116 Nominierungen - 15 Siege - vier davon im Bereich der besten Drama-Serie. Damit befindet sich die nach sieben Staffeln und 92 Folgen mittlerweile zu Ende erzählte Serie "Mad Men" nach wie vor mit "Hill Street Blues", "L.A. Law" und "The West Wing" in der führenden Gruppe der vier Glorreichen mit jeweils vier Auszeichnungen. Allerdings bekommt dieser Bestwert einen bitteren Beigeschmack, wenn man die Rolle der Serie im Wettbewerb um die wichtigste Gold-Dame im TV-Bereich in den letzten Jahren betrachtet. Nachdem die Serie über die New Yorker Werbeagentur in der Madison Avenue bis zum Jahr 2012 vier Jahre in Folge die Königsdisziplin für sich entscheiden konnte, hätte man mit einem weiteren Sieg einen neuen Rekord aufstellen können: 5 Siege in Folge - was in der Stiefschwestern-Kategorie "Beste Comedy" bereits "Frasier" (1994-1998) gelungen war. Allerdings machte "Homeland" den Männern aus der berüchtigten Straße in New York einen Strich durch die Rechnung, Fernsehgeschichte zu schreiben. Und was passierte danach in Sachen Emmys? Nichts! Beginnend mit 2012 ging "Mad Men" drei Mal in Folge leer aus - und das trotz zusammengenommenen 37 Nominierungen.

Hat "Mad Men" den Status des Kritikerlieblings verloren, so dass das Sammeln von Emmys und Golden Globes an ein Ende gekommen ist und man sich nur noch mit Nominierungen zufrieden geben muss? Oder kann die Serie zum Abschluss mit der zweiten Hälfte der siebten Staffel nochmals punkten? Der Vorwurf, die Historien-Serie lebe lediglich von der Atmosphäre, hielt sich über die Jahre: Mehr Schein als Sein, opulente Inszenierungen, pompöse Ausstattung, sozusagen die Dominanz reiner Ästhetik, was den simplen und langsam erzählten Plot zu kaschieren versuche. Die andere Seite hingegen sieht in der Serie ein detailgetreu nachgezeichnetes Bild, das, in einen zeitlichen Kontext eingebettet, verschiedene Lebensstile, die Problematiken in Form von Rollenverteilung und gesellschaftlichen Hierarchien mittels Bühnenbild und Kostümierung wiedergibt und ein treffendes Porträt sozialer Veränderungen skizziert. Man könnte in der Missachtung der TV-Academy-Mitglieder fast eine Analogie zum Vorspann sehen, in dem Don Draper an den die Vorzüge des American Dream proklamierenden Werbeplakaten der Hochhausfassaden zur Musik von RJD2 vom Arbeitsplatz direkt in die Tiefe stürzt. Auch wenn "Mad Men" im Vergleich zum Vorjahr (8) wieder mit einer zweistelligen Nominierungszahl (11) ins Rennen geht, so steht sie in Sachen Ausbeute ordentlich im Abseits.

Und worum ging es nochmals über sieben Staffeln? Die fiktive Werbeagentur, die in den frühen 60er Jahren als "Sterling Cooper" startet, verkauft, wie für die Werbebranche üblich, hauptsächlich Träume. Allen voran der geheimnisvolle, schwer durchschaubare, zu weiten Teilen sehr erfolgreich agierende Werbefachmann Don Draper (Jon Hamm). Dass Traumwelten aber selten den Charakter des Realen besitzen und beruflicher Erfolg, gemessen an einem hohen Kontostand, nicht ausreichend für Lebensqualität und persönliche Ausgeglichenheit sein muss, schwingt immer mit. Ein durchgehend ambivalenter Protagonist, der vor allem im Privaten immer zu fallen droht, mehr sucht als findet und selten zur Ruhe kommt. Dass der Anzug nicht immer 24/7 sitzt, eine fast toujours brennende Zigarette zwischen den Fingern der rechten Hand und ein die linke Hand schmückendes Glas Hochprozentiges nicht immer Ausdruck eines erfolgreichen Lebensstils in den 70er Jahren sind, wird vor allem gegen Ende der Serie deutlich. Don Draper stürzt nun auch in beruflicher Hinsicht, rafft sich wieder auf, stürzt erneut und geht schließlich seinen eigenen Weg.

Die Frage am 20. September wird also sein, ob sich "Mad Men" mit seinem strauchelnden Protagonisten zurückkämpfen und nochmals final aufstehen kann, oder ob sich die Negativserie der letzten drei Jahre fortsetzen wird. Eine weitere Chance wird es für Don Draper und Co nicht geben, denn der Hut hängt bereits am Nagel.