Der Blick auf die Marktanteile der gerade zu Ende gegangenen Saison legt den Eindruck nahe, als sei kabel eins nicht wirklich vorangekommen. Mehrfach hielt sich der Sender nur knapp über der Marke von fünf Prozent Marktanteil bei den 14- bis 49-Jährigen - und einmal, im Januar nämlich, fiel der Sender sogar deutlich darunter. Mit gerade mal 4,6 Prozent war es der schwächste Wert seit fast zehn Jahren und lässt man die EM- und WM-Monate außen vor, musste man sogar schon bis Ende 2002 zurückgehen, um einen geringeren Monatswert für kabel eins zu finden. Und doch kann Marc Rasmus, der vor wenigen Monaten die Leitung des Senders von der weitgehend glücklosen Katja Hofem übernommen hat, auf einigen Erfolgen aufbauen.

Im Bereich der Eigenproduktionen steht kabel eins inzwischen nämlich wieder deutlich besser da als noch vor einem Jahr. Damals konnte man beinahe ausschließlich "Rosins Restaurants" auf der Haben-Seite verbuchen - dass man das zum Anlass nahm und dem Sternekoch Frank Rosin mit "Rosins Kantinen" und "Rosin weltweit" einfach noch zwei weitere Formate gab, war zwar nicht gerade innovativ, erwies sich rückblickend betrachtet aus Quotensicht jedoch als voller Erfolg. Dadurch kann man in Unterföhring rückblickend auch ganz gut verschmerzen, dass Neustarts wie "Vom Spinner zum Gewinner" und "Die härtesten Jobs der Welt" ebenso floppten wie neue Geschichten rund um Toto & Harry.

Hinzu kommt, dass es gelungen ist, den "Knochenbrecher" Tamme Hanken mit bis zu zwei Millionen Zuschauern erfolgreich vom Sonntag- auf den Dienstagabend zu verschieben, was ganz nebenbei auch dem "K1 Magazin" einen kleinen Höhenflug bescherte. Mit Hanken und Rosin als Aushängeschildern dürfte man vorerst ganz gut über die Runden kommen, zumal zuletzt selbst "Achtung Abzocke" im zweiten Anlauf plötzlich funktionierte - zumindest bis die EM startete. Nur für den traditionell schwierigen Sonntag muss dringend eine Lösung her. Während Vox hier mit "Grill den Henssler" und "Kitchen Impossible" gleich zwei Hits etablieren konnte, legte kabel eins mit "Food-Giganten", "Die Größten", den Ludolfs und spektakulären Kriminalfällen einen Flop nach dem anderen hin.

Stabilisiert hat sich dagegen die Lage am Vorabend, wo kabel eins offenkundig gewillt ist, für etwas mehr Abwechslung zu sorgen. Während sich "Achtung Baustelle" nicht gerade gut schlug, lief's für "Achtung Notaufnahme" zumindest ganz solide - und "Achtung Kontrolle" ist es gar gelungen, seine Marktanteile leicht auszubauen. Den größten Sprung machte der Sender allerdings zuvor, weil sowohl "Mein Lokal, Dein Lokal" als auch "Abenteuer Leben - täglich neu entdecken" vom Sendeplatz-Tausch gleichermaßen profitierten und häufig sogar deutlich über dem Senderschnitt landen. Hier gelingt es sogar mitunter, die Kollegen von Vox hinter sich zu lassen. Hinzu kommt, dass der Nachmittag mit seinen zahlreichen Serien-Wiederholungen weiterhin glänzend funktioniert.

In der Primetime sind Serien dagegen zur echten Mangelware geworden - das ist für den Sender einerseits gut, weil Flops der größeren Sender inzwischen fast immer direkt an Sixx oder ProSieben Maxx weitergegeben werden, führt allerdings dazu, dass kabel eins inzwischen zwei Serien-Plätze am Leben hält, ohne diese auch nur ansatzweise erfolgreich bespielen zu können. Nach dem Flop der vierten "Homeland"-Staffel ist man freitags inzwischen dazu übergegangen, gleich vier Folgen von "The Mentalist" am Stück zu wiederholen, und samstags bringt weder "Blue Bloods" noch "Navy CIS" den gewünschten Erfolg. Fast scheint es, als habe kabel eins den Serien-Bereich komplett aufgegeben, dabei aber vergessen, auch die Sendeplätze zu entfernen.

Nachdem die Europa League wegfiel, bleiben noch die Filme, die vielleicht nicht immer die besten aller Zeiten sein mögen, aber stets eine solide Basis bilden. An Nachschub mangelt es dank vieler Verträge der Sendergruppe zumindest nicht. Um wieder steigende Marktanteile zu verzeichnen, bräuchte es in Zukunft aber vermutlich wieder ein Stück weit mehr Mut bei Eigenproduktionen. Fünf Prozent sind mit der jetzigen Aufstellung ganz sicher auch in der kommenden Saison wieder drin. Aber vielleicht darf's zur Abwechslung ja künftig doch mal wieder etwas mehr sein.