Als "The Newsroom" im Sommer in den USA startete, fielen die Reaktionen eher durchwachsen aus. Nicht alle Erwartungen wurden erfüllt, weil die Messlatte beim Namen Aaron Sorkin sehr hoch lag. Mit der Politserie "The West Wing" hat er 1999 eine der besten US-Serien aller Zeiten erfunden. An diesem Superlativ scheitert "The Newsroom" und ist trotzdem besonders für TV-Junkies sehenswert.

Will McAvoy, gespielt von Jeff Daniels, ist ein gegenüber seinen Mitarbeitern oft cholerischer News-Anchor, der beim Kabelsender ACN Networks jedoch seit Jahren brav die Nachrichten verliest. Doch bei einer Podiumsdiskussion vor Studenten platzt dem sonst möglichst neutralen McAvoy der Kragen. Sein Wutausbruch sorgt für Wirbel im Sender. Der Producer von McAvoys Nachrichtenshow "Newsnight" verlässt ihn - und eingestellt wird ohne sein Wissen McAvoys Ex-Freundin. Gemeinsam wollen sie, inspiriert vom Wutausbruch, eine neue Art der Nachrichtensendung etablieren.

Was dann in den zehn Folgen der ersten Staffel folgt, ist die aus "The West Wing" bekannte Kombination aus beruflichen Herausforderungen und ihren Auswirkungen auf das Privatleben der Figuren. An dieser Mischung scheitert "The Newsroom" noch nicht. Doch was besonders in den USA manchem Kritiker übel aufstieß, war die Art und Weise wie sich "The Newsroom" und die fiktive Nachrichtensendung "Newsnight" in manchmal besserwisserischer Manier über den Alltag von US-Nachrichtenfernsehen erhebt, wenn reale Ereignisse der jüngeren Vergangenheit thematisiert werden.

Etwas zu oft lautet die einfache Formel: "Newsnight" macht es richtig, alle anderen falsch. Besonders konservative Medien wie Fox News bekommen ihr Fett weg. Diese einseitige Überlegenheit kam in den USA nicht gut an, dürfte aber das deutsche Publikum weit weniger stören. Besonders weil Serien-Figur McAvoy als Republikaner besonders mit ebendiesen hart ins Gericht geht. Mit dem detaillierten Blick in die Recherche von TV-Nachrichten und Aufbau von Berichterstattung, liefert "The Newsroom" einen in dieser Form nie da gewesenen Einblick in das Fernsehgeschäft.

Und so mancher Moment in "The Newsroom" treibt dem Zuschauer Tränen in die Augen. Immer dann, wenn in der Serie bei realen Ereignissen Nachrichten-Geschichte geschrieben wird. In diesen bewegenden Szenen übertrifft Sorkin sogar "The West Wing" - das zwar weiterhin sein unangefochtenes Meisterwek bleibt - aber besonders bedeutungsvolle Momente fast immer verschenkte. Da gibt es diesmal eine bessere Ausbeute und eine berechtigte Vorfreude auf Staffel 2.