"Ohne Jauch geht's auch." Diesen legendären Satz sprach der damalige SWR-Intendant Peter Voß, nachdem Günther Jauch der ARD einst einen Korb gab und auf die Nachfolge von Sabine Christiansen verzichtete. Dass Jauch einige Jahre später doch noch zusagte und damit ein mittleres Erdbeben in der ARD auslöste, ist ebenso Ironie der Geschichte wie sein überraschender Abschied, den er am Freitag bekanntgab. Ein halbes Jahr hat die ARD nun Zeit, die Nachfolge auf dem heiß begehrten Sendeplatz nach dem "Tatort" zu regeln. Wer das öffentlich-rechtliche System kennt, weiß jedoch, dass das nicht allzu lange ist. DWDL.de stellt im Folgenden schon mal sechs potenzielle Jauch-Nachfolger vor...

Foto: ARD© ARD
Anne Will

Sie kennt den Sendeplatz am Sonntagabend bestens: Als Günther Jauch der ARD absagte, war Anne Will schon einmal zweite Wahl - und musste schließlich auf den späten Mittwochabend weichen, nachdem sich Jauch mit der ARD doch noch einig wurde. Dort sammelte sie in den vergangenen Jahren weitere Erfahrungen und perfektionierte ihren Fragenstil. Äußerst fraglich ist allerdings, ob man sie erneut als zweite Wahl auf den prominenten Sonntags-Platz schicken will, zumal Will mit ihrer Talkshow schwächere Quoten verzeichnete als ihr prominenter Nachfolger.

Hart aber fair© WDR/Klaus Görgen
Frank Plasberg

Auch Frank Plasberg schielte einst auf den Christiansen-Sendeplatz, verlor letztlich jedoch das Rennen gegen Anne Will - auch, weil er nach der Logik der ARD beim falschen Sender arbeitet. Als WDR-Mann hielten sich seine Chancen, den vom NDR verantworteten Talk-Sendeplatz zu übernehmen, von Beginn an in Grenzen. Das dürfte jetzt kaum anders sein, auch wenn sich durch einen Wechsel des inzwischen nicht mehr ganz taufrischen "Hart aber fair" auf den Sonntag - ähnlich wie im Falle seiner Kollegin Anne Will - die praktische Gelegenheit böte, die Talkshow-Anzahl im Ersten weiter zu reduzieren. Zumal es schon immer unglücklich wirkte, Plasberg nur einen Tag nach Jauch auf Sendung zu schicken. Auch Plasbergs Kollegin Sandra Maischberger hat wegen ihrer WDR-Herkunft vermutlich nur äußerst geringe Aufstiegschancen.

Peter Kloeppel© RTL / Stefan Gregorowius
Peter Kloeppel

Einer, der schon immer mit einem eigenen Polittalk liebäugelte, ist Peter Kloeppel. Der langjährige Moderator von "RTL aktuell" wäre zudem ein beim Publikum ebenso bekanntes wie populäres Gesicht. Talk-Erfahrung sammelte in den zurückliegenden Jahren genug, zuletzt 2013 anlässlich der Bundestagswahl. Gemeinsam mit Sandra Maischberger präsentierte er zudem das "Kreuzfeuer" bei RTL. Nun also der Sonntagabend im Ersten? Dagegen spricht, dass der ehemalige RTL-Chefredakteur den Vertrag mit seinem Haussender im vorigen Jahr um drei Jahre verlängerte und er nach Günther Jauch schon der zweite Privatsender-Mann auf dem prominentesten Talkshow-Sendeplatz der Nation wäre. Es spricht also vieles für ein Gesicht aus den Reihen der ARD. Kloeppel könnte es wohl verschmerzen. Schon vor einem Jahr sagte er schließlich im DWDL.de-Interview: "Ich sitze abends nicht zu Hause, schaue Polit-Talkshows und trauere darüber, keine eigene zu moderieren.

Pinar Atalay© Phoenix
Pinar Atalay

Eine Frau, die das Zeug dazu hätte, die Aufgabe am Sonntagabend zu bewältigen, wäre zweifelsohne Pinar Atalay. Sie ist nicht nur ein frisches Gesicht, sondern glücklicherweise auch noch beim "richtigen" Sender, dem NDR. Der hatte die 37-Jährige, die als Tochter türkischer Einwanderer in Lemgo aufwuchs, schon einmal als festes Gesicht des Wirtschaftsmagazins "Plusminus" im Köcher, scheiterte letztlich aber am Widerstand anderer Anstalten. Nun könnte der NDR quasi zurückschlagen. Schon seit einiger Zeit macht Pinar Atalay als Vertretungsmoderatorin bei den "Tagesthemen" eine gute Figur. Und Talk-Erfahrung bringt sie als ehemalige Moderatorin der "Phoenix-Runde" auch noch mit.

Caren Miosga© NDR/Thorsten Jander
Caren Miosga

Gute Chancen auf die Jauch-Nachfolge werden Caren Miosga zugerechnet. Sollte die Wahl auf sie fallen, wäre sie nach Sabine Christiansen und Anne Will bereits die dritte "Tagesthemen"-Moderatorin mit eigener Talkshow am Sonntagabend. Dass Miosga gute Gespräche führen kann, stellte sie in den vergangenen Jahren regelmäßig unter Beweis. Schon im vorigen Jahr berichtete der "Spiegel", dass sich einige ARD-Intendanten schon länger den Wunsch hegen, Miosga als journalistische Marke stärker im Programm des Ersten zu verankern. Nachdem sie mit ihrem Reportage-Format "Die Inlandskorrespondentin" gegen Reinhold Beckmann unterlag, wäre der Sonntags-Talk die ideale Gelegenheit, Miosga eine größere Bühne zu geben. Und mit Pinar Atalay wäre ihre "Tagesthemen"-Nachfolge für den NDR denkbar einfach zu regeln.

Absolute Mehrheit© ProSieben/Willi Weber
Stefan Raab

Und dann wäre da auch noch Stefan Raab, dessen Vertrag mit ProSieben 2016 ausläuft. Dass der Sender seinen Polittalk "Absolute Mehrheit" nach der Bundestagswahl - anders als versprochen - zu den Akten legte, wird den Moderator schmerzen. Dabei machte er nicht zuletzt beim Kanzler-Duell mit frechen Fragen eine bessere Figur als manch alteingesessener Journalisten-Kollege. Schlagzeilen wären der ARD mit Raabs Verpflichtung freilich ebenso sicher wie ein gesteigertes Interesse des junges Publikums. So gesehen besäße die Causa Raab Charme. Die Chance, ihn im kommenden Jahr als neuen Polittalker im Ersten zu sehen, tendiert allerdings realistischerweise gegen Null.

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