Treffen sich zwei abgesetzte Sat.1-Shows auf der Straße. Sagt die eine: "Glaubst du eigentlich an Wiedergeburt?" Meint die andere: "Ach du lieber Bond, näää! Da müsst' ich mich ja von Wayne Carpendale moderieren lassen."

Fanden Sie gar nicht so witzig jetzt? Okay, aber die Scherznorm eines durchschnittlichen Sat.1-Freitagabends erfüllt der Gag allemal. Wahr ist er auch noch: Zahlreiche Shows, die mal Rang und Quote hatten, letztlich aber doch ihrer natürlichen Absetzung entgegensendeten, lässt Sat.1 seit einiger Zeit mit dem ehemaligen "Landarzt" neu auflegen: "Deal or no Deal" und "Nur die Liebe zählt" hat Carpendale, dessen Selbstbewusstsein stets größer war als sein Publikum, sofort wieder versenkt. Damit das mit "Mein Mann kann" nicht nochmal passiert, passt Gattin Annemarie auf, die sonst in der Promimagazinkäfighaltung von ProSieben den aktuellen Tratsch ansagt.

Anders heißt die Show, mit der Britt Hagedorn und Oliver Pocher nacheinander ihre Karrieren weitgehend beendeten, jetzt auch: "Ran an den Mann – Hält er, was sie verspricht?" Und bezogen auf das Moderatorenpaar lässt sich feststellen: eher nicht.

Während Carpendale (Er) weitgehend damit ausgelastet war, sich während der Kandidatenspiele Schutzbrillen aufzusetzen, übte Carpendale (Sie), ob's eigentlich geht, mit einem einzigen Satz eine komplette Drei-Stunden-Show durchzustehen. Ja, geht. "Wie läuft das bei euch zuhause ab?", fragte die geborene Warnkross die von ihr betreuten Damen, die im Plauderründchen beieinander saßen, um ihre Ehemänner per Wetteinsatz in Spielduelle zu schicken, aus denen der jeweilige Sieger den Jackpot mit in die nächste Runde nehmen durfte. Oder: "Wie sieht das bei euch zuhause aus?" Oder: "Ist das bei euch zuhause auch so?"

Bei Red Seven Entertainment zuhause hat jemand den naheliegenden Einfall gehabt, dass "Mein Mann kann" zweieinhalb Jahre nach seiner Absetzung beim Publikum ausreichend in Vergessenheit geraten sein dürfte, um mit einem notdürftigen Rebrush einen zweiten Anlauf zu starten. Diesmal ist das Studio größer, und statt eines Pokertischs gibt es eine Art vergitterten Männerstall, auf dessen flauschteppichüberzogenem Sonnendeck die Damen per Tochscreens ihre Einsätze einloggen. Das sind aber auch schon die auffälligsten Unterschiede.

Die Spiele sind maximal unspektakulär: Feuermachen mit der Flex, Bierflaschenöffnen mit Stilettos, Wassertemperaturraten unter der Dusche. Aber hey, nix dagegen, dass eins der freundlichen Spießerpärchen am Ende des Abends 50.000 Ocken Siegerprämie mit nachhause nimmt, um damit den neuen Passat anzuzahlen.

Ran an den Mann - Hält er, was sie verspricht?© SAT.1 / Willi Weber

Die Sieger der Premierenshow hießen Christian und Jessica, weil die beiden im Leiterzusammennageln eine Millisekunde schneller waren als die, ähm, anderen. Dann gab's Konfettiregen, und Wayne fragte seine Anne: "Hab ich noch irgendwas vergessen, Schatz?" Ja, verdammt nochmal: den Stock aus dem Arsch zu nehmen und statt einer bräsigen Show mit steinalten Männer-Frauen-Klischees, über die sich vermutlich selbst Mario Barth beschwert hätte, irgendwas zu moderieren, das rockt. Anstatt nutzlos dazustehen, während Frank Buschmann aus seiner mit ihm verwachsenen Kommentatorenkabine die Spiele kommentierte. (Und zwar nicht nur beim Glühbirnenwetteinschrauben verhältnismäßig überengagiert.)

Zugegeben: Zur Wochenendeinleitung bei Sat.1 passt die Sendung mit dem Titel, der in der Programmzeitschriftenspalte ordentlich die Plauze einziehen muss, vermutlich ganz gut. Obwohl – oder gerade weil – ihr Geschlechterbild aus dem vorigen Jahrhundert importiert wurde: Männer mögen Handwerken und Motorräder, Frauen machen gerne Mädelsabend und kaufen am liebsten Klamotten. Deshalb ist's lustig, wenn die Typen Peeptoes, Jeggins und Concealer erkennen müssen und die Lieblings-Valentinsgeschenke der Gattinnen erraten.

"'n optimistisches Gesicht sieht anders aus", kommentierte Carpendale (Er) zwischendurch die Visage eines Kandidaten, der zum nächsten Spiel geschickt worden war. Ja, aber 'ne Show mit einer coolen Doppelmoderation, die über Dialoge wie "Es geht um alles" – "Ja, geht um alles" hinausgeht, halt auch.

Trotzdem bestätigten sich Carpendales zum Schluss gegenseitig: "Danke an dich, Schatz." Bitte, gerngeschehen. Aber Pärchenabend veranstaltet ihr demnächst wieder alleine, in Ordnung?