Eigentlich garantiert das Grundgesetz die Staatsferne des öffentlich-rechtlichen Rundfunks - und doch war die Einmischung der Politik in der Vergangenheit schon mehrfach Auslöser kontroverser Diskussionen. Jüngst durch die Anrufe des inzwischen zurückgetretenen CSU-Sprechers Hans Michael Strepp. Während sich jedoch längst die Debatte verlagert hat und auch darüber diskutiert wird, wie empörend empörte Anrufe in Redaktionen wirklich sind, hält "Spiegel Online" die "Medienaffäre" am Leben und liefert am Wochenende neue Fakten. Demnach soll Bayerns Finanzminister Markus Söder während seiner Zeit als Generalsekretär mehrfach versucht haben, Einfluss auf die Berichterstattung des ZDF zu nehmen.



Wiederholt soll Söder schriftlich beim damaligen ZDF-Intendanten Markus Schächter interveniert haben, in mindestens einem Fall gar ermahnt haben, die CSU stärker in der Berichterstattung zu berücksichtigen. In einem Brief vom 11. April 2006 schrieb Söder demnach, er habe die Berichterstattung um den Rücktritt des damaligen SPD-Chefs Matthias Platzeck mit einer "gewissen Enttäuschung" verfolgt. Es sei "verwunderlich", dass nicht einmal Zitate der CSU in den verschiedenen Sendungen aufgetaucht seien - zumal die CSU auch eine Regierungspartei sei. Weiter schrieb Söder: "Ich bitte um Aufklärung." Schächter antwortete in Folge dessen, dass Kanzlerin Angela Merkel, deren Zitate berücksichtigt wurden, seiner Meinung nach die Union insgesamt repräsentiere. In einem Antwortschreiben Söders hieß es wenig später, dass Merkel nicht für die CSU spreche.

Gegenüber "Spiegel Online" teilte Söders Sprecher nun mit, dass es tatsächlich "unterschiedliche Briefe" an das ZDF gegeben habe. Man halte das "für einen normalen Vorgang." Mit Blick auf die Tatsache, dass der Politiker damals im Fernsehrat des Mainzer Senders saß, teilte der Sprecher mit: "Er hat diese Kontroll- und Aufsichtspflichten sehr ernst genommen." Dem Bericht zufolge soll Söder auch versucht haben, Einfluss auf die Gästelisten im "Morgenmagazin" oder bei "Maybrit Illner" zu nehmen. Erst vor wenigen Tagen hatte Söders Sprecherin Ulrike Strauß für Schlagzeilen gesorgt, weil sie sich an einem Bericht des Bayerischen Rundfunk stört. Dass danach auf eine weitere Ausstrahlung verzichtet wurde, habe nach Angaben des Senders jedoch ausschließlich journalistische Gründe gehabt.

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