Unmittelbar vor "Yps - die Sendung" (21.05 Uhr) zeigte RTL Nitro am Montagabend die schon vor einigen Wochen gestartetet Eigenproduktion "Formel Eins - 30 Jahre". Eine billige Clipshow mit Greenscreen-Kommentaren von B-Promis. Es gibt Schlimmeres im deutschen Fernsehen, aber es ist eben nicht mehr als simpel gestrickte Nostalgie, möglichst billig produziert. Gleich darauf folgte dann die Premiere von "Yps - die Sendung" mit Moderator Jan Köppen - und zeigt, wie es auch völlig anders gehen kann. Der Vorspann ist noch nicht beendet, da sieht man bereits ungleich mehr Lust und Einsatz darauf, einen Kult aus der Jugendzeit der anvisierten RTL Nitro-Zielgruppe wieder zu beleben.



Kann man heute eigentlich noch unauffindbar abtauchen? Oder schaffen das nur Geheimdienstagenten, falls es die wirklich in der Form gibt, die Hollywood vorgaukelt? Fragen, die Moderator Köppen beantwortet haben will in der Premierenfolge der von Endemol beyond produzierten Sendung. Seine Moderationen sind dabei angenehm unaufgeregt inszeniert. Es ist beinahe Balsam auf die Seele eines geschundenen ZDFneo-Zuschauers, der vor lauter hip-crazy-cooler Inszenierung von gefühligem "Neon"-Journalismus hier einen Gang weniger "Wir finden uns so geil" vermittelt bekommt. Es gibt ein Wort, das "Yps - die Sendung" besser beschreibt: Lässig.

Dafür sorgen auch Anspielungen auf 80er Jahre Kult ("Zurück in die Zukunft"), "James Bond" oder kurze Überraschungsauftritte von Yps, dem karierten Känguruh. Und immer wieder das Yps-Logo im Hintergrund oder in kurzen Animationen. RTLnitro gelingt mit "Yps - Die Sendung" eine extrem lässige Sendung mit einem gelungenen Thema zum Auftakt - irgendwo zwischen Mysterium und Praxistest, zwischen aktuellem NSA-Aufhänger und Zeitreise in die popkulturelle Vergangenheit. Köppen lässt sich u.a. von US-Experten Frank Ahearn erklären, wie man verschwindet und probiert es gleich aus. Richtig befriedigend fällt diese Hilfe zwar nicht aus und endet bei einem Dreh am Flughafen mit wenig überraschenden Tipps.

Irgendwie übel nehmen kann man das der kurzweiligen Sendung trotzdem nicht. Vielleicht auch, weil man überrascht ist, wie viel Aufwand dennoch betrieben wurde - gerade im Vergleich zum schaurigen "Formel 1 - 30 Jahre" das vorher lief. Und ohnehin ist "Yps - die Sendung" schnell beim nächsten Thema. Eben noch ging es um das Verschwinden, schon lässt sich Köppen im Flughafen-Cafe die Gefahren im Netz erklären. Später folgt auch noch YouTuber "Dr. Allwissend" mit einem Beitrag. Er soll künftig regelmäßig dabei sein. Köppen als Moderator schafft bei seiner Recherche jedes Mal gerade noch den Spagat zwischen nötiger Naivität, um sich die Themen stellvertretend für die Zuschauer erklären zu lassen, und persönlicher Kenntnis.

Interessant: Ein kurzer Auftritt des Pressesprechers des Bundesnachrichtendienstes - per se eine spannende Person zwischen Öffentlichkeitsarbeit und Pflicht zur Verschwiegenheit und Ex-BND-Mitarbeiter Leo Martin, der inzwischen ja auch bei RTL häufiger zu sehen ist, aber übrigens gar nicht wirklich Leo Martin heißt. Welcher "Yps"-Leser von früher wollte nicht auch Geheimagent werden? Das Gefühl greift die Sendung auch mit einem kurzen Rückblick auf die coolsten "Yps"-Gadgets vergangener Zeiten auf.

"Yps - die Sendung" meistert gleich zwei höchst bemerkenswerte Herausforderung: Das Gefühl einer alten Kultmarke zu beleben - und das gleichzeitig noch auf ein anderes Medium zu übertragen. Die halbe Stunde Infotainment zeichnet sich durch die kultige, aber unaufgeregte und sympathische Inszenierung aus. Die Marke "Yps" trägt daran ihren Anteil, sie passt wie die Faust aufs Auge zu RTL Nitro - eine clevere Idee von Senderchef Oliver Schablitzki. Aber in Köln weiß man (auch angesichts anderer geplanter Einsätze) ebenso sehr genau, was sie an Moderator Jan Köppen haben. Einem, der bislang unterschätzt wurde.