Serien, in denen keine Menschen die Rollen spielen, sondern die Figuren gezeichnet oder animiert sind, haben es bei mir schwer. Ich kann selbst mit den "Simpsons" nicht immer viel anfangen - ich schaue zwar gerne hin und wieder eine Folge, aber dann eher zufällig. Früher, als Kind, habe ich natürlich ein paar geschaut: "Tom und Jerry", "Bugs Bunny" und so. Aber danach habe ich um Serien, in denen keine Menschen die Rollen spielen, einen großen Bogen gemacht.

Doch dann kam: "BoJack Horseman". Ich hatte mich relativ lange darum gedrückt, in die Netflix-Serie reinzuschauen. Ein gezeichnetes sprechendes Pferd - unattraktiver kann eine Serie für mich im Grunde kaum sein. Aber wie es halt so ist: Irgendwann hat man so viele gute Kritiken gelesen und so viel Gutes gehört, dass man nicht drumherum kommt. Und es kam, wie es kommen musste: Nach nur ein paar Minuten mochte ich diese Serie über ein Pferd, das mal Star einer TV-Serie war und nun dem früheren Ruhm hinterhertrauert. Ich mochte diese traurigen Gestalten, die - egal was sie tun - doch nie glücklich werden, weil sie sich selbst im Weg stehen. Mit Ausnahme von Todd, der grund-unbekümmert und -froh ist. Achja, und natürlich Mr. Peanutbutter, weil ein Golden Retriever ein sonniges Gemüt hat.

Und ich war überrascht, dass ich wirklich an die Figuren andocken konnte - obwohl sie nur gezeichnet sind und die meisten von ihnen sprechende Tiere sind. Abgesehen davon, dass mich die Charaktere packen und die Geschichten interessant sind, ist "BoJack Horseman" auch deswegen sehenswert, weil die  Macher einiges ausprobieren: In Staffel 3 gibt es eine Folge, in der fast kein Wort gesprochen wird (nein, und auch nicht gesungen). Oder eine Folge, die 2007 spielt und gespickt ist mit Anspielungen und Witzen aus diesem Jahr. Wer sich mit diesen beiden besonderen Folgen näher beschäftigen will, wird bei "Vulture" fündig: Da gibt es sowohl eine ausgiebige Kritik der wortlosen Folge als auch einen Joke-Guide gemacht, der die Anspielungen und Witze aus 2007 unter die Lupe nimmt. Was ich an dieser Serie auch schätze: Es werden zusammenhängende Geschichten erzählt, die Dinge entwickeln sich also. Jetzt nicht so, dass ich atemlos Folge für Folge nacheinander gucken musste. Aber schon so, dass ich nicht zu viel Zeit zwischen zwei Folgen einer Staffel verstreichen lasse, damit ich nicht irgendwelche Entwicklungen vergessen kann. Ich freue mich schon auf die vierte Staffel, die im Sommer 2017 veröffentlicht werden soll. 

Bestärkt von meiner positiven BoJack-Erfahrung habe ich mich dann an eine weitere Zeichentrickserie herangewagt: "Rick and Morty". Allerdings nicht, weil ich dazu viele gute Kritiken gelesen hatte, sondern weil ein Bekannter von mir (unsere Seriengeschmäcker haben einige Überschneidungen) schon lange davon schwärmt. Und weil ich wusste, dass Dan Harmon daran beteiligt ist (ich bin ein großer Fan seiner Serie "Community"). Also habe ich ganz mutig die erste Folge angesehen. Und in meinem Kopf formte sich das Wörtchen "Hä", begleitet von einem großen Fragezeichen. Aber - und ich frage mich noch immer wieso - danach hatte ich das Bedürfnis, auch die zweite Folge zu sehen. Was ich getan habe. Und es war ein sehr großes, herrlich absurdes Vergnügen, dem verrückt-genialen Wissenschaftler Rick und seinem nicht ganz so klugem Enkel Morty bei ihren Abenteuern in fernen Galaxien, anderen Dimensionen oder dem Erfinder-Alltag auf der Erde zuzuschauen.

Statt mit Folge 3 weiterzumachen, beschloss ich allerdings, meinem Mann davon zu erzählen und den Rest mit ihm zusammen zu schauen. Er war schon bei Folge 1 begeistert (er hat ohnehin ein Herz für Zeichentrickserien). Anders als "BoJack Horseman" findet bei "Rick and Morty" aber keine große Entwicklung statt - es ist also kein Problem, die Folgen mit großem Abstand zu gucken. Jetzt warte ich auf die dritte Staffel: Zwar wurde schon im Sommer 2015 bekanntgegeben, dass es eine geben soll, doch vor Frühjahr 2017 wird sie wohl nicht zu sehen sein. Andererseits: Soooo lange ist Frühjahr 2017 ja nun auch nicht mehr hin.

Mittlerweile sind die Hürden zum Ausprobieren einer Zeichentrickserie übrigens nicht mehr so hoch. Es bedarf keiner tausend guter Kritiken oder bekannter Comedy-Namen mehr. Es reicht aus, wenn eine Freundin kurz sagt: "Hier, guck mal 'Bob's Burgers' an, das wird dir gefallen." Jepp, sie hatte recht. Es hat mir gefallen. Es hat zwar einige Wochen gedauert, bis ich wirklich mal reingeschaltet habe - das Problem mit der langen To-Watch-Liste mit vielen Prioritäten, Sie wissen schon. Aber irgendwann habe ich eine Folge gesehen - irgendeine aus irgendeiner Staffel. Und habe viel gelacht. Die Familie Belcher, um die es in der Serie geht, ist so wunderbar schräg. Mein Liebling: die kleinste Tochter Louise, die immer eine pinkfarbene Hasenohren-Mütze trägt und andere Menschen per se doof findet. Sehr praktisch: Man kann die Episoden im Grunde in beliebiger Reihenfolge schauen. Perfekt zum Ablenken und Aufheitern für Zwischendurch. Es gibt mittlerweile sieben Staffeln mit insgesamt 114 Folgen, die achte ist in Arbeit.

Und zum Schluss noch ein Gucktipp: 

Für Douglas-Adams-Fans: Die Serien-Adaption "Dirk Gently's Holistic Detective Agency" ist Ende Oktober bei BBC America in den USA gestartet und ab 11. Dezember auch bei Netflix in Deutschland zu sehen. Einen ausführlichen Text dazu gibt es bei "Spiegel Online". Ich freue mich schon sehr lange darauf. :-)

Jetzt zum wirklich Wichtigen: Wo kann man das gucken, über das ich schreibe?

"BoJack Horseman": Nur bei Netflix.

"Rick and Morty": Wird derzeit von DMAX und TNT Comedy gezeigt. Die beiden bisherigen Staffeln gibt's bei Amazon Video, Google Play, iTunes und Netflix. Auf DVD ist in Deutschland bisher nur Staffel 1 verfügbar.

"Bob's Burger": Läuft derzeit mehrfach in der Woche bei Comedy Central. Die sieben Staffeln sind allerdings bei keinem Streaminganbieter in Deutschland verfügbar. Gibt's auf DVD.

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