Die Preisverleihung findet zwar erst am 23. März statt, doch schon jetzt sind die Gewinner des diesjährigen Grimme-Preises bekanntgegeben worden. Auffällig: Als einziger Privatsender gewann das kleine Tele 5 einen Preis - und zwar für die überaus gelungene TV-Satire "Walulis sieht fern". Die Sendung mit Philipp Walulis amüsiere den Normalzuschauer und lasse den professionellen Fernsehbeobachter "geradezu diebische Freude empfinden", urteilte die Jury des Grimme-Preises. Produziert wurde das Format übrigens von afk tv, dem Aus- und Fortbildungskanal München.

Daneben zählt auch die kleine NDR-Serie "Der Tatortreiniger" mit Hauptdarsteller Bjarne Mädel zu den Gewinnern. Aus der kleinen, feinen Idee, einen Tatortreiniger bei der Arbeit zu begleiten, habe Autorin Mizzi Meyer ein Kammerspiel der besonderen Art entwickelt, so die Jury, die zugleich die "wunderbaren Dialoge" lobt. Die Sendung entwickle "ganz beiläufig ein Tempo, an dem sich manche vermeintlich hochtourige Sketch-Comedy ein Beispiel nehmen könnte". Weitere Preisträger in der Unterhaltungs-Kategorie sucht man darüber hinaus vergebens.

Im Bereich Fiktion werden in diesem Jahr fünf Preise verliehen, darunter einer an den Spielfilm "Homevideo", der unter anderem auch bereits mit dem Deutschen Fernsehpreis ausgezeichnet wurde. Der Film greife mit Cybermobbing ein aktuelles und wichtiges Thema auf. Der junge Jonas Nay spiele seine Rolle geradezu schmerzhaft glaubwürdig und lebensnah. Auch das aus drei Filmen bestehende ARD-Projekt "Dreileben" von Christian Petzold, Dominik Graf und Christoph Hochhäusler erhält einen Grimme-Preis.

Weitere Gewinner sind "Liebesjahre" (ZDF), "Die Hebamme - Auf Leben und Tod" (ZDF/ORF) sowie "Ein guter Sommer" (ARD/hr). Sowohl im Fiktions-Bereich als auch in der Kategorie Information & Kultur finden sich ausschließlich öffentlich-rechtliche Produktionen. Ausgezeichnet wird hier unter anderem die Dokumentation "Geschlossene Gesellschaft - Der Missbrauch in der Odenwaldschule" (ARD/SWR/hr), die die Aufdeckung des jahrelangen Missbrauchs von Schülern nachzeichnet.

Zudem gibt es einen doppelten Grimme-Gewinner: Die Macher der Dokumentation "Mein Leben - Die Fotografin Sybille Bergemann" (Arte/ZDF) bekommen einen Grimmepreis - zudem erhält der Film auch den Publikumspreis der Marler Gruppe. Den mit 10.000 Euro dotierten Sonderpreis Kultur des Landes Nordrhein-Westfalen erhält die Reihe "Du bist kein Werwolf" (Kika/WDR). Ralph Caspers und Christine Henning versuchen dabei Hilfestellung beim "Leben in der Pubertät" zu geben und widmen sich darin Fragen wie "Wie rasiert man sich richtig?", geben Tipps fürs Schluss machen und widmen sich auch Fragen wie "Wie kann man eine ungewollte Erektion verstecken?". Gerade letzterer Ausschnitt machte vor einigen Monaten auch eine große Runde durch Facebook & Co.

"Eindrucksvolle, zupackende und nachdrückliche Dokumentationen, herausragende Fernsehfilme mit einem großen Themenspektrum und originelle Unterhaltungsformate prägen den Grimme-Preisjahrgang 2012", sagte Uwe Kammann, Direktor des Grimme-Instituts, bei der Bekanntgabe der Grimme-Preise auf einer Pressekonferenz in Düsseldorf. "Der von den Jurys in einem mehrwöchigen Verfahren beurteilte Jahrgang unterstreicht, dass im deutschen Fernsehen an der Spitze herausragende Leistungen zu finden sind, welche auch im internationalen Vergleich einen hohen Rang einnehmen.“ Sie stünden für inhaltliche Breite, formale Vielfalt, professionelle Qualität und einen großen Reichtum an individuellen Handschriften.

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