Der Telenovela-Check: Wer schaut Plenske, Bianca und Co?

Logo: ZDFAls am 1. November das ZDF "Bianca - Wege zum Glück" auf Sendung schickte, war der Erfolg alles andere als gewiss. Zum ersten Mal bekam das deutsche Fernsehen eine Telenovela zu sehen - und zeigte sich begeistert. Als SAT.1 im März dieses Jahres dann mit "Verliebt in Berlin" nachzog, waren die Bedenken kaum geringer. Schließlich musste SAT.1 als Privatsender nun auch das jüngere Publikum erreichen. Doch seitdem läuft es für den Berliner Sender besser als es sich wohl selbst die Verantwortlichen vorher erträumt hatten.

Klar, dass die Dämme nun gebrochen waren. Das ZDF wartet bald mit einem Telenovela-Doppelpack auf und selbst RTL springt etwas verspätet im nächsten Frühjahr ebenfalls auf den Zug auf. Telenovelas erschienen plötzlich als das Erfolgsrezept. Doch in diese Euphorie platzte nun der Start der neuen ARD-Telenovela "Sturm der Liebe". Und der verlief äußerst enttäuschend.

"Sturm der Liebe" mit enttäuschendem Start

Die ersten vier Folgen wollten gerade mal 1,09 Millionen Zuschauer ab drei Jahren sehen. Der Marktanteil beim Gesamtpublikum blieb dementsprechend bei miesen 10,4 Prozent hängen. Glücklich schätzen darf sich Das Erste außerdem, kein Privatsender zu sein: In der für diese äußerst wichtigen Gruppe der 14- bis 49-Jährigen lag der Marktanteil der ersten vier Folgen bei gerade mal 5,4 Prozent.

Dennoch werden uns in Zukunft zahlreiche weitere Telenovelas im deutschen Fernsehen begegnen. Zeit, die Zusammensetzung des Publikums der drei bereits gestarteten einmal etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. Unserer Analyse liegen übrigens die Durchschnittswerte der bisherigen Woche zugrunde.

Die Altersfrage: Nur Omis und Opis für Herzschmerz zu begeistern?

Zunächst lässt sich eines ganz eindeutig feststellen: Zwischen der Zuschauerstruktur der SAT.1-Telenovela "Verliebt in Berlin" und der beiden öffentlich-rechtlichen Formate "Bianca" und "Sturm der Liebe" herrscht eine große Diskrepanz.

So sitzen bei den Telenovelas von ARD und ZDF tatsächlich überwiegend über 50-Jährige vor dem Fernseher. Satte 81 Prozent der Zuschauer von "Bianca - Wege zum Glück" haben das 50. Lebensjahr bereits überschritten, bei "Sturm der Liebe" sind es immerhin etwa 79 Prozent. Dafür erreichen beide Serien in dieser Zuschauergruppe auch überdurchschnittliche Marktanteile von 33,7 Prozent für "Bianca" und immerhin 15 Prozent für "Sturm der Liebe".

Bei "Verliebt in Berlin" kommen hingegen nur 38 Prozent der Zuschauer aus der Gruppe der über 50-Jährigen. Die SAT.1-Telenovela schneidet im Vergleich der drei hier am schlechtesten ab: Nur 11,2 Prozent beträgt der durchschnittliche "ViB"-Marktanteil bei den über 50-Jährigen. Ein Wert, der für SAT.1 jedoch leicht zu verschmerzen sein dürfte, kommt es doch für Privatsender vor allem auf die 14- bis 49-Jährigen an.

Logo: SAT.1Und hier ist das Bild logischerweise genau umgekehrt. Über die Hälfte (etwa 52 Prozent) der "ViB"-Zuschauer kommen aus der werberelevanten Zielgruppe. Der durchschnittliche Marktanteil liegt hier bei 23,5 Prozent. Bei "Sturm der Liebe" und "Bianca" ist hingegen nur jede fünfte der Zuschauer zwischen 14 und 49 Jahren alt. Die Marktanteile, die die beiden Serien hier erreichen, sind demzufolge auch deutlich niedriger: 5,4 Prozent für "Sturm der Liebe", 12,3 Prozent für "Bianca".

Dass offenbar wirklich vorwiegend Omas und Opas die öffentlich-rechtlichen Telenovelas verfolgen, zeigt eine genauere Aufschlüsselung der Gruppe der über 50-Jährigen Zuschauer: 50 Prozent der Zuschauer von "Sturm der Liebe" und sogar 57 Prozent der "Bianca"-Zuschauer sind bereits 65 Jahre oder älter. Zum Vergleich: Bei "Verliebt in Berlin" macht diese Zuschauergruppe hingegen nur 16 Prozent aller Zuschauer aus.

Dafür bedient SAT.1 mit "Verliebt in Berlin" eine Altersgruppe, die bei ARD und ZDF beinahe völlig außen vor bleiben: Die Kinder. Immerhin im Durchschnitt 0,38 Millionen 3- bis 13-Jährige verfolgten in dieser Woche "Verliebt in Berlin" - sie machten somit etwa 9 Prozent aller "ViB"-Zuschauer aus. Bei "Bianca" und "Sturm der Liebe" liegt die Anzahl der 3- bis 13-Jährigen Zuschauer hingegen im kaum messbaren Bereich, ihr Anteil an der Gesamtzuschauerzahl bei jeweils deutlich unter 2 Prozent.

Die Geschlechterfrage: Telenovelas wirklich nur weibliches Terrain?

Was allgemein angenommen wird, lässt sich auch durch die Zahlen untermauern: Herzschmerz-Geschichten, wie sie in Telenovelas gezeigt werden, sprechen vor allen Dingen Frauen an. So rekrutiert sich der größte Publikumsanteil bei allen drei Serien aus dem weiblichen Teil der Bevölkerung - auch hier gibt es jedoch Unterschiede.

Besonders ausgeprägt ist die weibliche Übermacht bei der ZDF-Serie "Bianca": Etwa 76 Prozent der Zuschauer sind hier Frauen. Ähnlich hoch liegt der Frauenanteil mit 73 Prozent auch bei "Sturm der Liebe". Etwas besser durchmischt ist das Publikum von "Verliebt in Berlin". Hier sind nur 62 Prozent der Zuseher weiblich und über 14 Jahren alt. Das Ergebnis wird hier jedoch leicht verfälscht, weil der relativ hohe Anteil an 3- bis 13-Jährigen nicht nach Geschlechtern getrennt wird und in dieser Statistik nicht auftaucht.

Und jetzt ganz genau... Bei wem kommen die Serien am besten an?

Foto: ARD/Das ErsteNoch genauer? Ja, das geht tatsächlich... Fangen wir mit "Verliebt in Berlin" an. Den höchsten Marktanteil erreicht die SAT.1-Telenovela bei den 30- bis 49-jährigen Frauen. Durchschnittlich 30 Prozent stehen im Schnitt in dieser Woche hier zu Buche. Knapp dahinter: Die 14- bis 29-jährigen Frauen, bei denen im Schnitt 28 Prozent erreicht wurden. Deutlich geringer fällt der Marktanteil bei den Männern aus: 15 Prozent bei den 14- bis 29-Jährigen, 16 Prozent bei den 30- bis 49-Jährigen.

"Bianca" erzielt ihre höchsten Marktanteile ganz eindeutig bei den über 50-jährigen Frauen: 40 Prozent Marktanteil stehen hier im Schnitt zu Buche. Sechs von zehn "Bianca"-Zuschauern kommen aus dieser Gruppe. Der zweithöchste Marktanteil wurde bei den über 50-jährigen Männern erzielt: 23 Prozent. Bei den 30- bis 49-jährigen Frauen sind es immerhin noch 17 Prozent.

Und schließlich zu "Sturm der Liebe". Gut läuft es für die ARD-Telenovela eigentlich nur bei den über 50-jährigen Frauen. Dort betrug der durchschnittliche Marktanteil der ersten vier Folgen 18 Prozent. Bei den Männern "ü50" wurden immerhin noch 11 Prozent erzielt. Doch ansonsten sieht es sehr mau aus: 7 Prozent bei den 30- bis 49-jährigen Frauen sind da noch am wenigsten schlecht.