"Meine Liebe ist da", beschwichtigt WDR-Intendant Tom Buhrow im Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung", als ihn Michael Hanfeld an sein Versprechen vom Tag seiner Wahl erinnerte, die Liebe mitbringen zu wollen. "Alles, was ich tue, mache ich aus tiefem Verantwortungsgefühl für den WDR, bei dem ich nach dem Studium meine journalistische Lehre gemacht habe und praktisch die ganze Zeit war. Ich tue, was ich für nötig erachte, um den WDR zukunftsfit zu machen." Angst davor, durch unbequeme Entscheidungen Popularität einzubüßen, hat Buhrow nicht: "Wenn ich am Ende feststelle, meine Beliebtheit hat abgenommen, aber ich habe getan, was nötig war, dann kann ich in den Spiegel sehen." Gleichzeitig betonte Buhrow mit Blick auf den geplanten Abbau von 500 Stellen, dass es zu viel verlangt wäre, "würde man angesichts eines solchen Prozesses von Personalvertretern verlangen zu jubeln".

Buhrow: "So einen drastischen Verschlankungskurs hat der WDR noch nie auf den Weg gebracht, das ist der Betriebskultur fremd. Aber alle sehen, dass wir weder von der Öffentlichkeit noch von der Politik Expansion zugestanden bekommen." Dass die ARD gerade einen zusätzlichen Finanzbedarf von 1,6 Milliarden Euro für die Zeit zwischen 2017 und 2020 angekündigt hat, verteidigte der Intendant: "Wenn ich perspektivisch den Programmauftrag nicht mehr erfüllen kann wie bisher, muss ich den Bedarf anmelden. Darüber zu entscheiden ist aber die Sache von anderen, von KEF und Politik." Ohne zusätzliches Geld müssten jedoch weitere Einschnitte folgen.

In der "FAZ" verteidigte Tom Buhrow zugleich sein Vorhaben, den WDR-Kunstfundus veräußern zu wollen - und sieht für die Entscheidung auch zahlreiche Unterstützer. "Im Haus werden Sie viele finden, die sagen: Ich habe das Geld liebe im Programm, als dass es an der Wand hängt. Und Sie finden draußen im Land viele, die fragen: Wieso haben die so etwas überhaupt von meinem Geld gekauft?" Bis zum Jahr 2020 hat sich der WDR-Intendant vier Ziele vorgenommen: "Der WDR muss als Marke stark nach außen wirken. Der WDR soll Innovationen voranbringen, technisch und im Programm. Wir wollen die Strukturen verschlanken. Und wir wolln uns finanziell dauerhaft auf eine solide Grundlage stellen." In Sachen Innovation hat das WDR Fernsehen anlässlich seines 50. Geburtstag gerade erst einige Erfahrungen gesammelt, wenngleich sich die großen Erfolge in Grenzen hielten. Doch noch sei es zu früh, "um jetzt schon eine tiefergehende Bilanz zu ziehen", erklärte Tom Buhrow im Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung".

Und dann äußerte er sich auch noch über die kürzlich aufgekommene Debatte um den Vertrag mit Thomas Gottschalk für dessen vorzeitig abgesetzte Vorabendshow. Kritik an mangelnder Transparenz wiegelt Buhrow ab: "Transparenz ist wichtig, aber auch kein Fetisch. Es gibt Grenzen für Transparenz." Man habe dennoch daraus die Lehre gezogen, dass auch Projekte dieser Art im Vorabendprogramm einer Gremienkontrolle unterliegen müssten, so Buhrow, der das kolportierte Ausfallhonorar von mehr als vier Millionen Euro jedoch ein Stück weit verteidigt: "Ein Ausfallhonorar ist eine ganz normale Sache, das kriegt jeder freie Mitarbeiter. Wenn jemand einen Auftrag für tausend Euro bekommen hat, erhält er natürlich ein geringeres Ausfallhonorar als jemand, der einen Auftrag ber eine Million Euro hatte. So viele Leute gibt es nicht, die Honorare in dieser Höhe bekommen."

Wenn man mitten in der Laufzeit eines Vertrags sage, "wir wollen das nicht fortsetzen, muss man die Vorleistung bezahlen", so Buhrow, der gleichzeitig den "mutigen Versuch" verteidigte, "dass Thomas Gottschalk auf dem Höhepunkt seiner Karriere das Risiko eingegangen ist, in der schwierigsten Programmzone, die es im deutschen Fernsehen überhaupt gibt, für die ARD mit einem kurz laufenden Vertrag anzutreten".