Wenn am 18. September zum 68. Mal die Emmys im Rahmen einer live bei ABC übertragenen Gala verliehen werden, dann stehen vor allem fiktionale Produktionen im Mittelpunkt des Interesses, ob aus dem Drama-, Comedy- oder Limited-Series-Bereich. Viele Preise in den non-fiktionalen Kategorien werden hingegen schon an diesem Wochenende bei den sogenannten Creative Arts Emmys verliehen. Und auch diese Kategorien sind spannend, kennt man doch dank des internationalen Format-Marktes einen Großteil der Sendungen - oder zumindest deren deutsche Adaptionen - auch hierzulande gut.

Im Bereich der "Structured Reality" gewann in den vergangenen beiden Jahren beispielsweise "Shark Tank" - die US-Adaption des Formats, auf dem auch die "Höhle der Löwen" beruht, die gerade in neue Quotensphären vorgestoßen ist. "Shark Tank" gehört auch in diesem Jahr wieder zu den Favoriten, muss sich aber unter anderem gegen "Undercover Boss" - Emmy-Sieger der Jahre 2012 und 2013 durchsetzen. Die Nominierten sind in diesem Bereich aber wirklich sehr bunt gemischt: Auch das aus Jimmy Fallons "Tonight Show" als eigenes Format mit Ll Cool J ausgekoppelte "Lip Sync Battle" tritt hier beispielsweise an. Vielleicht haben die Academy-Mitglieder aber auch ein Herz für die "MythBusters": Sie waren seit 2009 immer nominiert, haben nie gewonnen und in diesem Jahr ihre letzte Chance. Ebenfalls hier nominiert: "Antiques Roadshow", das unter dem Titel "Kunst und Krempel" auch eine deutsche Adaption hat.

Eine eigene Kategorie haben die Competition Shows. Und da gibt's vor allem eine Überraschung in diesem Jahr: "Amerian Ninja Warrior" schaffte es erstmals auf die Nominierungsliste. Das Format, das in Amerika noch deutlich größer aufgezogen wird als in der sehr erfolgreichen ersten Staffel gerade bei RTL, muss sich mit diversen Emmy-Veteranen messen. "Dancing with the Stars", Heidi Klums "Project Runway", "Top Chef", das 2010 schon gewonnen hat - und Vorjahressieger "The Voice". Wieder nicht dabei: "American Idol". Das Format, das viele Jahre lang das US-Fernsehen als alles überragender Quotenhit geprägt hatte und den Castingshow-Hype erst so richtig auslöste, war allerdings auch in den letzten Jahren nie ein Emmy-Liebling. Für die Abschiedsstaffel gab's zwar zwei Nominierungen, allerdings nur für das Lichtdesign und den Moderator Ryan Seacrest.

In der Moderatoren-Kategorie könnte übrigens auch wieder ein halber Emmy für eine Deutsche herausspringen: Heidi Klum ist gemeinsam mit Tim Gunn wieder für ihre "Project Runway"-Moderation nominiert. Auch Steve Harvey findet sich hier unter den Nominierten: Er hatte mit "Little Big Shots" einen der erfolgreichsten Show-Neustarts der jüngeren Vergangenheit präsentiert, den auch Sat.1 adaptieren will. Und noch ein Emmy-Neuling: Die Dragqueen RuPaul ist erstmals für RuPaul's Drag Race nominiert. Es geht also bunt zu im Non-Fiktionalen Bereich.

Es gibt aber natürlich auch ernstere Themen. Große Aufmerksamkeit gab's in den letzten Monaten für die Dokureihe "Making a Murderer", in der Netflix die Schwächen des US-Justizsystems am Fall von Steven Avery beleuchtete. Das schlägt sich auch beiden Emmys nieder: Insgesamt sechs Mal ist "Making a Murderer" nominiert, darunter als Non-Fiction or Documentary Series. Im Dokubereich ist diesmal aber auch Viceland dabei, der erst Ende Februar gegründete TV-Sender von Vice, der in den kommenden Monaten international ausgerollt wird. Nominiert sind "Woman with Gloria Steinem" und "Gaycation".