Es ist schon ein Weilchen her, dass im ZDF nach "Deutschlands Superhirnen" Ausschau gehalten wurde. Jörg Pilawa war vor einigen Jahren der Moderator dieser Sendung und obwohl er offiziell kein Interesse daran bekundete, die Nachfolge von Thomas Gottschalk bei "Wetten, dass..?" anzutreten, entwickelte er zusammen mit dem Team von Endemol eine ganz ähnlich gelagerte Show – mit dem Unterschied, dass es rein um Gedächtnisleistungen ging und weder Herbert Grönemeyer noch Justin Bieber gekommen waren, um ihr aktuelles Album vorzustellen. Ein paar störende Promis saßen aber trotzdem auf dem Sofa und hatten sogar noch weniger zu tun als ihre Kollegen auf der legendären Couch von "Wetten, dass..?".

Sie hat man dankenswerterweise bei der Neuauflage, zu der man sich beim ZDF durchgerungen hat, komplett entsorgt. Mit ihnen ist auch Jörg Pilawa verschwunden, der ja inzwischen bekanntermaßen längst wieder bei der ARD die Fragen stellt. An seine Stelle trat Steven Gätjen. Eine gute Entscheidung, denn nach der missglückten "Versteckten Kamera" und der ebenso belang- wie erfolglosen Promi-Show "I can do that!" präsentiert er nun fürs ZDF erstmals eine Show, die gut zu ihm passt. Er ist charmant, manchmal witzig und leistet sich keine Fehler in der deutlich gestraffteren "Superhirn"-Version, die am Donnerstagabend erstmals zu sehen war. Tatsächlich kommt die Show mit deutlich mehr Tempo daher als in früheren Tagen, was nicht alleine den fehlenden Promis geschuldet ist.

Die Gespräche mit den Kandidaten fallen selten tiefer aus als nötig, sodass die Produzenten von Endemol Shine unterm Strich nun in 90 Minuten genauso viele Wissensaufgaben unterbringen wie einst in drei Stunden. Für eine ZDF-Show ist das eine recht beachtliche Geschwindigkeit. Sie sorgt fast von selbst für einen weitaus größeren Unterhaltungswert, weil im Studio einfach ständig etwas passiert. Beim Blick auf die Kandidaten drängt sich der "Wetten, dass..?"-Vergleich aber auch bei der Neuauflage des "Superhirns" wieder auf. Da ist der Mann, der alleine durch Hören von Schritten erkennt, zu welchem Rhythmus sich die Tänzer auf der Bühne bewegen, und ein schlauer Professor brilliert wenig später mit komplexen Rechenaufgaben.

Freilich gibt’s auch eine Art Kinderwette - und weil's so spektakulär ist, merkt sich eine junge Frau unzählige Farbcodes während des Hinabsteigens einer Hochhausfassade. Das ist dann vermutlich die Außenwette, die am Ende übrigens von den Zuschauern zur Siegerin gekürt wird. Nicht ins Finale schaffte es hingegen ein junger Mann, der eine nicht minder beachtliche Gedächtnisaufgabe zunächst problemlos meisterte, dann aber doch in letzter Sekunde dramatisch scheiterte. Das ist für den Zuschauer vor dem Fernseher ganz beruhigend, weil sich zeigt, dass auch "Superhirne" mal Fehler machen. Für den sichtlich enttäuschten Kandidaten ist das freilich nur ein äußerst schwacher Trost.

Deutschlands Superhirn© ZDF/Einat Schneppenheim

Dass Sportmoderator Norbert König zwischendrin immer mal wieder versuchte, eine Art Buschi light zu mimen, hätte es hingegen nicht gebraucht. Umso mehr bleibt Steven Gätjens Co-Moderatorin in Erinnerung: Die junge Gedächtnisweltmeisterin Christiane Stenger ist ein echtes Naturtalent und bringt überraschend viel Frische in die Show. Doch kaum hat man sich an ihr und den Leistungen der Kandidaten erfreut, ist auch schon alles vorbei, was einerseits schade ist, weil man gerade eine nicht zwangsläufig innovative, aber zumindest flotte Show gesehen hat - andererseits darf man doch wirklich froh sein, wenn eine Unterhaltungssendung heutzutage mal nicht bis kurz vor die Unendlichkeit ausgedehnt wird. Nein, Herbert Grönemeyer oder Justin Bieber hat gewiss niemand vermisst.