Bei dieser Entscheidung gibt es viele Deutungsmöglichkeiten: Die ARD reduziert ihre Talkshows - und trennt sich in diesem Zuge Ende nächsten Jahres von "Beckmann". Im Interview mit der "Frankfurter Allgemein Sonntagszeitung" erklärt Gastgeber Reinhold Beckmann, dass es sein Entschluss gewesen sei, mit der Sendung aufzuhören - und es klingt wie eine Abrechnung mit Gremien und Intendanten mancher ARD-Anstalten: "Ich bin der Debatten über Sinn und Unsinn der politischen Talkshows in der ARD einfach müde." So habe er den Eindruck, dass es bei der Bewertung der Sendungen längst nicht mehr um Qualität, sondern um die Frage gehe, welche Sendenanstalt wie viele Talkshows habe.

Ausschlaggebend war demnach, dass sich der BR-Rundfunkrat die Forderung von BR-Intendant Ulrich Wilhelm nach einer Reduzierung auf nur noch drei Talks zu eigen gemacht habe. Er habe nicht "Gegenstand eines senderpolitischen Ablass- oder Kuhhandels werden" wollen. Dass seine Entscheidung "die ständige Auseinandersetzung zwischen den Sendern über zu viel Gerede" gänzlich beenden wird, klingt aber eher wie ein frommer Wunsch. Beckmann sagte der "FAS", er habe seine Entscheidung NDR-Intendant Lutz Marmor schon vor drei Wochen mitgeteilt.

Dass Beckmann nun entnervt selbst das Handtuch wirft, kommt etwas überraschend. Noch Mitte Februar hatte er sich im "Hamburger Abendblatt" ganz anders geäußert: "Ich möchte schon zunächst so weitermachen, derzeit passt es einfach", antwortete er auf die Frage, ob er seinen Ausstieg plane. Das klang noch nicht nach Frust. Er könne sich vorstellen, so Beckmann noch im Februar, auch mit Mitte 60 noch zu talken. "Wir machen ja keine klassische Talkshow, sondern eher eine Gesprächssendung, die unaufgeregt daherkommt. So eine Sendung, denke ich, wird mit steigender Lebenserfahrung eher noch interessanter und vielleicht auch besser."

Nüchtern betrachtet kommt das Aus für "Beckmann" hingegen nicht aus heiterem Himmel. Trotz mehrerer öffentlich geäußerter Durchhalte-Parolen war die Talkshow am Donnerstagabend nun einmal die schwächste Gesprächsrunde aller ARD-Talkshows - gemessen am Zuspruch vom Publikum - und galt als Favorit für die Einstellung, falls man in der ARD das Überangebot an Talkshows reduzieren wollen würde. Reinhold Beckmann wird der ARD aber über das Ende seines wöchentlichen Talks hinaus erhalten bleiben.

Seinen Sendeplatz am Donnerstagabend soll ab 2014 jedoch eine andere Programmfarbe füllen. Nach DWDL.de-Informationen haben sich die ARD-Intendanten darauf verständigt, am Donnerstag endlich einen festen Sendeplatz für Humor im Ersten zu etablieren. Neben neuen TV-Ideen, die entwickelt werden sollen, würde dann auch der "Satire-Gipfel" im Rahmen eines schlüssigeren Programm-Lineup eine größere Aufmerksamkeit bekommen.