Es wird der Tag kommen, an dem der Kölner „Tatort“ nicht mehr „Tatort“ heißen muss, sondern „Dienstbesprechung“. Dann wird endgültig genug gespart. Statt vieler aufwändiger Außenszenen, gibt es nur noch Innendienst und fast nur noch Kommissare, die sich gegenseitig ihre Erkenntnisse präsentieren und zwischendurch pseudophilosophische Fragen stellen, die sie natürlich immer selbst betreffen. „Kommissar Ballauf, wird seine Fragen dann noch öfter mit einem „Sach mal“ einläuten. So wie er das im vorliegenden Fall mehrfach tun muss. „Sach mal. Woran erkennt man eigentliche eine gute Beziehung?“

Ballauf fragt das, weil er sich natürlich nach einer sehnt. Er selbst weiß das als Bärbeißer vom Dienst noch nicht so genau, Regisseur André Erkau schon. Er lässt Ballauf vom Radiowecker aus dem Schlaf reißen, und dann säuselt „I’ll never fall in Love“ los, was ja bekanntlich genau das Gegenteil des Behaupteten bedeutet. Dazu jubelt die 1Live-Moderatorin Sabine Heinrich aus dem Lautsprecher, dass gerade die Sonne scheine und es ein Tag zum Verlieben sei, und Ballauf sieht wie üblich ganz anders aus.

Kollege Schenk ruft an und zur Dienstbesprechung, äh, zum Tatort. Die Chefin einer Beziehungsvermittlung ist erschlagen worden, und nun müssen sich Ballauf und Schenk in ihren Zweitrollen als Schnarch und Sack mit Dingen wie Algorithmen herumschlagen und mit ihren Zweifeln an diesem ganzen Computerkrams. Insbesondere Ballauf stellt sich dabei so stieselig an wie er es immer tut, wenn er etwas Neues in sein Leben lassen soll. Liebe per Computer? Geht doch nicht. So einfach ist die Welt in Köln.

Irgendwann sitzen die beiden bei einem Psychologen, und der darf ihre Skepsis dann nochmal in Worte fassen. „Menschen können sich Mühe geben, aber zusammenpassen, das tun nur Plastikbausteine“, sagt er, und wie zum Beleg zeigt dieser unfassbar lahm vor sich hin dümpelnde Film eine ganze Reihe von verstörten Frauen und von verstörten Männern.

Der Höhepunkt ist eine Szene, in der Ballauf sehnsuchtsvoll in eine nicht näher definierte Ferne schaut, und dazu erklingt der seufzende Slowswing „But not for me“. Dann fällt noch ein welkes Blatt durchs Bild, und schon möchte man laut mitschnüfzen. Aber dann kommen noch all die anderen Gebeutelten ins Bild, die Musik schlurft weiter, und wieder fallen Blätter. Hoffnungslos ist diese Welt für alle, die sehnen und sich doch verlieren im milchigen Pastell des Herbstes.

Man könnte natürlich auch vom Knall der einsamen Herzen sprechen, denn niemand ist in diesem von Maxim Leo verfassten Machwerk ganz reinen Herzens. Und während sich die Schlinge um den Täter langsam enger zieht, muss immer wieder Ballauf leiden und zum Radiogeplärre aufwachen. „The Look Of Love“ spielt das Radio irgendwann, und spätestens dann ist diese Dienstbesprechung musikalisch auf dem Niveau von „Bauer sucht Frau“ angekommen. Alles sehr vordergründig, alles ein bisschen plump und unfassbar träge. Ein Film wie eine Schlaftablette. Müsste eigentlich mit Beipackzettel geliefert werden: Vorsicht, kann miesepetrigen Ballauf enthalten.