Willi Steul© DLR/Bettina Fürst-Fastré
Wie bereits in der vergangenen Woche berichtet, sieht sich Deutschlandradio-Intendant Willi Steul heftiger Kritik gerade auch seiner eigenen Mitarbeiter ausgesetzt. Am heutigen Donnerstag und Freitag finden nun Personalversammlungen statt. Gegenüber der "Süddeutschen" hat sich Steul aber Mitte der Woche schon geäußert und von "erheblichem Druck" gesprochen, unter dem er stehe. Die Vorwürfe der Geldverschwendung, die ein leitender Mitarbeiter direkt vor einem Suizidversuch in einem offenen Brief gegen ihn erhob, bezeichnete er als "komplett haltlos". Steul verweist darauf, dass das Deutschlandradio "in einem Ausmaß kontrolliert wird, wie keine andere Rundfunkanstalt" und "für die sparsame Verwendung der Gebührengelder" gelobt werde. Die Kritik daran, dass zunächst ein Studio für 1,5 Millionen Euro in Berlin saniert wurde, obwohl nun der alte Rias-Sendesaal für 15 Millionen Euro umgebaut werde, lässt er nicht gelten. Das andere Studio sei als Havariestudio nötig, aus dem im Notfall gesendet werden könne.

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Auch die geplante Programm und Sturkturreform sei nötig. "Ich halte es für meine Pflicht, Strukturen immer wieder anzupassen und weiterzuentwickeln. Strukturen sklerosieren, verhärten sonst." Er rede seinen Mitarbeitern bei der Themensetzung nicht rein, nehme aber dafür das Recht in Anspruch, "die Linien des Spielfelds zu ziehen, auf dem die Kollegen dann frei spielen können." Steul räumt aber ein, dass man beim DLR "ein großes Problem damit (hat), die Veränderungen, die wir im Haus vornehmen müssen, zu kommunizieren und die Mitarbeiter mitzunehmen." Die Sorgen der Kollegen habe er vielleicht nicht ernst genug genommen. Bis Mitte Mai soll nun eine Arbeitsgruppe Vorschläge vorlegen, wie das Miteinander verbesser werden könne. Allgemein hadert er aber mit seinen Mitarbeitern: "Es ist merkwürdig: Der Journalismus ist ein Beruf, in dem Veränderungen in der Gesellschaft sehr sensibel aufgenommen und abgebildet werden, aber wenn Veränderungen die Journalisten selbst treffen, reagieren sie außerordentlich konservativ und abwehrend." Es sei jedenfalls "nicht immer das reine Vergnügen, Intendant des Deutschlandradios zu sein".

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Neue Konkurrenz könnte 1Live in Nordrhein-Westfalen bekommen: Angesichts der Ausschreibung einer Frequenzkette haben die Verlegergemeinschaft Pressefunk NRW, der Verband Lokaler Rundfunk in NRW die deinfm GmbH & Co. KG gegründet. Für weitere Gesellschafter ist man noch offen. Geplant ist ein Sender, der sich an die 14- bis 29-Jährigen richtet, die in NRW derzeit vor allem von der WDR-Welle 1Live bedient werden. Die Ausschreibung der Frequenzkette endet am 28. April. Auch wenn deinfm den Zuschlag bekommen sollte, ist aber keine lückenlose Verbreitung des Senders in ganz NRW zu erwarten.

BR Puls© BR
Apropos Jugendradio: Die Pläne des BR, das Jugendradio Puls anstelle von BR Klassik ab 2016 via UKW zu verbreiten sorgen weiter für Diskussionen. Inzwischen fährt man juristische Geschütze auf: Der Privatsenderverband VPRT und der Verband Bayerischer Lokalrundfunk VBL haben nun eine Studie präsentiert, in der Medienjurist Johannes Kreile zu dem Schluss kommt, der geplante Schritt sei unzulässig. Zum einen fände "kein inhaltlicher Austausch eines Programmes", sondern lediglich "eine veränderte Frequenznutzung" statt.  Zum anderen sei eine "analoge Verbreitung bisher ausschließlich digital verbreiteter Programme unzulässig" - das ausdrückliche Verbot eines Austausches finde sich darüber hinaus selbst im Bayerischen Rundfunkgesetz verankert. Der bayerische Gesetzgeber sei nicht berechtigt, von Bindungen landesrechtlich abzuweichen, die er sich im Rundfunkstaatsvertrag selbst auferlegt habe. Der BR dürfe also nur zusätzliche digitale terrestrische Hörfunkprogramme veranstalten, jedoch nicht die Frequenznutzung (DAB+ statt UKW) verändern.

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Beim Bayerischen Rundfunk sieht man das naturgemäß ganz anders und schickt seinen Juristischen Direktor Albrecht Hesse ins Rennen. Der erklärt, im Bayerischen Rundfunkgesetz sei der Auftrag festgeschrieben, die gesamte Bevölkerung mit Rundfunkprogrammen zu versorgen. Um diesen Auftrag erfüllen zu können, müsse er sein Angebot zeitgemäß fortentwickeln können. Diesem Zweck diene die Bestands- und Entwicklungsgarantie, die Verfassungsrang habe und in Art. 1 Abs. 2 des Bayerischen Rundfunkgesetzes noch einmal bekräftigt werde. Die geplanten Maßnahmen dienen dem Ziel, auch ein jüngeres Publikum zu erreichen und dem drohenden Generationenabriss entgegen zu wirken. Auch die Umwidmung von Frequenzen sei kein Problem, da sich die Zahl der analogen Hörfunkprogramme nicht vergößere und keine Mehrkosten entstünden. Die Bestimmungen des Bayerischen Rundfunkgesetzes habe dabei als jüngeres und spezielleres Gesetz Vorrang vor den Bestimmungen im Rundfunkstaatsvertrag.

94,3 rs2© 94,3 rs2
Rik de Lisle, der schon seit vielen Jahren in verschiedenen Funktionen für den Sender 94,3 rs2 tätig ist und zuletzt vor allem als Moderator in Erscheinung trat, übernimmt ab sofort den Posten des Programmdirektors beim Berlin-Brandenburger Sender. Er löst Christian Schalt ab, der sich auf eigenen Wunsch aus Geschäftsführung und Programmdirektion von 94,3 rs2 zurückzieht und sich stattdessen verstärkt um 98.8 KISS FM kümmern will, wo er ebenfalls Geschäftsführer ist. Bertram Schwarz, Geschäftsführer von 94,3 rs2: "Rik De Lisles Erfahrung wird uns helfen, den Erfolg von 94,3 rs2 auszubauen. Christian Schalt hat in den vergangenen Jahren 98.8 KISS FM zu einem der meistgehörten jungen Sender im Markt entwickelt und wird diesen erfolgreichen Weg fortsetzen." Eine Personalie gibt's auch bei BCS Broadcast Sachsen: Nachdem Karin Müller ihren Posten als Programmdirektorin nach wenigen Monaten schon wieder aufgegeben hat, fungiert derzeit wie in der vergangenen Woche berichtet derzeit wieder Geschäftsführer Tino Utassy als Programmdirektor. Er wird von zwei Stellvertretern unterstützt: Neben Andrea Krüger, die für die Lokalradios zuständig ist, ist das nun Thomas Klingelscchmitt für Hitradio RTL. Klingelschmitt war lange Jahre Programmchef der Landeswelle Thüringen. Er löste Hagen Ullrich als stv. Programmdirektor ab.

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Die Digitalradio Deutschland GmbH plädiert dafür, dass im Digitalradio künftig nicht mehr jedes Programm mit vorab festgelegten Inhalten einzeln lizenziert werden muss, sondern dass stattdessen eine Plattformlizenzierung eingeführt wird. Die Anbieter sollen dann die zugewiesenen Frequenzen flexibel mit Programmen füllen können. Der Geschäftsführer der DRD Digitalradio Deutschland GmbH, Willi Schreiner, begründet dieses Anliegen mit den Erfahrungen um die Änderung der Zuweisung von 90elf auf ein Schlagerformat: "Die derzeitige Regulierungssituation in Deutschland ist nicht marktgerecht, weil die in der DRD engagierten Anbieter, die hohe Investitionen tätigen, nicht flexibel und schnell genug für die Platzierung neuer Formate aktiv werden können, wie es eigentlich für ein derartiges Technologie‐Projekt erforderlich wäre." Auch wenn die Flexibiliserung nicht den Verzicht auf jegliche medienrechtliche Vorgaben hinsichtlich Vielfalt bedeuten könne, müssten neue Spielregeln erarbeitet werden, "die deutlich einfacher sein müssen als das jetzige komplizierte Genehmigungsverfahren", so Schreiner, der auf zeitnahe vertiefende Gespräche mit den Landesmedienanstalten hofft.

RadioTatort© SWR
Die ARD arbeitet daran, den erfolgreichen "Radio-Tatort" künftig nicht mehr nur vier Wochen lang im Netz anzubieten. Holger Rink, einer der beiden Radio-Tatort-Koordinatoren, sagte im Gespräch mit dem "kress report": "Unser Ziel ist es, ab spätestens 2015 alle neuen Folgen für ein Jahr im Netz zur Verfügung zu stellen. Den Usern sind vier Wochen zu kurz. Und viele User, die das Angebot für sich entdecken, möchten gerne alle älteren Folgen hören. Für eine längere Online-Darstellung sind noch nicht alle Rechtefragen geklärt, um hier zu einer einheitlichen Lösung zu kommen. Daran arbeiten wir." Im Gespräch sei auch, eine App. Einstweilen setzt man aber auf das responsive Angebot radiotatort.ard.de, das auch für mobile Endgeräte optimiert ist, sowie die Verfügbarkeit via iTunes. Der Podcast verzeichnet nach Angaben Rinks mehr als 250.000 Zugriffe. Damit erreicht die ARD mit dem 2008 eingeführten "Radio-Tatort" im Web etwa genauso viele Hörer wie bei der Ausstrahlung im klassischen Radio.