Mit dem Verzicht, Nikolaus Blome zum stellvertretenden "Spiegel"-Chefredakteur zu machen, könnte beim "Spiegel" zumindest wieder etwas Ruhe einkehren, auch wenn davon auszugehen ist, dass auch der am Mittwoch bekanntgewordene Kompromiss nicht jedem gefallen wird. Franziska Augstein, Tochter des verstorbenen "Spiegel"-Gründers Rudolf Augstein, unterstrich in einer Erklärung, die der dpa vorliegt, nun noch einmal ihre Unzufriedenheit. "Die Entscheidung der 'Spiegel'-Gesellschafter, an dem Springer-Mann Nikolaus Blome festzuhalten, ist eine Katastrophe", teilte Augstein mit und spricht gar von einem Skandal.


"Anlässlich dieses Skandals erlaube ich mir, auf meinen Vater Rudolf Augstein zu verweisen: Er hätte diese Personalie niemals durchgehen lassen", hieß es in der Erklärung. Daran ändere auch der vom künftigen "Spiegel"-Chefredakteur Wolfgang Büchner angebotene Kompromiss nichts. "Herr Blome steht für all das, wogegen der ,Spiegel‘ seit seinem Bestehen eingetreten ist." Franziska Augstein vertritt damit eine andere Meinung als ihr Bruder Jakob, der Blome zuvor als "hervorragenden politischen Journalisten" gewürdigt hatte.

Dass Franziska Augstein nicht glücklich über die Personalie ist, dürfte allerdings kaum entscheidend sein, weil die Augsteins in der Gesellschafterversammlung von ihrem Halbbruder Jakob vertreten werden, der wiederum beim Fernsehsender Phoenix sogar regelmäßig in einer gemeinsamen Sendung mit Nikolaus Blome zu sehen ist. Der Streit beim "Spiegel" war vor einer Woche ausgebrochen, nachdem bekannt geworden war, dass Nikolaus Blome zum stellvertretenden Chefredakteur ernannt werden soll. Der nun geplante Kompromiss sieht vor, den bisherigen "Bild"-Mann nur als Mitglied der Chefredaktion zu berufen.

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