Frau Reinhardt, vor zwei Jahren gab es Berichte über ein Volontariat, das Sie beim NDR gemacht haben. Ein ungewöhnlicher Werdegang...

Mich haben viele gefragt, warum ich das gemacht habe. Einige haben mich dafür auch belächelt, meinten, ich gehe damit drei Schritte zurück. Für mich selbst habe ich das aber nie so empfunden. Es war viel mehr ein Geschenk, dass ich diesen Platz bekommen habe und damit die Möglichkeit mich weiterzuentwickeln.

Sie mussten sich bewerben.

Die Bewerbungsphase dauerte fünf Monate und war nicht einfach. Rückblickend war es aber eine der besten beruflichen Entscheidungen, die ich jemals getroffen habe. Ich wollte das Handwerk wirklich lernen, meine eigene Komfortzone verlassen und aus der Medienblase heraustreten. Mir war wichtig, auch hinter der Kamera zu arbeiten und Dinge mitentscheiden zu können.

In welcher Situation ist die Entscheidung gereift?

Zum Glück in einer Hochphase. Ich hatte gerade "X Factor" co-moderiert und für das ZDF einen Krimi mit Lars Becker gedreht. Trotzdem wusste ich: Mein Leben ist kein Wartezimmer. Ich wollte mehr, als nur von einem Projekt ins andere zu springen. Vor allem wollte ich selbstbestimmt sein. Das war der größte Motivator.

Sie kamen dann also zum NDR. Wie fielen die Reaktionen im Sender aus?

Weil ich während der Volontariatsphase jeden Monat in einer anderen Redaktion gearbeitet habe, gab es immer wieder den gleichen Prozess: kritisches Fragen und Beäugen. So wie sich das eben für gestandene Journalisten gehört (lacht). Ich konnte aber jeden davon überzeugen, dass ich es wirklich will.

Sie wollten mal Journalismus studieren und sind jetzt seit einiger Zeit bei "extra3" - gewissermaßen die Erfüllung eines Traums?

Den Gedanken, Journalismus zu studieren, habe ich lange mit mir herumgetragen. Dass ich jetzt bei "extra3" bin und an einer Sendung mit politischem und satirischem Hintergrund mitwirke, ist ganz großartig. Seitdem freue ich mich über jeden AfD-Wähler, der uns mit frischem Satire-Material versorgt. Erst kürzlich habe ich durch "extra3" übrigens meinen ersten Shitstorm geerntet, für die Rolle "Peggy Nowak". Eine Wutbürgerin, die sich über den Frühling und das damit verbundene Zuziehen der Vögel aus Afrika in unser Land auslässt.

Klingt so, als seien Sie stolz auf Ihren Shitstorm.

Vielleicht nicht unbedingt stolz, aber ein Shitstorm zeigt, dass wir polarisieren und den Finger in die richtige Wunde gelegt haben und das ist ja schließlich unsere Aufgabe.