Es ist eines der Worte, das auf den Pegida-Kundgebungen immer wieder skandiert wird: "Lügenpresse". Nun wurde es von einer Jury aus Sprachwissenschaftlern zum "Unwort des Jahres" gekürt. Zum einen hebt die Jury in ihrer Begründung auf die Vorgeschichte des Begriffs ab: "Lügenpresse" war schon im Ersten Weltkrieg ein zentraler Kampfbegriff und diente später auch den Nationalsozialisten zur pauschalen Diffamierung der Medien.

"Gerade die Tatsache, dass diese sprachgeschichtliche Aufladung des Ausdrucks einem Großteil derjenigen, die ihn seit dem letzten Jahr als 'besorgte Bürger' skandieren und auf Transparenten tragen, nicht bewusst sein dürfte , macht ihn zu einem besonders perfiden Mittel derjenigen, die ihn gezielt einsetzen", heißt es in der Begründung der Jury.

Zudem verhindere ein Wort wie "Lügenpresse" aber auch die notwendige Auseinandersetzung mit den Medien - denn dass nicht alles, was in der Presse stehe, auch wahr sei, stehe schließlich außer Zweifel. Die Jury schreibt: "Mit dem Ausdruck 'Lügenpresse' aber werden Medien pauschal diffamiert, weil sich die große Mehrheit ihrer Vertreter bemüht, der gezielt geschürten Angst vor einer vermeintlichen 'Islamisierung des Abendlandes' eine sachliche Darstellung gesellschaftspolitischer Themen und differenzierte Sichtweisen entgegenzusetzen. Eine solche pauschale Verurteilung verhindert fundierte Medienkritik und leistet somit einen Beitrag zur Gefährdung der für die Demokratie so wichtigen Pressefreiheit, deren akute Bedrohung durch Extremismus gerade in diesen Tagen unübersehbar geworden ist."

Gerügt wurden von der Jury, die in diesem Jahr aus den Sprachwissenschaftlern Prof. Dr. Nina Janich (TU Darmstadt), PD Dr. Kersten Sven Roth (Universität Düsseldorf), Prof. Dr. Jürgen Schiewe (Universität Greifswald), Prof. Dr. Martin Wengeler (Universität Trier), dem Autor und Journalist Stephan Hebel sowie die Moderatorin und Journalistin Christine Westermann bestand, zudem die Ausdrücke "Erweiterte Verhörmethoden" als Euphemismus für Folter und "Russland-Versteher" gerügt. In "Russland-Versteher" werde das positive Wort "verstehen" diffamierend verwendet - dabei sollte das Bemühen, fremde Gesellschaften und Kulturen zu verstehen doch Grundlage jeder Außenpolitik sein.