Immer noch klein aber voll, so könnte man das diesjährige International Emmy Festival zusammenfassen. Am Wochenende vor der Verleihung des internationalen TV-Preises wurden im New Yorker Sofitel, wie schon seit Jahren, in immer noch vergleichsweise kleinen Runden die Nominierten in allen Kategorien vorgestellt. Die anwesenden Macher der Programme erläuterten die jeweiligen Werke. Das traf in diesem Jahr auf ein so großes Interesse wie selten zuvor, was sicher auch dem runden Jubiläum und einer erhöhten Teilnehmerzahl bei den 40. International Emmy Awards geschuldet ist.

Zu sehen gab es u.a. eine TV-Comedy aus Brasilien ("The Invisible Women"), eine Telenovela aus Südkorea ("Iron Daughthers-in-Law"), eine TV-Personality-Show aus Spanien ("El Hormiguero") und eine etwas andere Familienserie aus Australien ("The Slap"). Das ist nur ein Auszug der Breite des gezeigten Programms. Dabei bestätigte sich wieder mal, wie unterschiedlich Fernsehen auf unserem Globus produziert und konsumiert wird. Und wie unterschiedlich auch der Qualitätsbegriff definiert ist. Natürlich sorgen TV-Programme aus fremden Kulturkreisen zunächst für ein Schmunzeln. Aber das ist in der Branche längst nicht mehr so abfällig gemeint, wie früher vielleicht einmal.

Beim International Emmy Festival zeigte sich erneut ein Trend, der sich schon auf der MIPCOM im Oktober beobachten ließ: Die Bereitschaft der großen TV-Märkte auf der beinahe schon verzweifelten Suche nach neuen Formaten und TV-Ideen auch abseits der bekannten Pfade Ausschau zu halten. In Cannes etwa schlugen US-Unternehmen plötzlich bei chilenischen TV-Formaten zu. Vor einigen Jahren noch undenkbar - da konzentrierte sich der gegenseitige Formathandel auf wenige Länder und darüber hinaus galt: Kauft gerne unsere Programme, aber Eure Ideen brauchen wir nicht. Aber diese Haltung ist Vergangenheit.

Nie hatte eine gute TV-Idee weltweit so gute Chancen wie heute - egal aus welchem Markt sie kommt. Und so wurden am Samstag und Sonntag in meist überfüllten Räumen des New Yorker Sofitel Hotels mit großem Interesse über die diesjährigen Nominierten für die International Emmy Awards diskutiert. Für Menschen, die das Fernsehen lieben, eine unvergleichliche Atmosphäre abseits all der TV-Messen, bei denen es in erster Linie um Verkauf geht. Diese Chance wurde rege genutzt, denn möglicherweise muss der nächste große TV-Hit nicht erst erfunden sondern einfach gefunden werden. Dem International Emmy Festival und den Awards tut diese neue Lust an Fernsehen unabhängig von der Herkunft auf jeden Fall gut.