Am Mittwochabend startet bei RTL bereits die elfte Staffel von "Deutschland sucht den Superstar". Und mal wieder kommt es darin zu einer Neubesetzung der Jury - mit Ausnahme von Dieter Bohlen. Dass sich der Kölner Sender mit Marianne Rosenberg eine Kritikerin von Castingshows an Bord geholt hat, überraschte im Vorfeld durchaus. Doch auch in ihrer neuen Rolle begegnet Rosenberg dem Format mit einer gewissen Skepsis. "Zunächst war und ist jede Kritik an den Castingshows berechtigt und notwendig, damit sich bei den Jugendlichen so etwas wie ein Bewusstsein darüber bilden kann, worauf sie sich hier einlassen", sagte die Musikerin in einem Interview mit dem "Tagesspiegel".

Daneben wolle sie jetzt versuchen, ihre Vorstellungen von Talentwettbewerben innerhalb der Maschinerie einzubringen. Das sei jedoch "wesentlich schwieriger" als die Mechanismen von außen zu kritisieren. Die Zusammenarbeit mit Dieter Bohlen ist für Rosenberg jedoch keineswegs neu. Zuletzt produzierte er vor 20 Jahren einen ihrer Songs. Auf die Frage, wie sie ihn als Juror erlebe, sagt sie nun: "Ganz unterschiedlich und zum Teil auch anders als erwartet. In der fachlichen Beurteilung liegen wir oft ganz nah beieinander. Kein Wunder, denn wir haben beide viele Jahre Erfahrungen in der Branche gesammelt. Trotzdem hätte ich die Übereinstimmung so nicht erwartet."

Als "Arschloch der Nation" will sie den "Pop-Titan" aber nicht sehen. "Ich hoffe, Dieter wird es mir verzeihen wenn ich jetzt sage, dass auch er älter geworden ist. Die Rolle des 'Arschlochs', wenn er sie denn je bewusst gewählt hat, ist ihm sicher zu klein geworden." Auch Bohlen wolle seine Erfahrungen vermitteln, diejenigen fördern, die er für begabt hält, und andere "erlösen", die sich falsche Hoffnungen machen. Rosenberg gibt sich entsprechend handzahm: "Dass er dabei oft andere Formulierungen benutzt, als ich sie benutzen würde, ist für manchen vielleicht eine Bereicherung der Show, für mich Ausdruck einer mit unterschiedlichen Charakteren besetzten Jury."

Auch Marianne Rosenberg ist einst im Alter von 14 Jahren bei einem Talentwettbewerb entdeckt worden, wie sie im "Tagesspiegel"-Interview erzählt. Der Unterschied zu heute sei, dass sie damals in einem Berliner Café vor hundert Leuten gesungen habe, von denen viele wirklich am Talent interessiert gewesen seien, "nicht an einer unterhaltsamen Show", so die Sängerin. "Heute sitzt ein Millionenpublikum vor den Fernsehern, von denen nicht wenige ihren Voyeurismus ausleben und mindestens so sehr am Scheitern, wie am Erfolg eines anderen teilhaben."

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