Im Rahmen der Frankfurter Buchmesse ist am Samstag der Preisträger des Raif Badawi Award for courageous journalists bekanntgegeben worden. Eine achtköpfige Jury kürte den Marokkaner Ali Anouzla zum diesjährigen Gewinner. Anouzla ist einer von wenigen wirklich unabhängigen Journalisten Marokkos und deckte in der Vergangenheit durch seine investigativen Recherchen immer wieder Menschenrechtsverletzungen auf. Nach Ansicht von Beobachtern hat ihm seine Unerschrockenheit vor zwei Jahren eine politisch motivierte Anklage wegen angeblicher Apologie und materieller Unterstützung des Terrorismus eingebracht. Ihm drohen bis zu 20 Jahren Haft.

"Mit Ali Anouzla hat sich die Jury für einen mutigen Journalisten entschieden, dessen Arbeit sich nicht nur durch hintergründige Recherche auszeichnet, sondern der wie kein anderer das politische und königliche Establishment in Marokko herausfordert", sagte Journalist Constantin Schreiber von der international media alliance, der als Initiator des Awards eine besondere Verbindung zu Raif Badawi hat - jenem liberalen Blogger, der in Saudi-Arabien zu zehn Jahren Gefängnis und 1.000 Peitschenhieben verurteilt wurde. Schreiber hatte in diesem Jahr ein Buch mit Badawis Texten herausgegeben. "Die Wahl ist auch ein Signal an alle Reformkräfte in Marokko. Mit Platz 130 von 189 Ländern liegt das Land in der Jahresbilanz 2015 von Reporter ohne Grenzen noch weiter hinten als Afghanistan."

Der Raif Badawi Award wird am 13. November durch die international media alliance auf dem Bundesmedienball in Berlin verliehen, einem jährlichen Zusammentreffen von Medienschaffenden. Mitträger des Preises ist die Friedrich-Naumann-Stiftung. Darüber hinaus wird er finanziell durch den Bundesmedienball, den Börsenverein des Deutschen Buchhandels sowie die Ullstein Buchverlage gefördert und durch Reporter ohne Grenzen Deutschland unterstützt. Die Jury besteht aus Rowan Barnett, Deutschland-Chef von Twitter, NDR-Chefredakteur Andreas Cichowicz, dpa-Korrespondentin Anne-Béatrice Clasmann, "Spiegel Online"-Chefredakteur Florian Harms, "Stern.de"-Chefredakteur Philipp Jessen, "Bild.de"-Chefredakteur Julian Reichelt und "Zeit Online"-Chefredakteur Jochen Wegner. Für DWDL.de sitzt Medienjournalist Alexander Krei in der Jury.

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