Selten waren die zentralen Fragestellungen zur jeweiligen Fernsehmesse so einfach zu finden wie bei dieser MIPTV: Nachdem Markus Lanz und das ZDF am Samstagabend das Ende von „Wetten, dass..?“ ankündigten, steht die Frage im Raum, wie neue Show-Unterhaltung im deutschen Fernsehen bzw. explizit auch im ZDF aussehen kann. Die Mainzer wollen erklärtermaßen neue Formate finden. Wir haben uns während der Messe in Cannes bei einigen Produzenten umgehört und wollten wissen, welche Highlights aus dem eigenen Portfolio sie denn im Sinn hätten für einen Sender, der gerade eine langlaufende Primetime-Unterhaltungsshow eingestellt hat.



„Ich wette da gibt es viele Möglichkeiten neue Dinge auszuprobieren. Ich würde von der Red Arrow international das Format ‚You Against the Nation‘, eine interaktive Show ins Rennen schicken. Diese wird gerade in England für BBC 1 entwickelt“, verrät Jobst Benthues, Geschäftsführer Redseven Entertainment. Auch Shine Germany-Geschäftsführer Axel Kühn hat einen Favoriten: „Ich werde ja nicht müde, darauf hinzuweisen, dass ‚Masterchef‘ die bei weitem erfolgreichste Kochshow der Welt und ein exzellentes großes Primetime-Event ist, das auch im derzeit so im Fokus stehenden Israel das erfolgreichste Programm des vergangenen Jahres war.“

Bei Endemol baut man trotz dem Weggang von Jörg Pilawa in Richtung ARD auf eine Zukunft der ZDF-Show „Deutschlands Superhirn“ - einer Endemol-Eigenentwicklung aus Deutschland. "Der aktuelle internationale Endemol-Hit aus Deutschland heißt ‚The Brain‘. Die Adaption unserer Eigenentwicklung läuft überaus erfolgreich in Spanien, Italien, China, Brasilien sowie in Argentinien und weiteren lateinamerikanischen Ländern. In Deutschland startete ‚Das Superhirn‘ damals mit über 6 Millionen Zuschauern“, erinnert Marcus Wolter. „Ich glaube fest daran, dass es auch in seinem Ursprungsland wieder ein erfolgreiches Primetime-Format für den Familienabend werden kann.“

Einen interessanten Aspekt beleuchtet darüber hinaus Eyeworks-Geschäftsführer Rene Jamm auf der Frage nach einer Lösung für diesen natürlich total imaginären Sender, der gerade seine langlaufende Primetime-Show beendet hat. „Für uns stellt sich die Frage und das würden wir gerne mit dem imaginären Sender diskutieren, ob es nicht interessanter ist sich von der 90/120 Minuten Primetime Unterhaltung hin zu 60/45/30 Minuten Primetime Unterhaltung zu wenden und den Slot zu splitten. Wir glauben, dass es dann mehr Formate gibt die für den Slot spannend sind und somit der Sender mehr ausprobieren kann“, regt Jamm an. Natürlich könne man aber auch klassisch mit einer Show den Abend bestreiten - auch da habe man genügend Ideen im Portfolio.

Doch wenn es nicht die Show-Unterhaltung ist, dann punktet derzeit besonders international die Fiktion. Über kein Genre wird mehr diskutiert als über das der Drama-Serie. Im Ausland ist vom „New Golden Age of Television“ die Rede. Und bei uns? Schwappt der Trend auch zu uns rüber? Und wie stellen sich die Produzenten dafür auf? „Ein klares Ja! Dieser Trend wird in Deutschland zunehmen und wir haben uns auch schon aufgestellt“, sagt Eyeworks-Mann Rene Jamm. „So haben wir uns in den letzten zwei Jahren auf der Autoren/Produzenten Ebene verstärkt. Wir haben Mark Werner als Headwriter/Produzent an Board geholt und Andreas Knop exklusiv an uns gebunden. Beide Kollegen sind besonders stark in der Entwicklung und Exekutive von seriellen Stoffen. Darüber hinaus haben beide eine große Expertise im 90' Bereich.“

Auch bei Endemol sieht man sich gut gerüstet. „Im Bereich Fiction sind wir mit unserem Joint Venture Wiedemann & Berg Television bestens aufgestellt. Max Wiedemann und Quirin Berg vereinen internationale Klasse in TV und Kino, Kreativität und ein Gespür für eine  junge Zielgruppe. Kommende Highlights aus dem Hause Wiedemann & Berg sind der historische Dreiteiler ‚Tannbach‘ für das ZDF und die ‚Spiegel-Affäre‘, die am 7. Mai im Ersten laufen wird“, sagt Marcus Wolter. Bewegung in Richtung Fiction gibt es auch bei anderen Produzenten: „Wir haben ein gutes serielles Fiction Line up in der Red Arrow Group. Wenn wir das Gefühl haben ein Stoff passt guten zum Deutschen Markt werden wir ihn mit einem guten Producer Team anbieten. Hierzu führen wir ersten Gesprächen“, erklärt Redseven-Chef Benthues.

Bei Shine Germany setzt man beim Thema Serien auf Koproduktionen durch andere Shine-Jollegen. „Unsere Gruppe macht ja bereits erfolgreich Fiction für den deutschen Markt, wie z. B. aktuell ‚Die Brücke‘ mit dem ZDF. Ich würde mir für die deutsche Produzentenlandschaft und alle Film- und Fernsehschaffenden wünschen, dass wieder mehr Fiction produziert wird. Für uns ist aber die klassische deutsche Fiction Auftragsproduktion derzeit kein Thema, während wir im internationalen Koproduktionsgeschäft durchaus Potential sehen“, sagt Axel Kühn.