Angesichts des sonnigen Wetters, das an diesem Freitag die Hauptstadt wie auch weite Teilen des Landes erfreuen, versprach Steven Gätjen Frühlingsgefühle bei diesem von ihm moderierten Pressetermin von ProSiebenSat.1 und Warner Bros. im Berliner Soho House. Es gehe "um eine Liebe, die nie enden soll". Der Nachrichtengehalt war eigentlich vergleichsweise gering. Beide Partner haben ihren bestehenden Rahmen-Lizenzvertrag verlängert. Regelmäßig vermelden entweder die Mediengruppe RTL Deutschland oder eben ProSiebenSat.1 ihre Volumen- oder Output-Deals mit einem der großen Hollywood-Studios, die Zugriff auf Filme und Serien des jeweiligen Hauses sichern. Meldungen, die sonst meist nur eine Randnotiz sind. Auch im Rahmen des Pressetermins in Berlin wurde man bezüglich des Deals nicht konkreter als in  Pressemitteilungen. Genauer Umfang des Deals, sein Wert oder wenigstens seine Laufzeit - dazu hüllen sich Warner Bros. und ProSiebenSat.1 in Schweigen.

Ungewöhnlich ist diesmal jedoch, dass Warner mit der Verlängerung des Vertrags mit ProSiebenSat.1 zum ersten Mal seit 20 Jahren nach Ablauf eines Vertrages nicht den Lizenzpartner wechselt. "Welche Sender sind die beste Heimat für unsere Serien?" habe man sich gefragt, erklärt Jeffrey Schlesinger, President Warner Bros. Worldwide Television Distribution. Gerade aufgrund der vielen Comedys und jüngeren Serien im Portfolio, passe ProSiebenSat.1 so gut  "Deswegen wechseln wir den Tanzpartner diesmal nicht. Wir mögen den Rhythmus und Beat. Also tanzen wir weiter", so Schlesinger, der für die Fernsehmesse MIPTV in Europa ist und einen kurzen Abstecher nach Berlin gemacht hat. Die Schmeicheleien seines Tanzpartners entgegnet Rüdiger Böss, Executive Vice President Group Programming Acquisitions bei ProSiebenSat.1, süffisant mit der Feststellung: "Es war auch Geld im Spiel".

Und sicher nicht weniger als bisher. Den intensiveren Wettbewerb um seine TV-Produktionen durch neue Plattformen freue ihn, merkt Schlesinger an. Böss neben ihm grinst. Auf Nachfrage sagt der ProSiebenSat.1-Chefeinkäufer über den Wettbewerb mit neuen Plattformen, die mit dem Geld so um sich werfen: "Es nervt schon ein bisserl. Alles andere wäre gelogen". Jetzt grinst Schlesinger. "Aber ich bin Einzelkind. Wenn ich was haben will, will ich es", sagt ein gewohnt gut gelaunter Rüdiger Böss, der mit dem verlängerten Warner-Deal seinem Kollegen Wolfgang Link das Leben leichter macht. Eine beiläufige Bemerkung von ihm, dem Geschäftsführer der ProSiebenSat.1 TV Deutschland, macht deutlich, warum dieser Termin in Berlin so wichtig ist für die TV-Gruppe aus Unterföhring.  Sylvia Rothblum, in Deutschland verantwortlich für Warners TV-Geschäft, erinnere ihn ja immer wieder mal daran, wie viele Programmstunden Warner beisteuere und welche Quote Warner damit ProSieben beschere.

Zu den Warner-Programmen bei ProSieben gehören neben aktuellen Serien wie "The Flash" und "Gotham" auch zahlreiche Comedy-Serien wie u.a. "The Big Bang Theory" oder "Two and a half men" mit denen ProSieben zeitweise im Alleingang das Programmschema befüllte. So zumindest scherzte die Branche hin und wieder - und offenbar eben auch Warner selbst. Und in erster Linie erhoffe er sich auch schöne neue Comedyserien von den LA Screenings im Mai, ergänzt Chefeinkäufer Böss mit forderndem Blick zum neben ihm sitzenden Jeffrey Schlesinger. Hinter all den heiteren Frühlingsgefühlen steckt am Ende auch eine Zweckehe, bei der ProSiebenSat.1 Warner ein Stück weit mehr braucht als umgekehrt. Mehrfach betonen an diesem Vormittag der deutsche TV-Konzern selbst wie auch das Hollywoodstudio, dass ProSiebenSat.1 als einziger Partner in Deutschland alle Ausstrahlungsrechte selbst verwerten könne.

Ob das auch zu einer intensiveren Verwertung via SVoD-Portal Maxdome bedeutet, ließ die ProSiebenSat.1-Seite auf Nachfrage offen. Bislang hat die Free-TV-Premiere immer noch Priorität, wonach sich Maxdome zu richten hat, so dass die Serien dort erst im Umfeld der Ausstrahlung bei ProSieben, Sat.1, Kabel Eins und Co. verfügbar sind. SVoD mit angezogener Handbremse, da die Rechte vorliegen würden. Doch es geht beim gemeinsamen Pressegespräch von Warner Bros. und ProSiebenSat.1 nicht nur um Fernsehserien. Bestandteil des jetzt verlängerten Rahmen-Lizenzvertrag sind neben den Serien auch die kommenden Kino-Highlights aus dem Hause Warner Bros, wozu etwa "Batman vs. Superman", "Tarzan" und "King Arthur" gehören sowie die neue Film-Triogie von J.K. Rowling und deutsche Warner-Filme u.a. mit Matthias Schweighöfer, der auch im Soho House vorbeischaute. Darüber hinaus behält ProSiebenSat.1 auch Zugriff auf Library-Titel, also ältere Filme von Warner.

Die Botschaft dieses Vormittages ist also: Die Ehe zwischen ProSiebenSat.1 und Warner Bros. findet eine Fortsetzung nachdem der Ehevertrag mutmaßlich zu Gunsten des Hollywoodstudios angepasst wurde. Der zunehmende Wettbewerb unter den immer zahlreicheren Abnehmern gefällt den Studios wie Warner Bros. sichtlich gut, wie auch non-verbal dem zufriedenen Schmunzeln von Jeffrey Schlesinger zu entnehmen war. Noch lacht auch Rüdiger Böss mit. Seinen Humor hat der dienstälteste ProSieben-Mitarbeiter, der seit mehr als 20 Jahren das Programm prägt, nicht verloren. Ob es nicht beunruhigend sei, wenn Netflix in immer mehr Geschäftsbereiche, etwa auch Kino einsteige und Exklusiv-Deals zum Beispiel mit Adam Sandler abschließe, will ein Journalist  wissen - eigentlich von Warner Bros.-Manager Schlesinger. Stattdessen antwortet Böss: "Adam Sandler will doch wirklich keiner mehr sehen. Den kann Netflix haben."