Es gibt eine Konstante: Obwohl sich die Inhalte der Ausbildung und die Kanäle, auf denen berichtet wird, verändert haben, ist doch die eigentliche Anforderung an die Menschen, die den Einstieg in die Branche schaffen wollen, gleich geblieben: "Die Medienwelt befindet sich in einem permanenten Veränderungsprozess", sagt Michael Hauri, Produzent und Gründer der Agentur 2470.media. "Wer relevant bleiben will, muss mit den gleichen Geräten, Apps und Plattformen arbeiten, wie sein Publikum. Wenn meine Zielgruppe sich also hauptsächlich auf Youtube tummelt, bin ich als Nachwuchsjournalist im Vorteil, wenn ich weiß, wie man Inhalte passend für diesen Kanal aufbereitet", sagt er.

Nichtsdestotrotz steht für die meisten Ausbilder nach wie vor der Inhalt im Mittelpunkt, der je nach Format sachlich zum Bericht oder emotional mit empathischer Nähe in der Reportage umgesetzt wird. „Alle Sendeformate haben ihre spezifischen Charakteristika, die dann nochmals auf die Inhalte zu adaptieren sind. Wir glauben nach wie vor an guten „Content“, das wirklich „Neue“ sind nicht die vielen Ausspielwege, sondern die Interaktivität des ehemaligen Zuschauers“, sagt Thomas Repp, Leiter der Bayrischen Akademie für Fernsehen. Und in dieser ist es wichtig, dass der Journalist den Überblick behält und immer wieder die Frage nach der Relevanz der Arbeit stellt.

"Digitale Werkzeuge sind Mittel zum Zweck, aber die Gefahr besteht, dass man sich in technikverliebte Spielereien verliert, sagt Repp. Wichtig seien daher weiterhin auch die Fragen nach ethischen Fragen beim Umgang mit Information, mit Bildern und Tönen. Vor allem kommt es aber auch auf die Vermittlung des Handwerkszeug an, das allen Medienarbeitern an die Hand gegeben werden sollte: "Sind die Quellen authentisch, ist die Information verlässlich, wie kann man sie einordnen, wie finde ich die richtigen Protagonisten, für welches Format produziere ich, welche Persönlichkeits- und Urheberrechte sind zu beachten, es gibt Fragen des Jugendschutzes, der Werbung und des Sponsorings."

Leonard Ottinger, Geschäftsführer der RTL-Journalistenschule fasst die Erwartungen an eine Ausbildung von Nachwuchsjournalisten heute in vier Punkten zusammen: Erstens: die Sachkompetenz, also die Fähigkeit, Themen, Meldungen, Ereignisse verstehen, einordnen und durchdringen zu können. Zweitens: soziale Kompetenzen wie kommunikative Fähigkeiten, Kreativität, Teamorientierung, Lernbereitschaft müssen innerhalb der Ausbildung gefördert und weiterentwickelt werden. Drittens: die Vermittlung journalistischer Fachkompetenzen wie Sprache, Darstellungsformen, also das gesamte journalistische Handwerk müssen Teil der Ausbildung sein. Viertens: die Technikkompetenz. Redaktionssysteme und Produktionstechniken, wie Kamera- und Schnitttraining sowie der digitalen Tools für Journalisten, etwa Datenvisulisierung und der Umgang mit Smartphone Apps, müssen sicher beherrscht werden.

Das sieht auch Michael Hauri so: „Wir können klassisches Handwerk – beispielsweise das Storytelling – kombinieren mit einer immer größer werdenden Bandbreite an digitalen Werkzeugen und Plattformen. So entstehen neue Erzählformate wie etwa die Periscope-Reportage oder das 360°-Video, die herkömmliche Produkte in Print, TV oder Hörfunk ergänzen“, sagt er. All das kann man beispielsweise in einem Studium lernen, etwa an der Technischen Universität in Dortmund, die gezielt schon in der Ausbildung Wert auf crossmediales Erzählen legen, ebenso wie die Hamburg Media School oder die Leipzig School of Media. Die Hochschulen haben mittlerweile die Zeichen der Zeit erkannt und sich entsprechend auf diese eingestellt.

Und wonach wird in der Praxis gesucht? Da führt der Weg in den Job nicht selten zunächst über Praktika. Salim Butt, einer von zwei Geschäftsführern der Produktionsfirma "Visual Bridges" in Köln, erklärt "Praktikanten haben während ihres Praktikums bei uns sehr schnell Gelegenheit, relativ selbständig einzelne kleine Experimente zu planen und umzusetzen. Mehrere unserer ehemaligen Praktikanten arbeiten heute als Freie." Visual Bridges produziert unter anderem für das öffentlich-rechtliche Fernsehen, darunter unter anderem für Formate wie "Kopfball", "Quarks & Co" und "W wie Wissen". "Trotzdem greifen wir gerne auch auf Personen zurück, die eine journalistische Ausbildung haben, weil sie in der Regel mit den Grundgesetzlichkeiten unseres Mediums vertraut sind und weil sie Recherchieren gelernt haben", sagt Butt. "Außerdem sollen sie ja nach ihrer Zeit bei uns gerne anderswo noch mehr 'klassisches' journalistisches Handwerk lernen, um dann möglichst bald das Ganze auch als Beruf auszuüben und davon leben zu können. Aber wir nehmen auch Quereinsteiger." Sven Lehmann von der Spotunion in Düsseldorf setzt bei der Zusammenstellung seiner Teams aus freien Mitarbeitern auch weniger auf formale Kriterien: "Professionelles Wissen, Kreativität, Verlässlichkeit, gute Manieren und Loyalität", beschreibt er die Anforderungen.

Der Weg über ein Studium an einer der spezialisierten Schulen oder in Studiengängen ist aber in jedem Fall nicht der schlechteste, um im Broadcasting Fuß zu fassen. Diese Ausbildungsstätten vermitteln eine grundsolide Ausbildung, die eben auch das journalistische Handwerk umfasst – und orientieren sich gleichzeitig daran, was in der analogen und digitalen Welt gerade verlangt wird. Die Dozierenden kommen oft aus der Praxis, sind somit Experten in ihrem Gebiet und verfügen über ein entsprechendes Netzwerk: „Natürlich gibt es immer noch Menschen, die durch Genialität, Glück und Zufall den Weg in den Journalismus finden“, sagt Michael Geffken, Geschäftsführer der Leipzig School of Media. Aber sie sind selten, oft fehlt ihnen das Netzwerk oder das handwerkliche Geschick. Werden sie nicht gerade in einem privaten oder öffentlich-rechtlichen Sender an die Hand genommen, und mit Weiterbildungen gefördert, ist es sehr schwer, am Puls der Zeit zu bleiben, und sich alles autodidaktisch und selbstständig beizubringen. „Der Trend geht schon seit längerem hin zu einer Akademisierung des Journalistenberufs", sagt auch Michael Geffken.