So viel vorab: Es geht diesmal kein Waschbecken zu Bruch, und Kommissar Faber prügelt auch nicht mit dem Baseballschläger auf Autos ein. Ruhiger geworden ist der Mann, der immer noch den Mörder seiner Familie sucht, allerdings nicht. Er hat immer noch diesen verfolgten Blick, das abgerissene Äußere, den Hang zu extremen Situationen. „Haben Sie se noch alle“, fragt ihn ein Zeuge, und Fabers Antwort umreißt exakt die Einschätzung der Zuschauer: „Die meisten, die mich kennen, sind skeptisch, was das betrifft.“ Irgendwann steht Faber auf einem Hochhausdach, ganz offenbar bereit, sich von dort in die Tiefe zu stürzen. Der Entführer mehrerer Mädchen hat ihm ein Angebot gemacht. Faber springt, und er verrät, wo die Opfer zu finden sind. Das ist ein schönes Zitat aus Conan Doyles Reichenbachfall. Da steht Sherlock Holmes auch auf einem Dach, denn sein Gegenspieler Moriarty hat die Lösung aller Probleme versprochen, sollte der Meisterdetektiv in den Tod springen.

Es geht wieder viel um das Innenleben der vier Dortmunder Ermittler in diesem Film. Faber ist auf der Spur eines Mörders, der kleine Mädchen missbraucht, tötet und verscharrt. Er glaubt Parallelen zum Mord an seiner Tochter und seiner Frau zu entdecken. Irgendwann ist er aufgrund der Analyse seiner Vergangenheit sicher, dass der aktuelle Mörder auch der seiner Familie ist. Seine Kollegin Bönisch hat derweil andere Probleme. Einst nahm sie die Dienste eines Callboys in Anspruch. Der sitzt nun im Verhörraum, weil er Kokain verkauft hat, und Bönischs Freizeitvergnügen droht, publik zu werden. Auch das junge Ermittlerpärchen hat fast mehr mit sich als mit dem Fall zu tun. Sie ist schwanger, und beide wissen nicht, wie sie damit umgehen sollen.

In „Auf ewig dein“ schließen sich viele Kreise. Es ist der vierte „Tatort“ aus der Dortmunder Serie, und Autor Jürgen Werner löst nun vieles auf, was er in den ersten drei Folgen noch als Geheimnis oder Andeutung verwendet hat. Etliche Stränge führen zu einem Ende, auch wenn am Ende des Strangs nicht immer Gewissheit wartet. Inszeniert wurde dieser Krimi, der zwischendurch immer mal wieder einem Psychothriller ähnelt, von Dror Zahavi. Der lässt es temporeich angehen, schichtet Erkenntnis auf Erkenntnis, treibt die Entwicklung pulsierend voran und erzeugt so wirkliche Spannung.

Früh laufen alle Spuren auf einen Verdächtigen zu, aber dann keimen Zweifel, ob die Lösung so einfach sein kann, wie sie sich darstellt. Kann sie natürlich nicht. Alles ist hochkompliziert, und beinahe alles hängt mit allem zusammen. Genau in dem Maß, in dem Faber dem Täter näher kommt, entfernen sich die jungen Ermittler voneinander, weil sie auf die Babyfrage keine Antwort haben. 

Es mag Menschen geben, die es nervt, wenn Kriminalfälle aus der Sicht von Ermittlern erzählt werden, wenn ihre Eigenheiten so sehr im Vordergrund stehen, dass der Fall eigentlich kaum noch als solcher zu erkennen ist. Aber selbst solche Menschen sollten sich diesen Film anschauen, weil er das Kunststück schafft, das Innere mit dem Äußeren zu verweben.

Und natürlich sind es wieder die exzellenten Schauspielerleistungen, die den Dortmunder „Tatort“ so ansehnlich machen. Dabei steht diesmal nicht einmal der brillante Jörg Hartmann als Faber im Vordergrund. Star des Films ist Florian Bartholomäi, der sich als früher Verdächtiger zu Fabers Gegenspieler aufschwingt und dessen Ruhelosigkeit an einer Wand aus emotionalem Zement abperlen lässt. Völlig gefühlsfrei tritt er dem Emotionsbündel Faber gegenüber. Es beginnt ein Zweikampf, der sehr weit führt.

Nach dem Film ist das erste Großkapitel des Dortmunder „Tatort“-Teams bravourös abgeschlossen. Gleichzeitig liegt aber die Latte sehr hoch für alle, die sich an die nächsten Folgen machen wollen. Sie werden sich sehr anstrengen müssen, um das mit dieser vierten Folge erreichte Niveau halten zu können.