Liz and Dick© Lifetime
Es sollte das TV-Event des Jahres werden und dem frauenaffinen Kabelsender Lifetime Traumquoten bescheren. Nachdem im März 2011 die weltberühmte und skandalträchtige Hollywood-Schauspielerin Elizabeth Taylor verstarb, gab Lifetime wenige Monate später bekannt, einen Film über sie und ihr Leben mit Ehemann Richard Burton produzieren zu lassen. Die Dreharbeiten begannen im Juni dieses Jahres und seitdem bekannt gegeben wurde, dass Lindsay Lohan, die zuletzt eher durch Drogen, Partys und Skandale auf sich aufmerksam machte, den Part der Elizabeth Taylor übernehmen sollte, verging kaum eine Woche ohne Schlagzeilen um die 26-jährige Schauspielerin. Wie im Sommer bereits berichtet, kam es neben einem Autounfall währen der Dreharbeiten zu "Liz & Dick" auch zu einem Schwächeanfall der Schauspielerin, der sich am Ende aber als harmlos herausstellte. An Schlagzeilen mangelte es dem Filmprojekt nicht, da die Produktion außerdem unter ständiger Beobachtung und Prüfung der Organisation IATSE stand, die sich für die Rechte von TV-Produktionsmitarbeitern einsetzt, da Stimmen aufkamen, dass die Bedingungen und Arbeitsstunden unzumutbar wären. Für Lohan sollte die Rolle der Sprung zurück ins professionelle Schauspielbusiness werden, um endlich wieder mit positiven Schlagzeilen auftrumpfen zu können.

Liz and Dick© Lifetime
Sowohl die Branche als auch die Zuschauer waren überrascht, dass sich Lohan beim Casting gegen ihre stärkste Konkurrentin Megan Fox durchsetzen konnte und Elizabeth Taylor mimen durfte. Sogar Produzent Larry A. Thompson gab sich vor den Dreharbeiten in einem Interview unsicher bezüglich dieser Entscheidung: "Ich bin begeistert, dass Lohan die Rolle der Elizabeth Taylor übernehmen wird, aber ich habe doch etwas Bedenken bezüglich ihres Engagements und ihrer Hingabe zu diesem Projekt... Lindsay Lohan ist vermutlich die meist versicherte Schauspielerin in den USA." Die Rolle des Richard Burton wurde mit Grant Bowler besetzt, der vielen aus "True Blood" bekannt sein dürfte. Auf Grund eines unglaublich gigantischen Werbeaufwands war in den letzten Wochen kaum ein Vorbeikommen an den unzähligen Trailern im Fernsehen und Werbebannern im Internet. Und natürlich nutzte Lifetime auch New York City, um auf "Liz & Dick" aufmerksam zu machen. Neben Plakaten am Times Square richtete der Sender den Fokus vorwiegend auf Buswerbungen, die somit die ganze Stadt abdecken und für Aufsehen erregen, wie Sie hier sehen können:



Die Verfilmung "Liz & Dick" konzentriert sich auf die jungen Jahre der erfolgreichen Schauspielerin Elizabeth Taylor, wie sie bei Dreharbeiten zum Film "Cleopatra" Richard Burton kennen und lieben lernt und wie ihre Liebe mit allen Höhen und Tiefen, Hochzeiten und Scheidungen bis zum Tod Burtons verläuft.

Liz and Dick© Lifetime
Neben dieser Erzählung bauten die Produzenten noch eine zweite Erzählebene in den Film ein und zeigen Taylor und Burton, wie sie auf Regiestühlen sitzend ihr gemeinsames Leben Revue passieren lassen und philosophieren. Vor der Ausstrahlung am Sonntag meldeten sich natürlich auch die Kritiker zu Wort, die sich ausnahmsweise alle einig waren. Die Journalisten übertrafen sich geradezu mit schlechten Kritiken, die vernichtender nicht hätten ausfallen können. The Hollywood Reporter drückte es beispielsweise folgendermaßen aus: "Verpassen Sie auf keinen Fall 'Liz & Dick', aber nur weil es spektakulär schlecht ist. Der Film wirkt stellenweise wie ein Theaterstück an der Grundschule." Entertainment Weekly hatte ebenfalls nur lästernde Worte über Lohans Interpretation von Taylor übrig und beschrieb ihre Schauspielleistung als "belanglos" und "fürchterlich".

Lindsay Lohan© Lifetime
Laut Insidern war die Schauspielerin am Boden zerstört als sie von den schlechten Kritiken erfuhr, da sie es zwar gewohnt sei, für ihren Lebensstil kritisiert zu werden, aber für ihre Arbeit als Schauspielerin meist respektiert wurde. In der Tat trafen die Kritiker voll ins Schwarze, da die Premiere am Sonntagabend zu einer schier unerträglichen Qual wurde, bei der man sich als Zuschauer ausnahmsweise mal nach dem nächsten Werbeblock sehnte. Doch nicht nur Lohans schwache und teilweise amateurhaft wirkende Schauspielleistung machte "Liz & Dick" zu einem Trauerspiel, sondern auch Produktion und Skript lieferten keine Glanzleistung ab. Neben amateurhaft umgesetzten Außenszenen in Rom oder der Schweiz, die aus Budgetgründen verständlicherweise mit Greenwall gedreht wurden, zogen sich die teilweise einsilbigen Dialoge wie Kaugummi durch den 90-minütigen Film. Während der Ausstrahlung war "Liz & Dick" Thema Nummer 1 bei Twitter, doch auch hier fielen die Zuschauerurteile meist negativ aus: "Habe gerade nach 'Walking Dead' zu 'Liz & Dick' rübergeschaltet. Die Zombies haben mehr Charisma und Bühnenpräsenz als Lindsay Lohan." Ein weiterer Zuschauertweet schlug folgendes vor: "Lifetime sollte seinen Claim ändern in 'Your Life. Your Time. We’re Sorry.'" Im Internet verbreiteten sich während der Premiere auch diverse Trinkspiele wie ein Lauffeuer, die die Zuschauer dazu aufforderten, jedes Mal ein Glas Chardonnay zu trinken, wenn Lohan bspw. in ihren amerikanischen Akzent zurückfiel oder ihren Schmollmund aufsetzte.

Lifetime© Lifetime
Trotz oder gerade wegen all der schlechten Publicity hatte sich Lifetime sicherlich herausragende Quoten erhofft, doch die Ernüchterung kam direkt am gestrigen Montag. Selbst die Tatsache, dass erst nach 18 Minuten der erste Werbeblock eingesetzt wurde, half den Quoten nicht wirklich, da sich nur verhaltene 3,5 Millionen Zuschauer für Liz & Dick entschieden (1,3 Mio. Zuschauer in der werberelevanten Zielgruppe der 18- bis 49-Jährigen). Im Vergleich zu dem im Oktober gelaufenen TV-Event "Steel Magnolias", welches 6,5 Millionen Zuschauer vor den Bildschirm locken konnte, dürften die Zahlen für "Liz & Dick" keine Freudensprünge bei Lifetime verursacht haben.