Die beiden Tore gegen Deutschland im Halbfinale der Fußball-Europameisterschaft haben ganz sicher für so manches Stirnrunzeln gesorgt. Bei einer deutschen Zuschauerin im Warschauer Stadion kullerten sogar die Tränen. Zumindest wurde dieser Eindruck erweckt, als eine Frau mit Tränen in den Augen am Donnerstagabend groß im Bild der Live-Übertragung zu sehen war. Doch offenbar hat die Uefa erneut getrickst: Die gezeigte Frau hat sich inzwischen bei der "Süddeutschen Zeitung" gemeldet und zu Protokoll gegeben, dass die Tränen gar nicht während des Spiels kullerten.

Viel mehr seien die Aufnahmen bereits vor dem Anpfiff entstanden. Bei den Tränen handelte es sich um den Tränen der Rührung: Die Frau sei bei der Präsentation der Mannschaften vom Gefühl übermannt worden, so die "SZ". Mit Schock oder Enttäuschung hatte all das somit überhaupt nichts zu tun, auch wenn die Regie diesen Eindruck nach den beiden Gegentoren offenkundig vermitten wollte. Anders ausgedrückt: Erneut hat die Uefa die Bilder einer Live-Übertragung bei der Europameisterschaft manipuliert. Schon beim Vorrundenspiel der deutschen Mannschaft gegen die Niederlande hatte die Uefa eine bereits vor dem Spiel entstandene Szene in das Live-Bild geschnitten.

Zu sehen war Bundestrainer Joachim Löw, der einem Balljungen den Ball aus dem Arm schlägt - eine eigentlich harmlose Szene, die dennoch für Verärgerung bei ARD und ZDF sorgte. In Folge dessen gab es Gespräche zwischen Sendern und Verantwortlichen der Uefa, die letztlich Besserung gelobten. "Live ist live und muss live bleiben", so Jörg Schönenborn, ARD-Teamchef Fernsehen für EM sowie WDR-Chefredakteur Fernsehen, nach Bekanntwerden der ersten Bildmanipulation. Entsprechend groß ist die Verärgerung über den erneuten Vorfall. 'Wir sind erstaunt und irritiert", sagte Schönenborn nun der "SZ". "Diese Bilder sind für uns so nicht akzeptabel - zumal wir mit der Uefa über diese Problematik vor wenigen Tagen gesprochen hatten. Wir werden jetzt erneut das Gespräch suchen."

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