Als "irreführend bis sachlich falsch" hat die Produzentenallianz die Kritik von fünf unabhängigen Produzenten- und Urheberrechtsverbänden an dem zu Beginn des Jahres in Kraft getretenen Eckpunkte-Papier von Produzentenallianz und ARD zurückgewiesen. "Es ist schlicht nicht zutreffend, dass Passagen der Eckpunkte 2.0 den großen Produzenten nutzen und den kleinen schaden", sagte Alexander Thies, Vorsitzender der Produzentenallianz. "Im Gegenteil: Große, verhandlungsmächtige Produzenten brauchen Eckpunkte weit weniger als die kleinen. Wesentliche Elemente der neuen Eckpunkte bieten einen Minimalstandard, der vor allem die schwächeren kleinen Produzenten in die Lage versetzt, auskömmlichere Bedingungen zu vertreten."

Zwar könnten auch die Eckpunkte die Marktverhältnisse nicht umdrehen, doch sie helfen nach Ansicht der Produzentenallianz dabei, "mehr Augenhöhe zu erreichen und damit helfen sie den Kleinen mehr als den Großen". Das Papier habe nach Ansicht von Alexander Thies einen "Paradigmenwechsel in der deutschen Auftragsproduktion eingeleitet". Thies: "Die Verbände, die die Eckpunkte jetzt kritisieren, haben für ihre Mitglieder in Jahrzehnten - immerhin gibt es die AG Dok seit 1980, den Verband Deutscher Filmproduzenten sogar seit 1966 - nicht ansatzweise solche  Verbesserungen erreicht."

Die Kritik daran, dass keine gesonderte und angemessene Vergütung der Mediathekenrechte vorgesehen ist, kann die Produzentenallianz nicht nachvollziehen, weil diese gesondert mit ARD und Politik verhandelt würden. Ähnlich äußerte sich auch ARD-Sprecher Steffen Grimberg am Donnerstag im Gespräch mit dem Medienmagazin DWDL.de. Mit Blick auf die Kritik an der fünfjährigen Laufzeit des Eckpunkte-Vertrags sagte er, dass dieser Zeitraum keineswegs willkürlich gewählt worden sei, sondern der Beitragsperiode entsprechen. Zugleich verwies er auf eine für 2017 geplante Evaluation, in der die neuen Erlös- und Leistungsmodelle auf dem Prüfstand stehen werden. Das sei deutlich vor Ende der Gesamtlaufzeit.

Die unabhängigen Verbände hatten am Leistungsmodell kritisiert, dass es diejenigen bevorzuge, die bereits Aufträge erhalten haben. Leistungsprämien könnten aber "logischerweise nur Produktionen belohnen, die beauftragt und ausgestrahlt wurden", stellte die Produzentenallianz klar. "Auch das z. B. von der AG Dok geforderte Wiederholungshonorar begünstigt in dieser Weise Unternehmen, deren Produktionen gesendet werden. Diese Logik ist zwingend, sie einem Prämienmodell vorzuwerfen, in sich widersprüchlich." Nicht nachvollziehbar sei auch die Schlussfolgerung, dass sich daraus ein "closed shop" ergeben würde. "Jede Serie, ob klein oder groß, ob im Ersten oder in den Dritten ausgestrahlt, kann Preise gewinnen und häufig wiederholt werden. Warum das Leistungsmodell immer nur dieselbe Gruppe von Produzenten bevorzugen sollte, ist unklar", heißt es von Seiten der Allianz.

Alexander Thies: "Natürlich mussten wir Kompromisse machen und haben nicht alles durchsetzen können. Fest steht aber: Durch die hartnäckige und ausdauernde Intervention der Produzentenallianz hat sich die ARD bei den Grundsätzen der Auftragsvergabe, der Honorierung und der Erfolgsbeteiligung in einem Maß bewegt, das noch vor kurzem nicht vorstellbar war. Die Eckpunkte 2.0 stellen alle Produzenten besser: größere und kleine, junge und etablierte. Und das ist kein Zufall, schließlich gehören zu den rund 230 Produzentenallianz-Mitgliedern Unternehmen aller Genres und Größenordnungen, die auch in unseren Eckpunkte-Fachgruppen entsprechend repräsentiert waren."

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