Wenn in der Nacht von Sonntag auf Montag die 67. Primetime Emmy Awards verliehen werden, dann können sich gleich mehrere Formate einen Eintrag in die Emmy-Geschichtsbücher sichern. Gelingt etwa "Modern Family" auch im sechsten Jahr in Folge ein Sieg in der Kategorie "Beste Comedyserie", dann ziehen die Pritchetts und Dunphys an "Frasier" vorbei und sind dann neuer Rekordhalter mit den meisten Auszeichnungen als beste Comedyserie überhaupt.

Ähnlich sieht es im Drama-Bereich aus. "Mad Men" hat da bislang wie "Hill Street Blues", "L.A. Law" und "The West Wing" vier Emmys für die beste Drama-Serie auf dem Konto stehen. Mit einer weiteren Auszeichnung würde man sich den alleinigen Platz an der Spitze sichern. Für "Mad Men" ist es die letzte Chance - was zugleich bedeuten könnte, dass der Farewell-Bonus tatsächlich zu einem letzten Emmy verhilft. Nach vier Auszeichnungen für die ersten vier Staffeln war "Mad Men" bei den Academy-Mitgliedern schon 2012 in plötzliche Ungnade gefallen.

Beide Serien haben es aber mit starker Konkurrenz zu tun. "Mad Men" müsste sich unter anderem gegen "Game of Thrones" durchsetzen. Die Fantasy-Serie war bislang in jeder ihrer bislang fünf Staffeln auch als beste Drama-Serie nominiert, konnte aber noch nie gewinnen. Trotzdem könnte nicht nur "Mad Men" in diesem Jahr "The West Wing" einen Rekord wegnehmen, sondern auch "Game of Thrones". "The West Wing" hält mit insgesamt neun Emmys für die erste Staffel im Jahr 2000 bislang nämlich auch den Rekord für die meisten Emmy-Auszeichnungen für eine Serie in einem Jahr. "Game of Thrones" hat nach den Creative Arts Emmys in diesem Jahr aber schon acht auf dem Konto - mit nur einem weiteren Preis könnte sie also mit "The West Wing" gleichziehen, mit zwei Auszeichnungen sogar die alleinige Pole Position übernehmen. Gelegenheit dafür gibt's noch zur Genüge: Neben der Nominierung als beste Serie sind auch Peter Dinklage als Bester Nebendarsteller, Lena Headey und Emilia Clarke als beste Nebendarstellerinnen, David Nutter und Jeremy Podeswa als Regisseure und das Duo David Benioff und D.B. Weiss als beste Autoren nominiert - bis zu fünf weitere Auszeichnungen wären also theoretisch noch möglich.

Geschichte schreiben könnten in der Drama-Kategorie auch "Orange is the New Black" und "House of Cards" - als erste Serie, die in einer Hauptkategorie einen Emmy für eine Serie abräumt, die gar nicht im klassischen TV gelaufen ist, sondern "nur" im Web bei einem VoD-Dienst. Den beiden Serien werden aber eher Außenseiter-Chancen zugerechnet. Insofern hat Amazon hier gar nicht so schlechte Chancen, an Netflix noch vorbei zu ziehen und diese Ehre mit "Transparent" im Comedy-Bereich für sich verbuchen zu können. Auch "Transparent"-Hauptdarsteller Jeffrey Tambor könnte selbst einen Rekord aufstellen: Setzt er sich als bester Hauptdarsteller in einer Comedy-Serie durch, wäre er mit 71 Jahren der älteste Emmy-Sieger in einer solchen Kategorie in der Geschichte der Emmys.

Nicht geschichtsträchtig, aber allemal spannend ist übrigens auch das Rennen um den Preis für die beste Late-Night-Show, für die es mit "Outstanding Variety Talk Series" erstmals eine quasi eigene Kategorie gibt. Sketch-Formate wie "Saturday Night Live" wurden in eine eigene Kategorie ausgelagert. Spannend, weil das Genre derzeit groß im Umbruch ist. Fünf der sechs Nominierten haben in den vergangenen beiden Jahren ihren Job an den Nagel gehängt oder ihren Job gewechselt. Nominiert ist beispielsweise David Letterman, der gerade eine große "Late Show"-Ära zu Ende gebracht hat und dadurch zum Mitfavorit wurde. Auch sein Nachfolger Stephen Colbert ist nominiert, allerdings noch mit seinem einstigen "Colbert Report". Doch auch Jon Stewart hat seine vielfach ausgezeichnete "Daily Show" abgegeben. Noch recht neu im Rennen sind hingegen "Last Week Tonight with John Oliver" und der derzeitige Marktführer: Jimmy Fallon mit seiner "Tonight Show". Das Feld abgerundet wird durch Jimmy Kimmel, der innerhalb kurzer Zeit plötzlich die Rolle des "alten Hasen" übernommen hat.