„Bei unseren Vorbereitungen für den ersten reinen Free-TV-Dokusender sind wir 2015 einen großen Schritt weitergekommen“, kündigt Katja Hofem in einer Veröffentlichung im Rahmen des Geschäftsberichts 2015 an. „Wir wollen im 2. Halbjahr 2016 starten.“ Hofem ist bei der ProSiebensat.1 TV Deutschland schon länger für die Entwicklung neuer Sendermarken verantwortlich und rückte kürzlich als Chief Operating Officer in der Geschäftsführung auf. Abgegeben hat sie in diesem Zuge die Verantwortung für kabel eins. Das lässt Zeit und Raum sich um den neuen Sender zu kümmern.

Einen Namen hat der neue Doku-Sender noch nicht. „Wir prüfen gerade verschiedene Namensoptionen. Der neue Sender wird in jedem Fall ein klares Versprechen abgeben und als reiner Doku-Channel der erste seiner Art im deutschen Free-TV sein – mit international erfolgreichen und hochwertigen Dokumentationen“, verspricht Hofem. Man darf gespannt sein, ob der Sender wirklich von Dokumentationen oder letztlich dem so populären Dokutainment lebt. Letzteres wäre dann keine Premiere im deutschen Fernsehmarkt. Vor knapp zehn Jahren hat Hofem selbst schließlich mit DMAX einen solchen Kanal erfolgreich eingeführt.

In den vergangenen anderthalb Jahren lief das Projekt bei ProSiebenSat.1 intern unter dem Arbeitstitel K1 Doku, wie im Oktober 2014 erstmals bekannt wurde. Offenbar gibt es da noch Vorbehalte. Die entscheidende Frage ist: Will man die Strategie der Line-Extensions bei kabel eins fortführen mit denen man die Marken Sat.1 und ProSieben bereits um Sender wie Sat.1 Emotions, Sat.1 Gold, ProSieben Fun und ProSieben Maxx erweitert hat? Oder ist eine Eigenmarke wie Sixx vielversprechender?

Nicht die Fehler anderer wiederholen

Mit DMAX und Sixx hat Katja Hofem zwei der am saubersten positionierten Spartensender im deutschen Fernsehen gelauncht. Das steigert Erwartungen und Druck gleichermaßen. „Man muss vor allem Leidenschaft investieren und Zeit, um genau zu überlegen, wie sich der Sender anfühlen und wie er aussehen soll. Ich muss eine Zielgruppe und ein Markenbild im Kopf haben, bevor ich anfange, den Content zu konfektionieren“, erläutert die Fernsehmacherin und setzt einen Seitenhieb in Richtung Discovery: „Bei dem Versuch, um vorhandene Inhalte herum eine Marke aufzubauen, sind schon einige amerikanische Unternehmen in Deutschland gescheitert.“

Gemeint ist zweifelsohne TLC, die Sender-Schwester von DMAX. Der frei empfangbare Frauenkanal von Discovery tut sich knapp zwei Jahre nach dem Sendestart immer noch extrem schwer und fährt weiterhin minimale Marktanteile ein. Von einem Prozent Marktanteil kann Discovery nur träumen. Diese Hürde definiert Katja Hofem wiederum für den neuen Doku-Sender von ProSiebenSat.1: „Die Ein-Prozent-Marke ist wichtig. Sie ist auch eine psychologische Schwelle, über die ein Sender kommen sollte, um im Werbemarkt als relevante Größe wahrgenommen zu werden.“

Die Pläne waren einst noch ambitionierter

Mit der Ankündigung eines Sendestarts für 2016 wagt sich ProSiebenSat.1 und in Person Katja Hofem weit aus dem Fenster. In den letzten drei Jahren waren zahlreichen Ankündigungen aus Unterföhring wenig Taten gefolgt. Dabei schien die Lust auf immer neue Spartensender nach Sat.1 Gold und ProSieben Maxx grenzenlos zu sein. Im Februar 2013, vor gut drei Jahren, kündigte der TV-Konzern zur Überraschung der Branche gleich fünf weitere Fernsehsender an, darunter frei empfangbare Kanäle wie auch Pay-TV. In Unterföhring sah man „eine neue Phase im Markt“. P7S1-Vorstandschef Thomas Ebeling: „Wir wollen uns immer besser segmentieren.“

Angekündigt wurden ein frei empfangbarer Kindersender und ein Luxus-Lifestyle-Kanal sowie im Pay-TV der Sportsender ran+, der Wissenssender Galileo TV und ProSieben Stars als Sender für Filme und Serien. Keine der fünf Ideen wurde bislang umgesetzt. Im Frühjahr 2014 ruderte man mit den Pay-TV-Plänen zurück: Man konzentriere sich auf die bereits eingeführten Sender ProSieben Fun, Sat.1 Emotions und kabel eins classics. Im Herbst 2014 wurden dann die Pläne für K1 Doku bekannt. Die bekräftigte Vorstandschef Thomas Ebeling nochmals bei der Präsentation der Geschäftszahlen für 2014 im Februar 2015. Nun scheint es konkreter zu werden.