social-Media-Redakteur Icke mit langen Haaren und lauter Lache.

Wie groß die Fangemeinde ist, zeigt sich speziell in den sozialen Netzwerken, wo die NFL-Übertragungen von ProSieben Maxx regelmäßig Gesprächsthema sind. Der Hashtag #ranNFLsüchtig war zuletzt so populär, dass der Sender danach sogar sein neues Magazin benannt hat, das von diesem Sonntag an im Vorfeld der Spiele ausgestrahlt wird. "Der Name ist eine Hommage an euch und eure Kreativität", sagt "ran"-Sportchef Alexander Rösner in Richtung der Fans und geht davon aus, dass die Quoten der Übertragungen in den nächsten Monaten weiter steigen werden. Dass ProSieben Maxx Opfer des eigenen Erfolgs werden könnte, glaubt er indes nicht, auch wenn davon auszugehen ist, dass sich bei den nächsten Rechte-Verhandlungen mehr Sender als zuletzt für die NFL interessieren werden. Rösner verweist in diesem Zusammenhang aber auf das gute Verhältnis zur Liga und gibt sich betont gelassen.

Nun liegt der Fokus aber ohnehin zunächst auf der neuen Saison, die für ProSieben Maxx am Sonntagabend startet. Nur einmal wird der Sender in diesem Jahr von seiner Prämisse, "an jedem verdammten Sonntag" zu senden, abweichen müssen. Ausgerechnet an Weihnachten werden die Spiele nämlich vorgezogen und finden dann an Heiligabend statt – ab 18:30 Uhr deutscher Zeit. Das könnte in manchen Familien zu erheblichen Diskussionen führen. Doch wer die NFL-Fans in Köln erlebt hat, kann schon ahnen, welche Priorität die Bescherung am 24. Dezember für sie haben wird. Das Christkind heißt diesmal Icke.